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0955 - Das Rätsel der Barriere

Titel: 0955 - Das Rätsel der Barriere
Autoren: Unbekannt
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nach einem neuen Kater. Laß dir einen besseren Cocktail einfallen. Bis dahin möchte ich meine Ruhe haben. Nein, Maryke, du darfst bleiben. Deine Nähe wirkt so belebend."
    Bully zog sich diskret zurück, während er krampfhaft versucht, sich an uralte Mixgetränke zu erinnern.
    Und dann fiel ihm eins ein, das er seit mehr als einem Jahrtausend schon vergessen zu haben glaubte.
     
    *
     
    Kanthall starrte Bully verständnislos an.
    „Vurguzz?" wiederholte er gedehnt. „Was ist denn das?"
    „Eine süßliche, grüngefärbte Mixtur, die ziemlich viel Alkohol enthält, den man jedoch anfänglich überhaupt nicht bemerkt. Und wenn man ihn dann merkt, ist es meist zu spät."
    Kanthall war nicht so begeistert von der Idee, wie Bully sich erhofft hatte.
    „Ich fürchte, das hilft uns nickht weiter, wenn Waringer recht behält. Er ist nämlich zu der Uberzeugung gelangt, daß nicht der Alkohol allein die gewünschte Wirkung auslöst, sondern in erster Linie die durch die Barrierestrahlung veränderte Karottenkomponente. Und genau die lehnt der Mausbiber ab."
    „Kein Problem!" blieb Bully zuversichtlich. „Vurguzz hat einen derart starken Eigengeschmack, daß sich Karottensaft beimischen läßt, ohne diesen Eigengeschmack zu beeinträchtigen. Mit anderen Worten: Gucky würde nichts davon merken, und in alten Zeiten nahm er gern einen Schluck Vurguzz zu sich."
    „Er kann Gedanken lesen, also kennt er die Absicht."
    „Ras Tschubai wird zu ihm gehen, er kann sich mental beherrschen."
    Kanthall nickte.
    „Also gut, ein Versuch kann ja nicht schaden."
    Bully verließ die Zentrale im Hochgefühl seines bevorstehenden Triumphs und eilte in die nächste Messe, um dort für einige Zeit die verantwortungsvolle Aufgabe eines Barmixers zu erfüllen. Mit dem fertiggestellten Produkt suchte er Ras Tschubai in seiner Kabine auf.
    „Das wird er gern trinken, Ras, wenn du es ihm anbietest."
    „Warum gerade ich?"
    „Wenn er mich sieht, verzieht er immer so komisch das Gesicht."
    Ras betrachtete die dunkelgrüne Flüssigkeit und roch daran.
    „Keine Spur von Karotte", stellte er befriedigt fest. Er drückte den Deckel auf den Mixbecher zurück. „Wie soll ich das Zeug denn nennen?"
    „Von mir aus nenne es >Ilt-Flip<, denn schließlich handelt es sich ja nicht um einen unverfälschten Vurguzz."
    Ras schüttelte den Kopf.
    „Jetzt weiß ich auch endlich, woher dieser Ausdruck ‘Ausflippen’ kommt ... „
     
    *
     
    Nach einem tiefen Schlaf von mehreren Stunden erwachte Gucky und fühlte sich fast wie neugeboren. Aus taktischen Gründen unterdrückte er jedoch seinen Tatendrang und mimte weiter den Todkranken. Besonders dann, als er Ras Tschubais Gedanken auffing, der sich der Untersuchungsstation näherte.
    Siebenhundertdreiundvierzig siebenhundertvierundvierzig ...
    Und dann, als Ras in den Raum kam, zählte er laut weiter: „Siebenhundertfünfundvierzig siebenhundert ... „ „Jetzt ist er übergeschnappt!" stellte Gucky sachlich fest und richtete sich kerzengerade im Bett auf, seine Simulantenalbsicht total vergessend. „Maryke, kümmere dich um ihn!"
    Ras ignorierte die auf ihn zueilende Ärztin.
    „Siebenhundertachtundvierzig ... Ich bringe dir einen herrlich schmeckenden Ilt-Flip ...
    siebenhundertneunundvierzig ... „ Maryke nahm ihm den Mixbecher ab und geleitete ihn zum nächsten Stuhl, auf den sie ihn niederdrückte.
    „Ilt-Flip?" forschte der Mausbiber befremdet. „Was soll denn das nun wieder? Ihr seid alle so besorgt um mich."
    „Mit Liebe gemixt, soll an alte Zeiten erinnern ... siebenhundertfünfzig."
    „Was soll die dämliche Zählerei?"
    Ras schwieg, zählte aber in Gedanken weiter.
    Gucky nahm Maryke den Becher aus der Hand und hob den Deckel ab. Vorsichtig roch er an dem Inhalt.
    Sein Gesicht verklärte sich zusehends.
    „Hm, das erinnert mich tatsächlich an früher ... an den Bungalow am Goshun-See auf Terra - aber da nannte man es anders."
    „Siebenhundertsiebenundfünfzig Vurguzz! Sieben..."
    „Vurguzz!" Gucky strahlte, als habe er einen funkelnagelneuen Zellaktivator gefunden. „Lieber Himmel, ist das lange her!" Doch dann drückte er Maryke den Becher in die Hand und streckte abwehrend die Pfoten aus.
    „Dahinter steckt ein Trick, ein ganz gemeiner Trick! Raus mit der Sprache, Ras!"
    „Siebenhundertdreiundachtzig, siebenhundertvierund... „ „Deshalb also die Zählerei! Reinlegen wollt ihr mich! Na wartet, euch werde ich es schon geben!" Er nahm Maryke den Becher wieder aus der Hand.
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