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0944 - Die Brücke zur Anderswelt

0944 - Die Brücke zur Anderswelt

Titel: 0944 - Die Brücke zur Anderswelt
Autoren: Christian Schwarz
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worden waren, konnten sich schnelle Heilung durch Endos Amulett erhoffen. Es zog die magischen Kräfte, die in ihnen kreisten, in Sekundenbruchteilen heraus. Lediglich bei dreien funktionierte die Prozedur nicht mehr. Sie starben an ihren schweren schwarzmagischen Verletzungen.
    Langsam brach die Dämmerung herein. Betrübt blickte Miyu auf das Schlachtfeld, auf dem die Samurai damit beschäftigt waren, ihre toten Kameraden auf Pferde zu laden und sie dort festzubinden. Sie würden eine angemessene Beisetzung erhalten.
    »Es hätte Nakamura doch klar sein müssen, dass es so ausgehen würde«, murmelte Miyu. »Er hätte uns niemals zwingen können. Ich verstehe nicht, was das Ganze sollte.«
    Daisuke Endo starrte nachdenklich vor sich hin. Immer wieder strichen seine Fingerspitzen über Merlins Amulett. »Ich verstehe es auch nicht wirklich. Wahrscheinlich hat ihn aber dieser seltsame Felsen, von dem er gesprochen hat, zu diesem unbedachten Tun verleitet. Ich habe nichts damit zu schaffen, aber das Ding macht mich neugierig. Was ist so schlimm daran, dass es Nakamura fast panisch handeln lässt?«
    Miyu umarmte ihren Gefährten. »Du wirst diesen Felsen suchen, nicht wahr?«
    Endo lächelte kurz. »Natürlich. Ich muss wissen, was da los ist. Wenn der Felsen tatsächlich mit einer fremden starken Magie aufgeladen ist, richtet er seine Aktivitäten vielleicht auch gegen uns.«
    »Ja. Vielleicht ist er aber auch unser Verbündeter, wenn der Vampir Angst vor ihm hat.«
    »Dann muss ich ihn erst recht kennenlernen.«
    ***
    Gegenwart, Kawasaki
    Fasziniert beobachtete Nicole die Szene vor ihr. Aus der Menge ragte ein riesiger, rosaroter Phallus senkrecht empor! Er war auf ein hölzernes Tragegestell montiert. Junge Mädchen stiegen darauf herum und streichelten die Skulptur kichernd und lachend. Eine versuchte sie mit den Armen zu umschlingen, schaffte es aber nicht.
    »Sie hätten mich auch vorwarnen können, Minamoto-san«, sagte Nicole gespielt vorwurfsvoll.
    Er schaute sie über das Autodach hinweg an. »Oh, Sie wussten wirklich nicht, was das Kanamara Matsuri ist, Madame Deneuve? Übersetzt heißt das ›Fest des stählernen Penis‹. Sollte ich Ihre Gefühle verletzt haben, tut es mir leid und ich möchte mich dafür entschuldigen. Es mag daran liegen, dass wir Japaner unsere Körper nur als Hülle und Haus der Seele sehen und deswegen unverkrampfter mit ihnen und allem, was damit zusammenhängt, umgehen.«
    »Niemand auf der ganzen Welt geht so unverkrampft mit seinen Körpern und Sexualität um wie das Zamorra-Team.« Nicole grinste nun breit. »Nein, natürlich sind meine Gefühle nicht verletzt, es ist nur ein so ungewöhnlicher Anblick.«
    »Nicht für uns. Das Kanamara Matsuri ist ein äußerst beliebtes Festival bei uns Japanern, genauso wie die anderen Fruchtbarkeitsfeste, etwa das Hounen Matsuri in Komaki. Überall geht es ähnlich zu, dann feiern wir das männliche Glied als Fruchtbarkeitssymbol. Unser Kanamara hat seinen Ursprung im siebzehnten Jahrhundert. In der Edo-Periode kamen Prostituierte zu diesem Schrein der Penis-Verehrung, um für gute Geschäfte und den Schutz vor Geschlechtskrankheiten wie der Syphilis zu beten.«
    Minamoto lächelte. »Daraus ist ein Volksfest geworden. Wir Japaner sehen nichts Anstößiges daran. Und so kommen immer alle, vom kleinen Mädchen bis zum Greis, zusammen, um dem Phallus zu huldigen. Heute erfüllt das Festival zudem noch einen sozialen Zweck. Ich habe es gestern bereits erwähnt, glaube ich, dass wir hier auch Spenden für die Aids-Hilfe sammeln.«
    »Sehr lobenswert.« Nicole musste immer noch lächeln.
    »Ja, nicht wahr, Madame Deneuve. Allerdings kann ich mich deswegen kaum um Sie kümmern, denn ich muss mit der Spendenbüchse losziehen.«
    »Kein Problem, Minamoto-san. So viel erklären müssen Sie mir hier ohnehin nicht. Aber danke, dass Sie mich mitgenommen haben. Es ist klasse hier. Ich denke, ich werde ein ähnliches Fest kommendes Jahr in Feurs veranstalten.«
    Nicole mischte sich unter die Besucher, die die Straßen und Plätze der näheren Umgebung besetzt hielten. Einige trugen fürchterlich aussehende Dämonenmasken, andere waren relativ herkömmlich verkleidet. So wie die junge Frau im Arztkittel und blauer Perücke, die auf einem großen hölzernen Phallus saß und ihn mit einem Stethoskop abhörte. Die, die zusahen, lachten laut und feuerten sie an. Überhaupt stolperte Nicole förmlich über männliche Glieder. Es gab sie als Spielzeuge, als
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