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0948 - Leonoras Alptraumwelt

0948 - Leonoras Alptraumwelt

Titel: 0948 - Leonoras Alptraumwelt
Autoren: Jason Dark
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Weise«, sagte mein Freund. Er redete auch weiterhin mit unserem Kollegen, während ich die Tür geöffnet hatte und nach draußen schaute.
    In der letzten Stunde hatte sich hier einiges verändert, nicht nur, was das Wetter anging. Vom Himmel rieselte feiner Schnee. Das Zeug fiel auf eine beinahe menschenleere Straße, denn der Mob hatte sich aus diesem Bereich verzogen. Er war weiter in den eigentlichen Kern dieses Vorortes gezogen. Dort tobte noch die Schlacht zwischen Protestierern, Randalieren, Autonomen und was immer für Gruppen sich auch dort zusammengefunden hatten, gegen die Polizei.
    Ich drehte mich wieder um. »Wir können gehen!« erklärte ich den beiden.
    »Wohin denn?«
    »Zu einem Krankenhaus, Bayou. Vielleicht kann man deinen Finger noch annähen.«
    Er starrte mich an. »Nein«, sagte er und stand auf. »Nein, das wird nicht mehr klappen. Es ist schon zuviel Zeit vergangen. Der Vorsatz ehrt euch zwar, aber ich habe mich bereits damit abgefunden, mit einer behinderten linken Hand mein weiteres Leben zu verbringen.«
    »Versuchen werden wir es.«
    »Ist schon gut.«
    Wir verließen die Hölle, die jeder von uns in einer verdammt schlechten Erinnerung behalten würde.
    Hier war etwas eingetreten, was wir noch nicht überblicken konnten. Und die Person, die sich dafür verantwortlich zeigte, die hielt sich verborgen. Sie würde abwarten. Sie würde uns beobachten, möglicherweise auch weiterhin an der langen Leine führen, und erst dann zuschlagen, wenn sie es für richtig hielt.
    Hinter uns schwappte die Tür zu.
    Kalter Schnee wehte uns ins Gesicht. Unser Wagen stand dort, wo der letzte Mord passiert war und ein Mann namens Samson Succ sich buchstäblich aufgelöst hatte, so daß nur ein dunkel schimmerndes Skelett von ihm zurückgeblieben war.
    Diese Nacht hatte es bisher in sich gehabt, und sie war noch nicht zu Ende.
    Wer uns so gesehen hätte, der hätte uns sicherlich für alles halten können, nur nicht für Gewinner…
    ***
    Schon die ersten besorgten Gesichter der Menschen im Krankenhaus, in dem wir schließlich gelandet waren, hatten erkennen lassen, daß es nicht sehr gut um unseren Kollegen stand. Ein junger Arzt mit blondem Stoppelhaarschnitt, kümmerte sich zwar um seinen Patienten, aber er war sehr skeptisch.
    Ich hatte ihm die Truhe mitgegeben, und wir waren danach lange in die Kantine des Krankenhauses gegangen, um auf ein Ergebnis zu warten, egal, wie es ausfallen würde.
    Der Raum war bis auf uns menschenleer. Er war kahl. Es gab keine freundliche Atmosphäre. Die Tische mit den Kunststoffplatten, die schlichten Stühle mit den Metallbeinen, die verlassene Verkaufstheke mit der Küche dahinter, das alles sah nicht sehr gut aus. Suko war der Meinung, daß jemand, der noch nicht so richtig krank war, erst hier krank werden konnte.
    Ich winkte ab. »Das ist im Moment nicht mein Problem.«
    »Stimmt, aber wir können nicht andauernd überlegen, was nun passieren wird.«
    »Nichts.«
    »Wie schön.«
    »Moment, laß mich ausreden. Nichts, was wir steuern können. Dafür wird jemand anderer sorgen.«
    Er lächelte plötzlich, obwohl meiner Ansicht nach kein Grund vorhanden war. »Weißt du, John, an was ich gedacht habe? Wir befinden uns hier in einem Krankenhaus. Wir haben das Zeug unfreiwillig getrunken. Und wir könnten uns hier auch die Mägen auspumpen lassen, wenn wir wollten.«
    »Ja, könnten wir!« stimmte ich zu. »Nur - würde das was bringen? Die Wirkung würde sicherlich nicht mehr aufzuhalten sein.«
    »Du denkst schon weit im voraus.«
    Ich seufzte. »Du nicht?«
    Suko schaute ins Leere. »Weiß ich nicht, John. Vielleicht will ich es noch nicht richtig wahrhaben. Es mag auch daran liegen, daß ich noch nichts spüre. Ich verhalte mich wie immer. Ich rede nicht anders, ich handle nicht verkehrt, ich drehe nicht durch, ich bin praktisch so wie immer. Oder ergeht es dir anders?«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    »Eben, John. Vielleicht sollten wir die Dinge einfach nicht so tragisch nehmen.«
    »Noch nicht, du hast recht.« Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Wir hatten Mitternacht, eigentlich eine Zeit, wo ich allmählich müde wurde. Nicht aber in dieser Nacht. Ich war hellwach, ich war wie von einem Stromstoß getroffen. In meinem Innern rotierte alles. Ich dachte daran, daß die nächsten Stunden noch lange werden würden, und im Prinzip fürchtete ich mich davor, ins Bett zu gehen, wo ich dann allein war.
    Etwas steckte in mir. Was es genau war, konnte niemand sagen. Es war
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