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0948 - Leonoras Alptraumwelt

0948 - Leonoras Alptraumwelt

Titel: 0948 - Leonoras Alptraumwelt
Autoren: Jason Dark
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war deutlich zu schmecken.
    Wenn wir atmeten, dann saugten wir diese andere Atmosphäre ein, die einen regelrechten Sog auf uns ausübte. Sie wollte uns, und wir wollten zu ihr.
    War sie echt? War sie ein Stück Phantasie? Geschaffen durch uns? Hatte es Leonora Vendre geschafft, sich in unsere Phantasie hineinzuschleichen, um mit unserer Hilfe diese Welt entstehen zu lassen?
    Es war möglich. Es konnte alles stimmen, aber uns war es in diesem Moment egal, denn wir gehörten in das von unserer Phantasie geschaffene Reich und nicht mehr in das normale Leben.
    Glenda Perkins, in deren Adern kein Drachentrank floß, dachte anders darüber. Sie war hart auf dem Boden aufgeschlagen und wie betäubt gewesen, aber sie hatte sich wieder gefangen, denn sie schrie gegen unsere Rücken. »Tut es nicht, verdammt noch mal! Klettert nicht aus dem Fenster! Die Welt ist nicht echt. Die Monster sind nicht echt. Sie sind das Gebilde eurer Phantasie. Ihr werdet in die Tiefe fallen. Ihr werdet zerschmettert sein, wenn ihr am Boden landet. Bitte - bleibt hier!« brüllte sie uns an.
    Wir hörten nicht auf sie.
    Suko schaute mich an, ich ihn.
    Beide lächelten wir.
    Beide freuten wir uns auf diese Welt, die für uns so herrlich war. Und beide gemeinsam hoben wir das rechte Bein, um den Fuß auf die Fensterbank zu stellen.
    Auch Glenda sah dies. Sie war nicht wieder aufgestanden und kniete jetzt am Boden. Die Frau wußte nicht, wem die Beretta gehörte, die sie mit beiden Händen umklammert hielt, aber die Mündung wies auf die Rücken der beiden Freunde.
    Aus Glendas Augen rannen Tränen. Ihre Wangen waren längst naß geworden. Sie war als einzige noch bei Sinnen, und sie hatte sich vorgenommen, bis zum Äußersten zu gehen. Auf keinen Fall würde sie zuschauen, wenn ihre Freunde aus dem Fenster stiegen und zehn Stockwerke in die Tiefe fielen.
    Sie würde schießen, sie würde töten, und sie würde sich danach wahrscheinlich selbst umbringen.
    Noch einen letzten Versuch startete sie. »Hört auf!« brüllte sie. »Steigt nicht hinaus! Kommt zurück! Wenn nicht, dann - dann«, sie schnappte nach Luft, »schieße ich!«
    SCHIESSE ICH!
    Diese beiden Worte hatte ich gehört. Und da ich zögerte, wußte ich auch, daß sie eine bestimmte Bedeutung hatten, die sehr tief, eingreifend und verändernd war.
    »Ich schieße wirklich!«
    Ich drehte den Kopf und konnte Glenda sehen. Ihr Gesicht war verquollen, sie weinte. Aber auch in ihrem Zustand konnte sie treffen, das stand fest. Vor allen Dingen dann, wenn sie die Waffe mit beiden Händen festhielt.
    »Zurück, John - bitte…«
    Ich schüttelte den Kopf. Das andere war stärker. Ich wollte zu dieser Voodoo-Frau, ich wollte sie besitzen, mit ihr glücklich werden, in eine andere Welt gehen.
    »Es gibt kein Zurück mehr!« sagte ich und drehte mich wieder um, weil ich meinen Körper hochstemmen wollte.
    In diesem Augenblick schlief Barry F. Bracht ein - und Zebulon, der Schattenkämpfer, entstand…
    ***
    Es hatte den Lektor Barry F. Bracht schon sehr beschäftigt, daß es ihm nicht gelungen war, seinen Freunden so effektiv zu helfen, wie es sich gehört hätte. Aber er und Zebulon waren zwei verschiedene Personen, und sie reagierten auch so. Barry konnte nicht für den Schattenkämpfer denken und umgekehrt auch nicht, zumindest nicht in wachem Zustand. Er mußte einfach in einen tiefen Schlaf fallen, um handeln zu können.
    Es klappte in den wenigsten Fällen auf Kommando, aber Barry merkte auch, wie wichtig es war, daß er schlief und Zebulon entstand. Er hatte schon längst versucht, alles andere um sich herum zu vergessen, diesen menschlichen Horror, den seine Freunde erlebten, all das lenkte ihn nur ab. Für ihn war es wichtig, Zebulon entstehen zu lassen. Dann war es wirklich nur ein kleiner Schritt in die andere Welt.
    Barry F. Bracht merkte, daß sich seine Konzentration allmählich bezahlt machte und etwas mit ihm geschah. Er erhielt aus einer anderen Welt eine Botschaft, die sich über seinen normalen Realitätssinn legte und sein Denken zudeckte.
    Die Arme des Schlafs, vielleicht auch der Erschöpfung, griffen nach ihm, als er seine Umgebung ausgesperrt hatte.
    Er fiel in einen Schlaf.
    Und Zebulon entstand!
    ***
    Den sah auch ich, und er sah mich!
    Das Aussehen erschreckte mich nicht, aber es tat etwas anderes. Es konnte sich mit einer wahnsinnigen Schnelligkeit bewegen, die mit dem Auge kaum zu verfolgen war. Es legte innerhalb kürzester Zeitspannen riesige Entfernungen zurück.
    In
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