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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer
Autoren: Cyril F. Toncer
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mörderischen Trockenheit litt, eine Klimaveränderung zu bewirken. Damit würde man dem Tod und Verderben Einhalt gebieten, die als Folge der barbarischen Dürre die fraglichen Landstriche beherrschten.
    Um es auf einen kurzen Nenner zu bringen: die französischen Wissenschaftler waren „Regenmacher“. Sie probierten die neuesten Erkenntnisse des Chefs der Meteorologischen Abteilung ihres Institutes aus, und führten durch chemikalische Veränderungen der Wolken Niederschläge herbei.
    Sollten diese Bemühungen erfolgreich sein, gingen die ehrgeizigen Bestrebungen von Professor Juillard noch weiter: er wollte den Versuch unternehmen, die großen Wüsten des Erdballs, vor allem die Sahara, urbar zu machen, und in Kulturland zu verwandeln.
    „Ich verstehe gar nicht“, fuhr Dr. Patoux unbekümmert fort, „warum Sie sich hier so in Ihre Untersuchungen verbeißen, cher ami. Sie sollten sich doch mit uns über unseren Erfolg freuen.
    Nachdem wir gestern die zwei Stratosphären-Bomben losgelassen haben, ist doch hier die schönste europäische Wolkenwand aufgezogen, und es hat über zwei Stunden geschüttet wie aus Kübeln. Und das zum ersten mal nach fast sechs Jahren. Versuchen Sie doch mal, sich das vorzustellen, Laparouse. Sechs Jahre keinen Tropfen Regen. Die Erde ausgedörrt, die Flußbetten versiegt, keine Lebensmöglichkeit mehr für Mensch und Tier. Wo früher große Herden grasten, die ihre Besitzer mit Fleisch und Milch versorgten, jetzt nur noch ein paar ausgebleichte Skelette in der Glut der unbarmherzigen Sonne. Und Dörfer und Ansiedlungen entweder ganz verlassen, oder von ein paar erschreckenden Mumien bevölkert, die dem sicheren Ende entgegen siechen.
    Die Freude und der Jubel der Leute in der ganzen Region sind unvorstellbar. Viele vermögen es noch gar nicht zu fassen. Es ist ja auch wie ein Märchen, wenn man sich die Wirkung betrachtet. Wie von Zauberhand haben sich verborgene Samenkapseln aufgetan, die wohl seit vielen Jahren in der Erde schlummern und nur auf Wasser gewartet haben. Der braungelbe Sand hat sich mit einem frischen grünen Pflanzenfilm überzogen. Nun sagen Sie selbst, ist das nicht ein Resultat, auf das wir stolz sein können?“
    Dr. Pierre Laparouse, der Mediziner, hob jetzt den Blick von seinem Mikroskop und drehte sich nach dem eingetretenen Kollegen um.
    „Schön und gut“, gab er mit ernstem Gesicht zurück. „Aber diese komischen Würmer hier wollen mir nicht gefallen.“
    Der Meteorologe stemmte die Arme in die Hüften und schüttelte verständnislos den Kopf. „Uns ist es gelungen, nach sechs Jahren Dürre Regen zu erzeugen, und damit das Land vor dem sicheren Untergang zu retten, Laparouse. Und Sie befassen sich hier stundenlang mit so ein paar komischen Würmern, statt sich mit uns zu freuen.“
    Dr. Laparouse kratzte sich am Hinterkopf. „Ich wollte, ich könnte die Sache so leicht nehmen wie Sie, Patoux. Aber irgendwie gefällt mir das hier nicht.
    Denn diese Würmer, die ich da beobachte, waren vorher nicht da. Die Proben enthielten nichts als Sand, reinen Sand. Kaum aber kam Wasser dazu, veränderte sich die ganze Substanz in seltsamer Weise. Zuerst brodelte und gärte es nur, dann entwickelte sich eine Art Plasma und die Spuren pflanzlichen Lebens. Und dann waren plötzlich diese Biester da. Sie haben sich unwahrscheinlich schnell entwickelt und vergrößert und meinen Beobachtungen zufolge auch das aufgekeimte pflanzliche Leben vernichtet. Das ist es, was mich besonders beunruhigt. Außerdem, sehen Sie sich die Biester doch mal an. Ich finde, daß sie trotz ihrer mikroskopischen Kleinheit geradezu abstoßend wirken.“
    Der Meteorologe kam skeptisch näher und preßte sein Auge sekundenlang an die Linse. Mit einem erstaunten Ausruf hob er dann wieder den Kopf.
    „Mon Dieu, Sie haben recht, Laparouse! Richtige kleine Scheusale mit einem Drachenkopf und winzigen, aber bestialisch herum arbeitenden Klauen. Und wie gierig die Rachen aufgerissen sind, im Grunde komisch!“
    Er lachte, aber es klang ein wenig unecht.
    „Wenn der Mensch mit Kunstgriffen in den Haushalt der Natur einwirkt, hat das eigentlich immer gefährliche oder unliebsame Nebenwirkungen“, meinte der Mediziner nachdenklich.
    Er griff nach Tropenhelm und Tabakspfeife und wandte sich zum Gehen.
    „Ich hoffe, daß ich mit meinen Befürchtungen unrecht behalte“, meinte er beim Verlassen des Zeltes. „Aber ich werde dennoch die Kultur sehr sorgfältig beobachten. Und sollte ich etwas
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