Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0953 - Der Fluch von Eden

0953 - Der Fluch von Eden

Titel: 0953 - Der Fluch von Eden
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
dem verschlossenen Zimmer drängte.
    Ein kurzes Aufgrellen - ein geisterhaftes Brüllen aus Dutzenden Kehlen - dann war der Flur leer. Nur am Boden häuften sich kleine Ascheberge, die eine graue hügelige Landschaft formten.
    Die Tür war unversehrt. Zamorra hatte seine Waffe so präzise dosiert wie nur möglich abgefeuert.
    »Waren das alle?«, fragte Nicole und trat wieder hinter ihm hervor.
    Zamorra konsultierte das Amulett. »Sieht so aus«, sagte er nach einer Weile. »Allerdings registriert Merlins Stern auch in dem Zimmer Aktivität.«
    »Du meinst magische?«
    Er nickte.
    »Noch mehr Monster?«
    »Es gibt einen einfachen Weg, das herauszufinden.«
    »Wir sehen nach.« Sie nickte entschlossen. »Könnte es sich da vorne um das Zimmer der Frau handeln, die wir suchen?«
    »Auch das wird sich gleich zeigen, denke ich.«
    Sie gingen langsam darauf zu. Zamorras Hand umfasste den Türknauf, drehte ihn versuchsweise…
    ... und war verblüfft, dass die Tür nicht versperrt war.
    Warum sind sie nicht hinein? , dachte er.
    Eine mögliche Erklärung war, dass sich in dem Zimmer etwas aufhielt, das noch schrecklicher, stärker und gnadenloser war als sie selbst es gewesen waren.
    Zamorra zögerte, die Tür weiter aufzumachen, als den Spalt, den er sie schon geöffnet hatte.
    In diesem Moment sagte eine brüchige Stimme drinnen: »Monsieur Zamorra? Treten Sie ein. Ich dachte schon, Sie hätten die Einladung einer alten Frau ausgeschlagen. Was sehr unklug von Ihnen gewesen wäre. Ich bin froh, dass ich meine Befürchtung revidieren muss. Und entschuldigen Sie die Sauerei…«
    ***
    Zamorra war nicht zu Scherzen aufgelegt - erst recht nicht zu solch makabren.
    In diesem Haus waren Menschen gestorben, hingemetzelt von Ungeheuern.
    Er nickte Nicole zu, um ihr zu signalisieren, dass es keinen Grund zur Entwarnung gab.
    Er stieß die Tür nach innen auf.
    Hinter einem kurzen Flurstück öffnete sich ein Zimmer, in dem mehrere Kerzen brannten. Offenbar versagte auch hier das elektrische Licht, aber die Frau, die in einem hochlehnigen Ohrensessel saß, den sie so gedreht hatte, dass sie mit dem Gesicht zur Tür saß, hatte sich zu helfen gewusst.
    Es war eine alte Frau, Zamorra schätzte sie grob auf mindestens siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Sie war mehr als schlank, wirkte so zerbrechlich, als könnte eine Windböe sie wie ein Streichholz in der Mitte entzweibrechen.
    »Sie sind die Frau, die mich sprechen wollte?«, fragte er und trat einen Schritt in das Zimmer.
    »Aber ja. Warum so förmlich, treten Sie näher.«
    »Sie wissen, was sich in diesem Haus abgespielt hat?«, fragte Nicole aus dem Hintergrund.
    Die alte Frau reckte den Hals vor. »Wer ist das?«
    »Meine Partnerin.«
    »Sie haben eine Partnerin?«
    »Für jemanden, der vorgibt, alles zu wissen, wissen Sie ziemlich wenig«, provozierte Zamorra gezielt.
    »Ich habe nie vorgegeben, alles zu wissen«, korrigierte sie ihn sofort. »Aber ich weiß, dass Sie es waren, der bestimmte Ereignisse aus dem kollektiven Bewusstsein der Welt gelöscht hat.«
    »Sie sprechen von London?«, fragte Zamorra. »London vor… einem halben Jahr?« Er trat langsam tiefer in das Zimmer. Nicole folgte ihm mit der gleichen Vorsicht.
    »Schließen Sie bitte die Tür hinter sich, Mademoiselle «, sagte die Alte. »Oder Madame !«
    Nicole blickte Zamorra fragend an. Er nickte. Sie drückte die Tür zurück ins Schloss.
    »Fürchten Sie weitere Angriffe?«
    Die alte Frau schüttelte den Kopf. »Ich fürchte sie schon lange nicht mehr. Aber ich fühle mich in Räumen mit offenen Türen nicht aufgehoben.«
    Drei Schritte von der sitzenden Greisin entfernt blieb Zamorra stehen, Nicole schloss zu ihm auf.
    »Sie sind ein hübsches Paar«, sagte die Alte. »Sie verbindet sicher mehr als nur Berufliches, habe ich recht?«
    »Hören Sie auf damit«, sagte Zamorra.
    »Womit?«
    »Mit dieser Farce. Sie wissen, was hier passiert ist - und wenn Sie mich auch nur ein bisschen kennen, muss Ihnen klar sein, dass ich herausfinden werde, ob Sie eine Schuld an den Morden tragen.«
    Überraschend stemmte sich die Frau aus dem Sessel. Kerzengerade stand sie da, ungefähr so groß wie Nicole. Ihr graues Haar war am Hinterkopf zu einem Dutt zusammengeknotet. Hinter all den Fältchen und Furchen in ihrem Gesicht schien für einen Moment das hervorzubrechen, was sie in ihren jüngeren Jahren zu einer Schönheit gemacht hatte.
    »Da müssen Sie nicht lange suchen, Monsieur Zamorra. Ich bekenne mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher