Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0944 - Die Brücke zur Anderswelt

0944 - Die Brücke zur Anderswelt

Titel: 0944 - Die Brücke zur Anderswelt
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
Ansprache und zog dann, mit Miyu an der Spitze des Heeres reitend, in die Berge hinein. Dort irgendwo würde es zum Aufeinanderprallen der Streitmächte kommen.
    Immer wieder berührte Endo die Griffe des Lang- und des Kurzschwertes, die in seinem Stoffgürtel steckten. Das Schwerterpaar Daisho war an sich schon etwas Besonderes, da nur Samurai es tragen durften. Sein Daisho aber besaß Fähigkeiten, die nicht nur gegen menschliche Gegner halfen, sondern auch gegen die Ausgeburten der Hölle. Die leicht gebogenen Klingen waren mit eingeritzten Zeichen versehen, die ihnen große, weißmagische Macht verliehen. Selbst starke Dämonen mussten sich vor Endos Schwertern in acht nehmen. Siebzehn Sommer war es jetzt her, dass der weise und mächtige Zauberer Merlin sie ihm überreicht hatte, nachdem er vor seinen Augen die magischen Zeichen in der Luft entstehen ließ und in die Klingen gebrannt hatte. Miyu besaß ebenfalls ein von Merlin höchstpersönlich präpariertes Kurzschwert. Dazu hatte ihnen der geheimnisvolle Zauberer weitere weißmagische Waffen überlassen, wie zum Beispiel das Amulett mit den fremdartigen Schriftzeichen und den Auftrag, das Böse in diesem Teil der Welt zu vernichten, wo immer es möglich war. Endo, der schon vor der ersten Begegnung mit Merlin erfolgreich gegen Schwarzblütige gekämpft hatte, hatte mit Freuden zugestimmt und empfand es als große Ehre, Helfer des großen Merlin zu sein, den er als einen der Götter aus Takamanohara , der Ebene des Hohen Himmels, ansah.
    Endo und Miyu trieben ihr Heer zu großer Eile an, denn sie wollten noch vor Einbruch der Nacht auf die Blutsauger treffen. Nakamuras besondere Fähigkeiten erlaubten es ihnen zwar, sich auch bei Tage uneingeschränkt zu bewegen, aber in der Nacht waren sie wesentlich stärker. Tatsächlich stießen sie am späten Nachmittag in einem weiten Talkessel auf das Heer des mächtigen Vampirdämons.
    Endo ließ seine Samurai anhalten. Misstrauisch starrte er zu den Feinden hinüber, die in breiter Phalanx heranrückten. Nakamura besaß wesentlich mehr Pferdesoldaten als er selbst, aber das würde in der kommenden Auseinandersetzung nicht unbedingt ein Vorteil sein. Was ihn viel mehr beunruhigte, war das Bild, das Nakamuras Heer abgab. Die Blutsauger waren allesamt in schwarze Rüstungen gekleidet, saßen auf schwarzen Pferden und wirkten wahrhaft Furcht einflößend. Ein kurzer Blick zurück über die Schulter zeigte Endo, dass einige seiner Kämpfer unruhig zu werden begannen.
    »Wir sollten sofort angreifen, bevor unsere Männer noch mehr ins Grübeln kommen«, flüsterte Miyu mit dem Schwert in der Hand und ließ ihr schnaubendes Pferd kurz steigen.
    »Nein«, erwiderte Endo. »Zuerst will ich versuchen herauszufinden, was Nakamura antreibt.« Er schickte zwei Parlamentäre zum Heer der Blutsauger hinüber und verlangte, Nakamura zu sprechen, falls dieser persönlich bei seinen Blutsaugern sei. Treffpunkt sei auf halber Strecke.
    Tatsächlich löste sich kurz darauf eine hünenhafte Gestalt aus den Reihen der Blutsauger. Sie saß auf einem riesigen Pferd, das sie zum vereinbarten Treffpunkt trieb.
    Nakamura, der Vampirdämon!
    Endo konnte seine düstere Ausstrahlung bis hierher spüren. Sie schien noch stärker als sonst zu sein. Er trieb sein Pferd an und ritt dem Fürsten, den die Unterwelt Yomi ausgespuckt hatte, entgegen. Kurz vor Nakamura stoppte er das Tier, konnte aber nicht verhindern, dass es nervös tänzelte.
    Der Vampirdämon trug weder Rüstung noch Gesichtsmaske. Er war so groß, dass er Endo um gut zwei Köpfe überragte, und hüllte sich in ein schwarzes, weit fallendes Gewand, auf dem die düsteren, blutroten Zeichen der Yomi prangten. Sein Gesicht mit den grausamen Zügen war, wie der übrige Körper auch, von ebenholzschwarzer Farbe und verlieh ihm etwas Holzschnittartiges. Die rot glühenden Augen darin ließen ihn noch unheimlicher erscheinen.
    Doch Endo hatte keinerlei Furcht. »Warum greifst du mich mit der ganzen Armee deiner verdammten Blutsäufer an, Nakamura?«, fragte er mit fester Stimme. »Dir müsste doch klar sein, dass du keine Chance gegen mich hast.«
    Nakamuras Gesichtszüge wurden seltsam unscharf und verwandelten sich für einen Moment in die Fratze einer fledermausähnlichen Höllenkreatur. »Ich greife dich an?«, erwiderte er mit dumpfer, knarrender Stimme, die Endo auch jetzt wieder Schauer über den Rücken jagte. »Du bist es doch, der den unausgesprochenen Waffenstillstand zwischen uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher