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0951 - Untergang

0951 - Untergang

Titel: 0951 - Untergang
Autoren: Christian Schwarz
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ungestört war. Mit Merlins Stern öffnete er ein Weltentor in die Dimension der Vampire, in der er so lange als Zauberer Tsa Mo Ra gelebt hatte. Heute herrschte Fu Long über Choquai - der chinesische Vampir, den ein ungnädiges Schicksal gegen dessen Willen zum Fürsten der Finsternis gemacht hatte.
    Professor Zamorra betrat die Welt der Vampire. Er hoffte, dass er Fu Long hier antraf. Diese Hoffnung war wohl begründet, denn der Vampir hielt sich meistens hier auf. In die Hölle ging er nur, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ.
    Der Meister des Übersinnlichen ging durch die stark bevölkerte goldene Pagodenstadt. Die Vampire, denen er begegnete, ließen ihn in Ruhe, manche grüßten ihn sogar. Er war hier wohl bekannt, sein letzter Besuch lag gar nicht lange zurück.
    Vor einem eher unauffälligen Haus mit großen Gartenanlagen blieb er stehen und klopfte gegen die Tür. Liang, der Haushofmeister Fu Longs, öffnete. Er bestätigte Zamorra, dass sein Meister im Hause war.
    Gleich darauf stand Zamorra dem zweitmächtigsten Wesen der Schwefelklüfte gegenüber. So sah der Vampir aber gar nicht aus. Fu Long war von kleiner schmaler Gestalt und wirkte in seinem altmodischen dunklen chinesischen Seidengewand, dem langen Zopf, der unter seiner schwarzen Kappe hervorquoll und der Brille wie ein harmloser älterer Chinese.
    »Ich freue mich, dich so schnell wieder zu sehen, mein Freund«, begrüßte ihn der Vampir mit einem Lächeln, das seine Augen jedoch nicht erreichte. »Weißt du nun Näheres über die Gefahr, die in der Hölle entsteht und dort vielleicht bereits das Chaos ausgelöst hat? Oder stattest du mir lediglich einen Freundschaftsbesuch ab?«
    Zamorra gab das Lächeln ebenso kalt zurück. Vor etwa drei Monaten hatte ihn Fu Long auf Château Montagne aufgesucht und Informationen über eine fürchterliche Gefahr erbeten, die sich anscheinend in den Schwefelklüften manifestierte. Eine Präsenz, die niemand kannte und auch nicht lokalisieren konnte, verbreitete aus heiterer Hölle eine nicht unbeträchtliche Angst. Möglicherweise hingen diese Angstwellen mit Tan Morano zusammen, der mit einem Dhyarra verschmolzen war, sich nun als neuer ERHABENER der Dynastie der Ewigen aufspielte und die Angst unter Umständen unwissentlich selbst verbreitete, weil er die ungeheuerlichen Kräfte des Dhyarras noch nicht vollständig kontrollieren konnte; Zamorra wusste es ebenfalls nicht. Als Ex-Vampir schien Morano aber immer noch Verantwortung für die Blutsaugerbrut zu empfinden und hatte versucht, die Vampirclans gegen die unheimliche Gefahr zu einen - was ein wirklicher Witz gewesen wäre, wäre die Gefahr tatsächlich von ihm selbst ausgegangen. Nicht alle hatten dabei unter Moranos Fuchtel gestellt werden wollen. Deswegen war es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Professor und dem Dhyarra-Vampir gekommen, der spielend leicht durch die M-Abwehr ins Château Montagne eingedrungen war und Zamorra um ein Haar den Garaus gemacht hätte. Denn der ERHABENE beschuldigte irrtümlich den Meister des Übersinnlichen, die abtrünnigen Blutsaugerclans gegen ihn aufgehetzt zu haben. Fu Long hatte Zamorra im letzten Moment retten und Tan Morano vertreiben können.
    »Ich entnehme deinen Worten, dass tatsächlich Krieg in der Hölle herrscht, Fu Long. Was ist passiert?«
    Der Vampir machte eine einladende Geste. »Nimm bitte Platz, mein Freund. Lass uns einen Tee trinken, es redet sich besser dabei.«
    Zamorra nickte und setzte sich Fu Long gegenüber. Während Liang mit Tee kam und ihn in zwei Tassen aus zartem Porzellan schenkte, schaute sich der Meister des Übersinnlichen um. Erneut kam es ihm so vor, als sitze er inmitten eines chinesischen Heimatmuseums. Überall standen blau bemalte Vasen aus allerfeinstem Porzellan und Möbel aus antikem Holz, an den Wänden hingen Kalligrafien, die wohl von dem feingeistigen Vampir selbst stammten, eine klassizistisch aussehende Uhr tickte leise auf einer Kommode und rings herum stand Buch an Buch in wandfüllenden Regalen. Zamorra glaubte sich auf der sicheren Seite, wenn er von Zehntausenden bibliophiler Schätze ausging.
    »Du sagtest, dass Krieg in der Hölle herrscht, mein Freund. Ich sprach jedoch nur von Chaos. Was weißt du?«
    »Wie? Ach so, ja.« Zamorra, der an seiner Teetasse genippt hatte, fand wieder in die Wirklichkeit zurück. »Es ist eine seltsame Geschichte, die ich dir erzählen möchte, Fu Long. Es begann vor einigen Tagen. Plötzlich, aus heiterem Himmel, hatte
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