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0951 - Untergang

0951 - Untergang

Titel: 0951 - Untergang
Autoren: Christian Schwarz
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Göttin bin ich und das bleibe ich auch.« Sie klopfte mit dem rechten Fuß ein paar Mal auf den Boden und starrte in die Runde der Götter, die sich wie aus dem Nichts um die Szene versammelt hatten.
    Amaterasu? , dachte Nicole. Anstatt vor Ehrfurcht zu erschauern, stieg nun die Wut erst so richtig in ihr hoch. Sie spülte die grenzenlose Enttäuschung, Zamorra doch nicht begegnet zu sein, mit einem Schlag weg.
    So was machst du nicht mit mir, auch du nicht.
    Nicole Duval tastete nach dem Dhyarra, der noch immer in der Tasche ihrer schwarzen Lederhose steckte und umklammerte ihn. Trotz ihrer Wut vermochte sie sich mithilfe eines Schaltworts zielgenau zu konzentrieren, denn sie übte den Umgang mit dem Sternenstein fast jeden Tag. Gedankenbilder entstanden in ihr. Mächtige Energieströme aus den Tiefen des Universums begannen zu fließen, unterwarfen sich der Macht des blauen Kristalls und halfen ihm, die Gedankenbilder umzusetzen.
    Amaterasu, die als Herrscherin des Hohen Himmels galt, so viel wusste Nicole gerade noch über sie, begann sich plötzlich unbehaglich zu bewegen. Sie drehte ihre Schultern und ihren Hals, als versuche sie, zahlreiche Verspannungen zu lösen. »Was ist das?«, keuchte sie. Die anderen Götter, ein Sammelsurium japanisch anmutender Humanoider, sahen sie gespannt an.
    Die Sonnengöttin grunzte, als eine mächtige unsichtbare Kraft ihren Rücken zu biegen begann. Immer weiter beugte sie sich nach vorne, bis ihre Handflächen schließlich den Boden berührten. Mit furchtbar verzerrtem Gesicht versuchte sie gegen die fremde Kraft anzugehen, fand aber anscheinend keinen Anhaltspunkt.
    »Was macht die da?«, fragte ein riesiger Mann im blauweiß gemusterten Kimono, auf dem sich ein rotes Wappen befand. Er strich sich Strähnen seines gürtellangen ungebändigten Haarbuschs aus dem Gesicht, in dem wegen des wuchernden Rundbarts und den dichten Koteletten lediglich die funkelnden Augen und eine kühn geschwungene Nase dominierten.
    »Vielleicht interpretiert sie die ›Fünf Tibeter‹(Eine Kombination von fünf Bewegungsabläufen, die zu den ältesten fernöstlichen Methoden gehören, um Entspannung und Fitness zu finden; anscheinend eine wahrhaft göttliche Übung.) neu?«, wagte sein Nachbar, der unablässig traubenartige Früchte von einem unterarmlangen Zweig pflückte und sie in den Mund schob, laut schmatzend einen Deutungsversuch und spuckte dabei mehr von der Pracht auf den Riesen, als er im Mund behielt.
    Amaterasu stand nun auf Knien und Handflächen. Ihr Körper verformte sich langsam. Nase und Mund wurden breiter und länger, bildeten die Schnauze eines Esels aus. Gleichzeitig wuchsen der Göttin lange Ohren und ein graues Fell. »I-aaah, i-aaah«, wieherte das »Tier«, das die Metamorphose noch nicht abgeschlossen hatte, plötzlich los.
    Auch viele der Götter wieherten los - vor Lachen. Manche hielten sich sogar die Bäuche. Nur der Mann im blauweißen Kimono starrte mit zusammengepressten Lippen auf Nicole. »Genug jetzt!«, brüllte er plötzlich. Ein Windstoß, der auf der Erde als mittelstarker Orkan durchgegangen wäre, fuhr über die Ebene und nahm Milliarden Liter Wasser aus dem Fluss mit. Gleichzeitig spürte Nicole, wie sich eine ebenfalls mächtige Kraft zwischen ihre Hand und den Dhyarra schob. Verzweifelt versuchte sie nachzufassen, glitt aber an einer Barriere ab, die sich wie fließende Energie anfühlte.
    Sobald der direkte Körperkontakt zum Sternenstein abgebrochen war, erlosch dessen Wirkung schlagartig. Normalerweise hätte Amaterasu nun in diesem Zustand verharren müssen, aber der Mann gab ihr mit einigen rasch in die Luft gewebten magischen Zeichen ihre ursprüngliche Gestalt zurück.
    Nicole kam katzenhaft geschmeidig auf die Beine. Noch immer wütend funkelte sie die Sonnengöttin an und bedauerte es zutiefst, dass sie sie nicht noch ein paar Runden hatte galoppieren lassen können.
    »Du verfluchtes Miststück!«, keifte Amaterasu los. »Dafür bringe ich dich um.« Sie krümmte die Finger ihrer rechten Hand zu einer Kugel. Zwischen den Fingern schossen grelle Strahlen hervor.
    »Genug jetzt!«, brüllte der Mann sie an. »Du wirst sofort aufhören, verstanden? Sonst bekommst du Probleme mit mir!«
    Mit leicht vorgebeugtem Oberkörper und zitternden Gesichtsmuskeln starrte Amaterasu ihn an. »Wage es ja nicht, mich aufzuhalten, Susanoo. Diese Tochter einer Höllenhündin hat mich gedemütigt. Dafür wird sie über die heiße Klinge springen.«
    Susanoo,
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