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0950 - Visionen des Untergangs

0950 - Visionen des Untergangs

Titel: 0950 - Visionen des Untergangs
Autoren: Christian Schwarz
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durch einen finsteren Tunnel, dessen Wände aus den verzerrten Fratzen dämonischer Wesen bestanden. Bereits das schrille Geheul brachte ihn fast um den Verstand. Klagen, Gier, Mordlust, alles war darin vertreten. Er presste die Hände auf die Ohren, ohne dass es etwas nützte, doch er brauchte seine Arme ohnehin zur Abwehr. Klauen schossen aus den Wänden hervor und auf ihn zu, scharfe Krallen rissen dem Vorbeistürzenden das Fleisch aus dem Körper. Ein riesiges Zyklopengesicht erschien direkt vor ihm, das aufklaffende Maul mit den faulenden Zähnen unter dem riesigen Auge stülpte sich so groß wie ein Scheunentor über seinen Körper. Etwas explodierte in dem jungen Mann. Plötzlich sah er sich selbst durch die Unendlichkeit stürzen, ein ganzes Stück voraus bereits, sah die ständigen Misshandlungen, die die Dämonischen an seinem Körper vornahmen.
    Körper? Er durfte doch gar keinen mehr haben, er war doch nur noch Seele, reiner Geist, was auch immer. Doch er sah sich ganz deutlich durch die Finsternis fallen, sah, wie sich die zerfetzten Stellen und die ausgerissenen Glieder sofort wieder regenerierten. Er selbst verspürte immer noch das fürchterliche Gefühl ungebremsten freien Falls, doch die Monster vergriffen sich plötzlich nicht mehr an ihm.
    Bevor er näher darüber nachdenken konnte, wich die Finsternis. Von einem Moment zum anderen war da Feuer. Feuer und schwarzrote Gluten, so weit er blicken konnte, obwohl er hoch im Himmel zu schweben schien. Der Grund unter ihm war ein einziges tobendes Inferno, es schien ihm, als brenne die ganze Welt. Machtvolle Protuberanzen lösten sich immer wieder aus dem Flammenmeer, schossen quer oder senkrecht nach oben, kreuzten sich, bildeten Flammenbälle und mächtige Explosionen. Die Hitze war nicht auszuhalten. Laurent Bonnart spürte, dass er qualvoll verbrannte, er schrie und brüllte, flehte um das Ende, und doch verbrannte er nicht.
    Und wenn der junge Mann je gehofft hatte, dass die fürchterliche Angst das bewusste Begreifen seiner Höllenfahrt irgendwann vollkommen auslöschen würde, so wurde er restlos enttäuscht. Er schien dazu verdammt zu sein, all das, was ihm widerfuhr, in vollständiger Klarheit seines Geistes erleiden zu müssen.
    Nicht weit von ihm hing Stygia wie eine riesige Fledermaus an gigantischen Flügeln im Himmel. Sie lachte wie irr. »Willkommen auf der Seelenhalde Mitte, Laurent Bonnart! Das, was du bis jetzt erleiden musstest, war nur ein Vorgeschmack auf das, was wir dir nun bis in alle Ewigkeit antun werden. Du wirst Leiden und Qualen kennenlernen, die du dir bisher nicht mal im Traum vorstellen konntest, du verfluchte kleine Seele. Die Peinteufel sind da ganz großartig im Erfinden immer neuer Foltermethoden. Das ist ein gerechter Preis für eine Nummer mit mir, wie ich finde. Nun aber wirst du erfahren, was wirkliche Geilheit bedeutet. Die Peinteufel zeigen es dir. Schau doch.«
    Wieder lachte Stygia und Laurent Bonnart verbrannte weiterhin unter schrecklichen Schmerzen, obwohl er dabei jedem ihrer Worte folgen konnte. Als er seinen Blick nach unten richtete, glaubte er tatsächlich, inmitten des Flammenmeers Gestalten auszumachen. Schwarze Teufel mit Folterwerkzeugen? Sah er richtig? Die Körper von Menschen, die auf Spießen rösteten und denen auch sonst Unvorstellbares angetan wurde?
    Laurent Bonnart würgte. Und verbrannte. Warum sah er die verfluchten Seelen in ihrer menschlichen Gestalt? Sie besaßen sie doch längst nicht mehr. Hing es damit zusammen, dass sie ihre einst körperliche Existenz nach wie vor spürten, um auch auf dieser Ebene möglichst effektvoll gequält werden zu können? So wie er gerade?
    »Und nun fahr vollends zur Hölle, mein geiler Laurent!« Stygia breitete die Arme weit aus. Sofort löste sich eine Legion Peinteufel kreischend aus den Flammen und schoss nach oben. Sie umtanzten mit höhnisch verzerrten Bocksgesichtern den nackten Laurent Bonnart, der etwa 50 Meter von Laurent Bonnart entfernt in der Luft hing und sich mit Armen und Beinen verzweifelt gegen die zugreifenden Seelenpeiniger wehrte. Er selbst wurde dafür in Ruhe gelassen.
    Hoch über den Peinteufeln, die Laurent Bonnart immer heftiger attackierten und ihn auf atemberaubende Luftrunden mitzogen, erschien eine riesige Teufelsgestalt mit Flügeln. Eine dämonisch schöne, rothaarige Frau.
    »Was ist das?«, brüllte Stygia. »Wieso bin ich plötzlich zwei Mal da? Aufhören, sofort!«
    Die Peinteufel ließen von Laurent Bonnart ab, wie
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