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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
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mehr in den Tiefen des Schlafes zu finden. Sie konnte schauen, nahm wahr, was um sie herum vorging, und neben ihr änderten sich die Bewegungen.
    Die Matratze wurde eingedrückt, als hätte jemand ein Wellental produziert. Es war Lucy, die auch nicht mehr sitzen wollte, sondern jetzt aufstand.
    Zwischen ihren Eltern blieb sie für einen Moment stehen und sorgte mit ruderhaften Bewegungen dafür, daß sie das Gleichgewicht nicht verlor. Ein Fuß befand sich auf Donnas Betthälfte, der andere auf der des Vaters.
    Lange blieb sie nicht stehen. Mit kleinen Schritten ging sie vor und näherte sich dem Fußende des Betts.
    Donna sah alles. Sie bekam alles mit, als wäre es für sie nur gespielt worden. Sie befand sich in der direkten Nähe, aber doch sehr weit entfernt, denn etwas hinderte sie daran, sich aufzurichten und ihr Kind festzuhalten.
    Es ging schaukelnd weiter und hatte schon das Fußende des Betts erreicht, als es stoppte. Mit einem Plumps sackte es auf sein Hinterteil, stützte sich mit den Händen ab, um in dieser Haltung zunächst einmal sitzen zu bleiben, den Blick nach vorn gerichtet, auf die Stelle zwischen Bett und Wand, an der sich auch die beiden Fenster befanden.
    So wie sie handelte nur jemand, der auf etwas Bestimmtes wartete.
    Donna bekam es mit. Sie wollte einen Arm heben, sie wollte auch sprechen, aber beides war nicht möglich. Zum einen waren die Arme schwer wie Eisenstangen, zum anderen klebte ihre Kehle zu.
    Der Mund war völlig ausgetrocknet. Im Hals bildete der Schleim dicke Klumpen, und sie hörte ihren eigenen Herzschlag überlaut.
    Donna wartete.
    Das Kind wartete.
    Donna schaute auf Lucys Rücken. Das wollene Nachthemd spannte sich. Der Stoff war rot und mit kleinen gelben Sternen bedruckt.
    Lucy trug es nur in der Vorweihnachtszeit.
    Im Sitzen bewegte sie sich und zog dabei die Beine an. Mit den Händen Umschlag sie ihre Knie. Sie blieb am Fußende und machte jetzt wirklich den Eindruck einer Person, die auf etwas Bestimmtes wartete, das sicherlich eintreten würde und mit der Umgebung zu tun hatte, die zwischen Bett und Fenster lag.
    Oder hinter den Fenstern?
    Der Schatten, der schwingende Vogel oder wie auch immer. Donna konnte es nicht richtig nachvollziehen. Sie mußte einfach zuschauen, denn ihr Zustand veränderte sich nicht. Sie hing irgendwo zwischen Schlaf und Wachsein, als würde sie von irgendwelchen Fäden gehalten, die sie nicht beeinflussen konnte.
    Etwas bewegte sich hinter der Scheibe. Es ging blitzschnell. Donna sah es auch nur, weil sie sich auf die Fenster konzentriert hatte. Zuerst war es an der rechten Scheibe entlanggehuscht, dann an der linken und danach verschwunden.
    Der Schatten!
    Das mußte einfach der Schatten gewesen sein, von dem auch Jack gesprochen hatte. Für sie gab es keine andere Möglichkeit. Der Schatten war da, er beobachtete auch weiterhin das Haus, und er war sicherlich von einem wahnsinnigen Durst nach Blut erfüllt.
    Donna rechnete jetzt damit, einen Riesenvampir gesehen zu haben, eine wahnsinnige Fledermaus mit leicht glühenden Augen, die außen an den Scheiben vorbeigehuscht war, aber bestimmt nicht verschwand, irgendwo zwischen Mond und Erde drehte, um zurückzufliegen.
    Lucy konnte den Vollmond sicherlich sehen. Sie brauchte nur ein wenig den Kopf zu drehen, aber sie starrte nach wie vor geradeaus und zeigte kein Interesse an dem blassen Erdtrabanten.
    Plötzlich fing sie an zu sprechen. Donna verstand jedes Wort ihrer Tochter überdeutlich, aber sie begriff nicht, was Lucy damit gemeint hatte. »Kommst du heute wieder?«
    Niemand war da. Lucy hatte ins Leere geflüstert, aber sie wiederholte die Worte. »Kommst du heute wieder?«
    Eine Antwort bekam sie nicht. Die kleine Welt um sie herum war in ein tiefes Schweigen gefallen.
    »Warum zeigst du dich nicht? Ich warte doch. Du hast es mir versprochen, bitte.«
    Donna kam überhaupt nicht mehr zurecht. Da mußte jemand sein, den nur Lucy sah, der ihr aber verborgen blieb. Schaffte Lucy es vielleicht, hinter die Kulissen zu schauen, in eine Welt zu sehen, die anderen verborgen blieb.
    Jack bekam nichts davon mit. Er schlief sehr tief, als hätte eine andere Macht für diesen Schlaf gesorgt. Von ihm konnte Donna keine Hilfe erwarten, zudem war sie auch selbst nicht in der Lage, etwas zu unternehmen.
    Dafür bewegte sich ihre Tochter, denn sie hob die Arme zuerst an und streckte sie dann nach vorn. »Ich weiß doch, daß du hier bist. Ich weiß es. Warum hältst du dich nicht an dein
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