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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
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im Licht, Jack.«
    »In der Tat. Wie ein Geist.«
    »Ein beschützender Geist.«
    »Dann wird Lucy recht haben.«
    »Ist er auch stärker als das Phantom? Kann dieses Wesen den Blutsauger vernichten?«
    »Ich kann es nur hoffen, Donna. Ich kann nur hoffen, daß wir endlich Ruhe bekommen. Lucy ist der Dreh- und Angelpunkt. Um wieder richtig leben und sich freuen zu können, muß sie wohl durch eine Hölle gehen, um den alten Fluch zu löschen.«
    »Wie sprichst du denn?« beschwerte sich Donna. »Das sind ja schlimme Worte.« Sie wollte von ihrem Mann wegrücken, der aber hielt sie fest.
    »Nein, Donna, es sind keine schlimmen Worte. Es ist die Wahrheit, die reine Wahrheit.«
    »Kannst du mir auch sagen, wo die Freundin unsere Tochter jetzt hingebracht hat?«
    »Ich gäbe Jahre meines Lebens dafür, wenn ich es wüßte, Donna. Aber ich habe keine Ahnung.«
    Die Frau senkte den Kopf. »Das ist ja das Schlimme. Können wir überhaupt noch etwas tun? Ich habe trotz allem eine unwahrscheinliche Angst um das Kind.«
    »Ja, wir können etwas tun, Donna. Beten, nur beten…«
    ***
    Auch wir hatten Bills Arbeitszimmer verlassen, nachdem Sheila uns gerufen hatte. Der Tisch war für drei Personen gedeckt. Wir aßen im großen Wohnraum und nicht in der Küche. Sheila entschuldigte sich schon vorher, denn sie konnte nicht garantieren, daß uns die Gans schmeckte. »Ich war mit meinen Gedanken einfach woanders, dabei hätte ich mich noch um das Essen kümmern müssen.«
    »Es ist schon okay«, sagte ich.
    Die Gans war zuvor von Bill zerschnitten worden. Die Stücke lagen auf einem großen ovalen Teller, wir konnten sie uns aussuchen, und ich durfte anfangen.
    Die Keule lag wenig später auf meinem Teller. Eine knusprig gebratene leicht glänzende Haut verriet die gute Köchin. In den Schüsseln dampften Rotkohl, Maronen und Rosenkohl. Es gab auch Klöße, und in den Gläsern funkelte der Rotwein. Ein herrlicher Duft lag über dem Tisch. Er wehte in den Schein der beiden roten Kerzen hinein, die aus dem Tannengrün wie lange Finger hervorschauten und die vorweihnachtliche Stimmung vervollständigten.
    Es hätte wirklich ein wunderbarer Abend werden können, und ich hatte mich darauf gefreut, wie auch die Conollys, aber jetzt war die Stimmung dahin.
    Wir litten unter einer Spannung, die praktisch der eines Arbeitstags gleichkam.
    Keiner wollte es richtig zugeben, aber unser Lächeln wirkte schon verklemmt, ebenso wie die Blicke, die wir uns zuwarfen. Natürlich versuchten wir, ein Gespräch aufzubauen, was aber über Banalitäten nicht hinausging. »Nimm doch noch etwas Soße, John«, oder »Schmeckt es euch denn wirklich?« Das war’s.
    Wir nickten nur, wir aßen dabei, und ich mußte Sheila zugestehen, daß die Gans vorzüglich war. Mit einem knappen, dankbaren Lächeln quittierte es Sheila, aber die normale Stimmung wollte einfach nicht aufkommen. Wir alle waren blockiert, und Bill hatte auch keine CD mit Weihnachtsmusik aufgelegt.
    Es verging Zeit, aber sie kam uns träge vor. Sheila war es schließlich leid. Sie legte das Besteck zurück auf den Teller und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich kann nicht mehr essen«, sagte sie leise.
    »Es ist nicht möglich.«
    Bill nickte ihr verständnisvoll zu.
    Ich hob mein Glas und trank einen Schluck von diesem vorzüglichen Wein.
    »Das Schlimme ist ja, daß wir hier sitzen«, sagte Bill, »und wissen, daß etwas passiert ist. Uns ist auch bekannt, wie gefährlich dieses Vampir-Phantom ist, aber wir können nichts dagegen tun, verdammt! – Es ist unmöglich.«
    »Vielleicht solltest du bei den Tarlingtons anrufen, Bill.«
    »Ich weiß nicht, Sheila. Was soll ich Ihnen sagen? Trost spenden? Ihnen erklären, daß alles wieder in Ordnung kommt? Nein, das wären nur Worthülsen. Wir haben keine konkreten Ergebnisse. Lucy ist verschwunden, jemand hat sie abgeholt, und unsere optimistische Theorie steht auf verdammt tönernen Füßen. Daß sie nicht von dem Phantom entführt worden ist, ist nur eine vage Hoffnung.«
    »Stimmt.«
    »Du bist so schweigsam, John«, sprach mich Bill an. »Warum sagst du denn nichts?«
    Ich hob die Schultern. »Mir geht es nicht anders als euch. Aber Hoffnung habe ich trotzdem. Der Vampir ist zwar da, aber er ist meiner Ansicht nach schwach. Wäre er normal stark, dann hätte er nicht nur seine Spuren am Hals des Kindes hinterlassen, sondern voll zugebissen und das Blut getrunken.«
    »Meinst du?«
    Ich nickte Sheila zu.
    »Und wie kommst du zu der Annahme,
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