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0948 - Leonoras Alptraumwelt

0948 - Leonoras Alptraumwelt

Titel: 0948 - Leonoras Alptraumwelt
Autoren: Jason Dark
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und wollte wissen, was wir hier taten.
    »Wir warten auf den Heiligen Geist«, sagte ich.
    »Hören Sie, Mister, auf den Arm nehmen kann ich mich allein. Ich möchte eine anständige Antwort bekommen, denn ich habe Sie auch anständig gefragt. Ansonsten lasse ich sie von hier entfernen.«
    »Schon gut«, sagte ich, »nur keine Aufregung.« Dann zeigte ich ihr meinen Ausweis.
    Sie runzelte die Stirn, lachte etwas spöttisch und gab mir das Dokument zurück. »Früher, Mr. Sinclair, waren die Polizisten auch freundlicher zu den Bürgern.«
    »Früher habe ich noch nicht gelebt.«
    Sie drehte sich um und trat dich an den Automaten heran, um sich eine Cola zu ziehen. Danach verschwand sie grußlos aus der Kantine. Suko schaute ihr lächelnd nach. »Die hast du aber erschreckt, mein Freund.«
    »Ich weiß, es tut mir auch leid. Aber mit meinen Nerven steht es nun mal nicht zum besten.«
    Eine halbe Zigarettenlänge später zuckten wir beide zusammen, als wir aus dem Lautsprecher die Stimme hörten, die sich an uns richtete. Wir wurden in die Chirurgie gebeten; dort erwartete man uns.
    »Endlich geht es weiter«, sagte ich.
    Mit dem Lift fuhren wir hoch. Ein Krankenhaus in der Nacht kann kalt und bedrückend, sogar unheimlich sein. An einigen Stellen gab es nur wenig Licht, während im Treppenhaus die Wände von einer kalten Flut bestrahlt wurden.
    Der junge Arzt mit der Stoppelfrisur erwartete uns. Sein Lächeln wirkte müde. »Wir haben alles versucht, Gentlemen, aber ob es jetzt noch klappt, kann ich Ihnen nicht versprechen. Jedenfalls haben wir den Finger angenäht.« Er räusperte sich. »Wenn Sie mit dem Patienten sprechen wollen, müssen sie ein paar Stunden warten. Er liegt noch in der Narkose.«
    »Danke, Doktor«, sagte ich, »daß sie uns geholfen haben.«
    »Es war meine Pflicht.«
    »Okay.« Wir gaben ihm die Hand und zogen uns dann aus diesem Bau zurück. Draußen hatte die Natur zwar ein weißes Tuch bekommen, aber es hatte aufgehört zu schneien.
    Ich schloß die Fahrertür des Rover auf, den wir zuvor noch geholt hatten, und stieg ein.
    »Wohin jetzt?« fragte Suko.
    »Nach Hause - oder?«
    Der Inspektor räusperte sich. »Was meinst du mit dem oder?«
    »Noch einen Drink?«
    »Wäre nicht schlecht.«
    Ich schaute ihn an und verzog den Mund. »Dann hast du auch keine große Lust, jetzt schon zu fahren.«
    »Nein. Ich würde Shao zuviel erklären müssen. Sie würde fragen, das weiß ich. Aber laß uns den Schluck - ach, ist ja auch egal.«
    »Was meinst du?« fragte ich und startete den Motor. Auch die Scheibenwischer schaltete ich ein.
    Die lockeren Schneemassen flogen zur Seite.
    »Ich kann ja den Rest der Strecke fahren.«
    »Darauf bestehe ich auch.« Suko trank kaum Alkohol, und wenn, dann nur ein Schlückchen. Da war ich anders. Manchmal brauchte ich einfach einen Drink, um einen gewissen Geschmack wegzuspülen. In dieser Nacht hätte ich mich auch allein an einen Tresen setzen und mich langsam zuschütten können. Da das aber nichts brachte, ließ ich es bleiben und machte nach drei Drinks Schluß.
    Da wir am Rande von Soho wohnten, gab es in der Nähe noch genügend Lokale, die offen hatten, was sich aber kaum lohnte, denn die meisten waren fast leer. Das sah im Sommer anders aus, da strömten die Touristen nach Soho und nahmen den Stadtteil in Besitz.
    Wir fanden einen Parkplatz vor dem Laden, auf dessen Namen ich nicht achtete. Mir gefiel der warme Lichtschein, der durch die Butzenscheiben drang und gelbliche Flecken auf den Gehsteig malte.
    Drei Gäste hockten an der Theke. Es gab einen Wirt, der Zeitung las, und einen Kellner, der mit stoischer Gelassenheit Pfeile auf eine Dartsscheibe warf.
    Suko und ich fanden Plätze an der leeren Seite der Theke. Ich bestellte die Drinks. Für Suko Wasser, für mich einen doppelten Scotch.
    »Mit Eis - ohne?«
    »Ohne.«
    »Sehr gut.«
    Das Wasser und der Whisky wurden serviert. Der Wirt sah aus wie ein Franzose, der Reklame für Käse machte. Zumindest kannte ich einen ähnlichen Menschen aus der TV-Werbung.
    Whisky stieß gegen Wasser. Dann tranken wir, stellten die Gläser ab und Suko fragte: »Worauf hatten wir eigentlich trinken sollen? Kennst du dich da aus?«
    »Mir wäre nichts eingefallen.«
    »Auf uns.«
    »Aber nicht auf die Zukunft.«
    »Die siehst du grau, wie?«
    »Nein, Suko, schwarz.«
    »Kann dich niemand von deinem Pessimismus befreien?«
    »Du nicht.«
    »Wer dann«
    Ich gab noch keine Antwort, nahm einen Schluck Whisky und hob den Blick.
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