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0951 - Untergang

0951 - Untergang

Titel: 0951 - Untergang
Autoren: Christian Schwarz
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im ungefähren Gleichgewicht blieb. Laut ihrer Aussage hatte Maneki sogar des Öfteren die Fehler Merlins ausbügeln müssen, wofür der sie herzlich gehasst hatte.
    Die Winkekatze hatte sie also hierher nach Takamanohara gelotst; auf die komplizierte, undurchsichtige Weise, die anscheinend allen Wesen ihrer Art zueigen war. Zuerst hatte Maneki dafür gesorgt, dass Nicoles Gefühle für Zamorra sich in Abneigung und schließlich in totale Ablehnung wandelten. Plötzlich hatte sie seine Art nicht mehr leiden können, seine Witze, den ganzen Mann eben und hatte sich nach immer heftigeren Krächen und Szenen schließlich eine Auszeit von ihm genommen. Über Paris und Tokio war sie durch Einflüsterungen und geschicktes Agitieren verschiedener Geister hierher gelockt worden, um durch die Erhöhung zur höchsten Göttin eine Aufgabe kosmischer Dimension zu erfüllen, wie sie zu ihrem Entsetzen hatte vernehmen müssen. Nicole fühlte einen Stich, als sie an die verschwendete Zeit der letzten Monate dachte.
    Das Ganze ist so perfide. So krank. Ich könnte der bescheuerten Katze dafür tonnenweise Rattengift ins Witzkatz-Futter mischen. Dabei macht sie's wahrscheinlich noch nicht mal aus eigenem Antrieb. Hat der Wächter sie etwa beauftragt? Es ist absolut zum Heulen.
    Nicoles Unbehagen steigerte sich zur schieren Panik, als sie daran dachte, dass der Wächter der Schicksalswaage momentan eine perverse Freude daran zu haben schien, wichtige Posten neu zu besetzen, ob das dem Kandidaten nun in den Kram passte oder nicht. Fu Long war das beste Beispiel dafür. Und bei Asmodis bestand zumindest der Verdacht, dass er Merlins Nachfolge auch nicht ganz freiwillig angetreten hatte.
    Von den Palästen am Fluss her näherte sich plötzlich eine Gestalt. Nicole stutzte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. »Das gibt's nicht«, murmelte sie. Ganz deutlich erkannte sie einen dunkelblonden Haarschopf, einen weißen Anzug und ein rotes Hemd.
    »Chéri!«
    Nicoles schriller Schrei hallte bis zu den Bergen hinüber. Sie begann zu rennen. Zamorra, denn niemand anders war es, der sich näherte, blieb daraufhin stehen. Mit ausgebreiteten Armen erwartete er seine Gefährtin. Nicole sprang ihn förmlich an und umklammerte ihn. Sie drückte ihr Gesicht an seine Brust, während Weinkrämpfe ihren Körper durchschüttelten. »Chéri«, flüsterte sie. Mit tränennassen Wangen schaute sie zu ihm auf und strich ihm mit dem Zeigefinger zärtlich durchs Gesicht. »Haben sie dich also auch hierher gelotst? Du glaubst nicht, wie glücklich ich bin, dich wieder zu sehen. Ich hab dich so…«
    Warum bewegst du dich nicht?
    »… vermisst…«
    Warum sind deine Augen so kalt?
    Die grauen Augen verschwammen, wurden seltsam unscharf, so wie das ganze Gesicht. Es veränderte sich! Die harten männlichen Züge weichten auf, wichen weiblicheren Formen. Nicole starrte plötzlich in ein wunderschönes, fast sphärenhaftes Frauengesicht! Auch der Körper, den sie noch immer umklammert hielt, war plötzlich der einer Frau.
    Die Französin wollte zurückfahren. Doch die Gestaltwandlerin war schneller. Sie stieß Nicole so heftig von sich, dass die Dämonenjägerin taumelte und rücklings ins Gras fiel. Auf dem Rücken liegend starrte sie die Fremde an.
    Sie wies nun eine Größe von über zweieinhalb Metern auf, ohne dass Nicole sie hatte wachsen sehen. Ein weiter goldfarbener Kimono umhüllte ihren schlanken Körper. Die wie Sonnenstrahlen schimmernden Haare waren zu einem kunstvollen, fast ein Meter hohen Berg aufgetürmt und hatten trotzdem noch die Länge, wie ein natürlicher Umhang bis weit über das Gesäß zu fallen. Leicht schräg stehende Augen, in denen sich das Funkeln von Millionen Sonnen gleichzeitig zu spiegeln schien, musterten Nicole. Doch bei allem Glanz erschauerte die Dämonenjägerin gleichzeitig auch. Sie glaubte in der makellosen Schönheit etwas Gemeines, Böses, Dämonisches zu erkennen.
    Dieser Eindruck täuschte sie nicht.
    »Und dieses Weib da sollen wir also zur obersten Göttin machen?«, keifte die Goldene mit schriller Stimme los, während sie die Fäuste in die Hüften stemmte und ihrer Frage ein höhnisches Lachen folgen ließ. »Maneki, bist du sicher, dass du nicht die Falsche gebracht hast? Die da ist doch viel zu schwach, sie hat nichts Besonderes an sich. Nicht mal die billigsten magischen Tricks kann sie durchschauen. Pah. Und von so was soll ich mir meine Position streitig machen lassen? Ich denk ja gar nicht dran. Die oberste
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