Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Pflichten verletzt.« Sie schüttelte wegen ihrer eigenen Worte den Kopf. »Nein, nicht du, ich habe sie verletzt. Ich hätte Lucy einfach nicht allein lassen sollen. Jetzt hat er sie geholt. Das Phantom ist noch da, und du hast es sogar in der Nacht gesehen, Jack. Dieser Schatten vor dem Fenster muß einfach das Vampir-Phantom gewesen sein.«
    Jack drückte die Hand seiner Frau fester. »Nichts, meine Liebe, gar nichts haben wir uns vorzuwerfen. Es ist schlimm, ich weiß, aber wir mußten davon ausgehen, daß die Männer aus London das Grauen vernichtet haben.«
    »Und weiter, Jack?«
    »Wieso?«
    »Was hältst du von der Theorie, daß Lucy nicht von diesem Wesen entführt worden ist?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Sie ist weg, und ich frage mich, ob es dabei noch eine Rolle spielt, wer sie uns genommen hat.«
    »Das sehe ich anders, Jack.«
    »Warum? Wieso?«
    »Du hast in der letzten Nacht den Schatten gesehen, ich aber sah dieses engelhafte Wesen. Ich muß dir gestehen, daß ich nicht die geringste Angst vor ihm spürte. Es war so wunderbar rein, so hell, und das Licht umflorte die Gestalt.« Donnas Augen bekamen einen ebenfalls anderen Glanz, als sie in der Erinnerung kramte. »Es kam mir tatsächlich vor, als wollte es unsere Tochter beschützen.«
    »Ein Engel, wie?«
    »Ja, ich glaube.« Sie nickte heftig.
    »Engel?« fragte Jack spöttisch, »Engel – gibt’s die?«
    »Warum nicht?«
    »Ich kann daran nicht glauben. Das sind alles nur Geschichten, die gerade jetzt in die Zeit vor Weihnachten hineinpassen, aber nicht in die normale Wirklichkeit.«
    »Das solltest du so nicht sagen, Jack. Oder hast du vor zwei Wochen daran gedacht, daß Vampire tatsächlich existieren? Hast du dir das vorstellen können?«
    »Nein.«
    »Eben, und so sehe ich es halt mit den Engeln. Ich habe gelernt, daß im Leben alles möglich ist, und wir können nur hoffen, daß wir richtig liegen.«
    Beide schwiegen wieder. Es war kälter geworden, die Temperatur war noch tiefer in den Keller gesackt. Auch das letzte Leben erstarb oder hatte sich bereits vor den finsteren Schatten der Dämmerung verkrochen.
    Der Himmel hatte ebenfalls seine helle Farbe verloren. Er war jetzt schiefergrau geworden und lag wie eine bedrohliche Decke über diesem Teil der Welt.
    »Ich muß etwas trinken«, sagte Jack und wollte aufstehen, aber seine Frau hielt ihn zurück.
    »Was ist denn?« Er ließ sich wieder auf die weiche Unterlage fallen.
    »Pssst!« Donna legte einen Finger auf ihre Lippen. Dann rollte sie mit den noch immer feuchten Augen, erhob sich, von den Blicken ihres Mannes begleitet.
    Sie schaute zur Tür hin, aber auch zur Decke, als wäre in diesem leeren Raum etwas passiert, das nur sie anging und auch nur durch sie gehört oder erfaßt worden war.
    »Was hast du denn?« Jack Tarlington hielt es einfach nicht länger aus.
    Donna zögerte mit der Antwort. Schließlich flüsterte sie: »Da war etwas.«
    »Und was, bitte, soll das gewesen sein?«
    »Eine«, sie atmete durch, »eine Stimme glaube ich. Eine Kinderstimme sogar.«
    »Du meinst doch nicht etwa unsere Lucy damit?« Tarlington saß unbeweglich, die Hände zu Fäusten geballt, dabei rechts und links seines Körpers auf die Polster gedrückt.
    »Doch, Jack, das meine ich. Stell dir vor, ich habe Lucys Stimme gehört.«
    »Unmöglich.«
    »Hör auf, sei still. Vielleicht kehrt sie noch einmal zurück. Dann kannst du sie auch hören.«
    »Du bildest dir etwas ein, Donna. Himmel, du bist einfach nicht zu belehren.«
    Sie ließ ihren Mann sitzen und bewegte sich auf die Tür zu, ohne den Raum zu verlassen. Als sie stehenblieb, war ihr Gesicht zur Tür hin gerichtet, die nicht geschlossen war, doch auch auf der Stelle zeigte sich keine Bewegung.
    »Donna, bitte, ich…«
    »Mummy, Daddy…«
    Auf einmal war Lucys Stimme zu hören, und Jack hätte schreien können, im Gegensatz zu seiner Frau, die auf dem Fleck wie angewachsen stand, aber anfing zu zittern. »Das ist sie!« keuchte Donna.
    »Himmel, das ist sie. Das ist Lucy!«
    Auch ihr Mann sprach nicht mehr dagegen. Er stand ebenfalls wie unter Strom und wartete darauf, daß sich seine Tochter wieder bei ihm meldete, was sie auch tat.
    »Ich bin in Sicherheit. Meine Freundin hat mich gerettet. Ihr braucht keine Angst zu haben, wirklich nicht.«
    »Lucy!« rief Donna, »Lucy, um Himmels willen, wo bist du denn? Lucy, gib Antwort!«
    »Ich bin bei meiner Freundin.«
    »Aber wir sehen dich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher