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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer
Autoren: Cyril F. Toncer
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bissen uns, aber wenn man nach ihnen griff, dann war da nichts.“ Er sprach jetzt plötzlich frei und flüssig.
    „Wie soll ich das auffassen?“ erkundigte sich der Mediziner gespannt.
    „Ich sagte es schon“, wiederholte Patoux, „sie waren nicht faßbar, nicht anzugreifen. Im doppelten Sinn des Wortes.“
    Dr. Laparouse schüttelte den Kopf. „Das verstehe ich nicht ganz. Demnach meinen Sie, es habe sich um Chimären, um Truggebilde, gehandelt? Dann hätte also Legrand im Grunde recht gehabt, daß ich Gespenster gesehen habe?“
    Der Gesichtsausdruck von Henri Patoux wurde erneut angstvoll und gehetzt. „Durchaus nicht, Pierre. Es sei denn, Sie wollen mich absichtlich mißverstehen. Die Bestien waren bittere Realität. Nur sind sie nicht zu fassen, nicht anzugreifen, nicht totzuschießen, wenn Sie so wollen. Anders als wenn wir es mit einer Meute Kobras, mit einer Horde Krokodile oder einer wütenden Elefantenherde zu tun hätten.
    Und außerdem scheinen sie Legrand zu gehören.“ Die letzten Worte waren nur geflüstert, aber sie alarmierten den Mediziner dennoch.
    „Was soll das wieder bedeuten?“ stieß er hervor.
    „Wissen Sie, Pierre“, sagte der Meteorologe leise und schaute ängstlich um, „als der Commandant Sie herunter geputzt hat, fuhrwerkte er dauernd mit den Händen in der Luft herum. Und seine Hände und Arme sahen sekundenlang wie diese Schlangenwürmer aus. Und auch sein Kopf nahm einmal ein Aussehen an, das dem der Schlangenhäupter verdammt ähnlich war. Für Augenblicke nur, gewiß, aber doch unübersehbar. Haben Sie es nicht gemerkt?“
    Der Mediziner schüttelte nur mißbilligend den Kopf. „Sie sind ja vollkommen verrückt, Patoux! Augenscheinlich hatte Legrand durchaus recht, wenn er meinte, daß hier jemand durchgedreht hat. Er hat in mir wohl nur den Falschen erwischt.
    Wie aber kommt es dann“, sprach er weiter, da Patoux nichts sagte, sondern zu Boden blickte, „daß Sie beide wie die begossenen Pudel dastanden, statt mir zu helfen? Ich nehme doch an, daß Molard auch davon weiß und die gleichen Wahrnehmungen gemacht hat.“
    Patoux schluckte und sah schuldbewußt aus. „Wir… wir waren wie gelähmt“, bekannte er endlich. „Eine unbekannte Macht raubte uns die Bewegungs- und Reaktionsfähigkeit, und zwar von dem Augenblick an, als Legrand das Zelt betrat. Wir haben zwar alles gehört, was gesprochen wurde, konnten uns aber selbst nicht an der Unterhaltung beteiligen.“
    „Nun wird es immer schöner!“ sagte Laparouse ärgerlich. „Nicht daß ich Ihnen unterstellen will, mich vorsätzlich anzulügen, aber immer wieder Legrand. Was hat der damit zu tun?
    Ich habe wirklich keinen Grund, ihn besonders zu lieben oder zu verehren. Weiß der Teufel, wer den unseligen Einfall hatte, uns ausgerechnet diesen Kerl vor die Nase zu setzen.
    Aber daß der Gute etwas mit den Würmern zu tun haben soll, das halte ich nun doch für ein bißchen weit hergeholt.“
    „Ich wollte, ich könnte Ihnen beistimmen, Pierre“, erwiderte Patoux kopfschüttelnd. „Aber ich kann nur wiederholen, was wir beide am eigenen Leib verspürt haben. Sie waren gestürzt und lagen ohnmächtig am Boden, die Würmer verglühten gerade, da schob sich etwas ins Zelt, ich erschauerte bis ins Mark: ein ekliger Schlangenwurmkopf, genauso wie die von den kleinen Bestien, nur riesig wie ein Löwenhaupt. Der dazugehörige Wurm hätte mindestens fünf Meter lang sein müssen. Ich dachte, jetzt sind die kleinen Exemplare verschwunden und die größeren Vettern rücken an, jetzt ist es vorbei. Gerade wollte ich ein Vaterunser beten, da sah ich auf einmal, daß Legrand im Zelteingang stand. Aber die Augen des Scheusals waren noch irgendwie da, sie hypnotisierten mich und Michel. Wir konnten nicht mehr so, wie wir wollten.“
    Laparouse war durch diese Eröffnungen viel tiefer beunruhigt, als er sich eingestehen wollte. Aber er beschloß, es zunächst nicht zu zeigen.
    „Bon, Patoux“, meinte er deshalb mit dem Versuch, einen scherzenden Tonfall zu treffen. „Also wohl Bumbu Makumbu, der große allmächtige Regengott des Niger, der seinen Untertanen zürnt, weil sie ihn vielleicht nicht mehr genügend verehren. Und der nun wütend ist, weil weiße Männer ihm ins Handwerk pfuschen. Er rächt sich auf diese Weise und sein irdisches Werkzeug ist Jules Legrand.“
    „Mein Gott, Sie nehmen die Sache so leicht“, stammelte der Meteorologe. „Wir sollten uns auf eine ernste unbekannte Gefahr vorbereiten,
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