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0944 - Die Brücke zur Anderswelt

0944 - Die Brücke zur Anderswelt

Titel: 0944 - Die Brücke zur Anderswelt
Autoren: Christian Schwarz
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das bedeuten könnte. Soll ich etwa über diese Landbrücke in den Himmel der Götter, um die Insignien dort zu bekommen? Immerhin drängt es mich dorthin. Und werden mir Mesdames et Messieurs Götter die Dinger einfach so aushändigen? Ah, da ist sie ja, die liebe Nicole Duval, prächtig, wir warten schon sehnsüchtig darauf, dass Sie endlich hier erscheinen, um unsere größten Heiligtümer mit auf die Erde zu nehmen. Aber passen Sie gut drauf auf, ja? Nicht kaputt machen, sind ziemlich wertvoll, bedenken Sie das bitte, wenn Sie ein paar Dämönchen damit killen.
    Kann es sein, dass mich Monsieur übergeordneter Geist nach Strich und Faden ausnutzt? Und wäre es vielleicht sogar möglich, dass CHAVACH um meine Rolle weiß? Will er mir deswegen ans Leder? Sozusagen als präventive Maßnahme? Das könnte sein. Wie aber passt der Dämon ins Bild, der beim letzten Kampf gegen CHAVACH plötzlich zu unseren Gunsten eingegriffen hat? Wer war das? Ist vielleicht auch die Hölle daran interessiert, dass CHAVACH nicht groß wird? Fürchtet da einer der Erzdämonen vielleicht unliebsame Konkurrenz?
    Hm zum dritten. Hat dieser Dämon CHAVACH gekillt? Der Shinigami konnte es nicht sagen. Immerhin habe ich seither keine Albträume von CHAVACH mehr. Könnte also durchaus möglich sein. Warum drängt es mich dann aber weiterhin zu dieser Landbrücke in den Himmel der Götter? Ich werde hier noch wahnsinnig, aber ich finde es wahrscheinlich nur heraus, wenn ich hingehe. Minamoto muss mir helfen.
    Minamoto Masaburo war japanischer Mitarbeiter der deBlaussec-Stiftung und Nicoles Kontaktmann hier in Tokio. Sie mochte ihn, denn er unterstützte sie wirklich vorbildlich. Ohne ihn wäre vieles schwieriger gewesen; anders als Zamorra sprach sie nicht jede Sprache und jeden wichtigen Dialekt dieser Erde und stieß deswegen in dieser fremden Kultur immer wieder an ihre Grenzen. Trotzdem war sie froh, dass sie den einen oder anderen Tag ohne ihn und ausschließlich mit sich selbst verbringen konnte.
    Die vergangenen fünf Tage hatte Nicole passiv abgewartet, ob es neue Aktivitäten CHAVACHS hier in Tokio geben würde. Sie traute dem Braten nicht so recht - hatte sie ihn wirklich getötet? Aber er hatte sich nicht mehr gezeigt, also konnte sie nun wieder das Heft des Handelns in die Hand nehmen und an die Nordküste reisen, zumal sich der Drang, die Himmelsbrücke zu erreichen, seit gestern plötzlich extrem verstärkt hatte. Amanohashidate manifestierte sich auf der Erde als lang gezogene Sandbank und war Teil des Stadtgebiets von Miyazu an der Nordküste der japanischen Hauptinsel Honshu.
    Nur dort kann ich überprüfen, ob meine Annahmen richtig sind.
    Mit der U-Bahn fuhr Nicole zurück zu der kleinen Pension, die ihr Minamoto besorgt hatte. Sie gehörte seiner Tante Ichiko. Beide sprachen leidlich gutes Französisch und Englisch, sodass die Verständigung problemlos klappte. Immer wieder dachte Nicole an die überfüllten Bahnsteige. Sie war sich sicher, ihren »Schatten« in der Menge erneut gesehen zu haben. So langsam ärgerte sie sich darüber. Angst verspürte sie allerdings nicht, höchstens ein leichtes Unbehagen.
    Minamoto, ein nichtssagend aussehender Fünfziger, begrüßte Nicole lächelnd und mit dem Angebot eines grünen Tees im Garten. Sie nahm dankbar an.
    »Ich will unbedingt nach Amanohashidate , Minamoto-san. Begleiten Sie mich?«
    »Natürlich. Ich bin im Moment dazu da, um Ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen, Madame Deneuve. Trotzdem wäre ich Ihnen verbunden, wenn wir noch bis übermorgen warten könnten. Morgen ist nämlich das Kanamara-Matsuri -Festival in Kawasaki. Dort gehe ich jedes Jahr hin und möchte es auch dieses Jahr auf keinen Fall versäumen. Denn ich bin einer der Geldsammler zugunsten der Aids-Forschung. Sie können ja mitkommen, wenn Sie wollen. Es ist ein sehr populäres Fest, das auch immer viele Touristen besuchen.«
    »Eine Wohltätigkeitsveranstaltung?«
    »Ja. Aber nicht nur. Es ist auch ein shintoistisches Fruchtbarkeitsfest.«
    »Also gut, kein Problem. Auf einen Tag kommt es sicher nicht an. Dann schauen wir uns eben an, wie die japanischen Bauern ihren Reis und ihre anderen Feldfrüchte von den Shinto-Priestern segnen lassen. Wird sicher ganz interessant.«
    Minamoto grinste kurz.
    Am nächsten Morgen starteten Nicole und ihr japanischer Begleiter kurz nach Sonnenaufgang. Kawasaki war nicht allzu weit entfernt, nicht einmal eine Stunde Fahrzeit, wie Minamoto versicherte. Denn die
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