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0944 - Die Brücke zur Anderswelt

0944 - Die Brücke zur Anderswelt

Titel: 0944 - Die Brücke zur Anderswelt
Autoren: Christian Schwarz
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warum?« Merlins Augen wanderten mit einem Mal unstet hin und her. »Ja, natürlich weiß ich es«, erwiderte er plötzlich und sein Gesicht nahm einen listigen, lauernden Ausdruck an. »Bestätige es mir noch einmal, Ma.«
    »Das werde ich nicht.«
    »Dann lass es bleiben!«, schrie der Zauberer mit überkippender Stimme. »Ich hasse dich, du hast hier nichts zu suchen. Wahrscheinlich willst du mir wieder helfen, aber ich brauche deine Hilfe nicht. Ich habe meine Angelegenheiten selbst ganz gut im Griff!«
    »Bist du dir da sicher?«
    Merlin riss die goldene Sichel aus seinem Gürtel und schleuderte sie gegen Ma. Als die sich überschlagende magische Waffe die leuchtende Sphäre berührte, schien sie zu explodieren. Eine goldene Kugel blähte sich auf, legte sich über die weiße - und fiel gleich darauf in sich zusammen. Während die Sichel auf den steinernen Gartenweg klirrte, hing Mas leuchtendes Antlitz unversehrt in der Luft.
    »Du bist nicht echt. Du bist nur eine Projektion«, murmelte Merlin, während er die Sichel aufhob, sie sorgfältig mit einem Zipfel seines Gewandes abputzte und schließlich wieder in den Gürtel steckte. »Aber auch als Projektion kannst du nicht hier auf Caermardhin erscheinen.«
    »Was du nicht sagst, großer Zauberer. Ich dachte, du wüsstest darüber Bescheid. Das hast du doch gerade eben behauptet. Oder hab ich mich da verhört? Aber du hast recht. Ich bin eine Projektion. Das ist allerdings nicht weiter wichtig. Wichtig ist, dass du mit zunehmender Dauer schlimme Entwicklungen in deiner Einflusssphäre immer weniger erkennst. Mir könnte es egal sein, denn ich habe in meiner eigenen genug zu tun. Dort neigt sich das Gleichgewicht der Kräfte momentan gefährlich auf die Seite des Guten und erfordert meinen ganzen Einsatz. Aber vor einigen Tagen war ein Bote des Wächters der Schicksalswaage bei mir und forderte mich mal wieder auf, deinen Bereich zu verwalten, da du dich auf Zeitreise befändest und dieser momentan verwaist sei.«
    »Du lügst«, geiferte Merlin. »Der Wächter mischt sich niemals in unsere Arbeit ein. Ich glaube dir das nach wie vor nicht.«
    Wieder zuckte Mas linkes Ohr. »Für die allermeisten Gebiete, die dem Wächter unterstehen, trifft das sicherlich zu. Doch das deine, Merlin, wird von ihm wohl als etwas Besonderes angesehen. Entwicklungen, die in deinem Teil des Multiversums passieren, scheinen wichtiger als anderswo zu sein. Deswegen, so denke ich, schickt mich der Bote des Wächters immer wieder hierher, um dich zu unterstützen oder zu vertreten.«
    Der Herr Caermardhins legte die Fingerspitzen an die Schläfen und starrte auf den Boden. »Lüge, Lüge, nichts als Lüge«, flüsterte er. »Ich brauche keine Unterstützung, ich kann es alleine. Ich bin mächtig. Ja, mächtig.«
    »Das warst du einst, Merlin, ja. Aber schon in der jüngeren Vergangenheit hat es sich gezeigt, dass du ohne meine Hilfe universellen Schiffbruch erlitten hättest. Dein einst messerscharfer Geist ist stumpf geworden, deine magische Macht schwindet immer mehr und so scheint es unaufhaltsam weiter zu gehen.«
    »Du hast mir geholfen, Ma? Da war etwas… aber ich erinnere mich nicht richtig. Waren es drei Mal, dass du mir geholfen hast?«
    »Sogar schon fünfmal und jetzt muss ich es ein sechstes Mal tun, Merlin.«
    »Nein, ich habe alles im Griff.«
    Die weiße Kugel blitzte für einen Moment auf. »Auf der Erde entsteht momentan eine große Gefahr. Begib dich in den Saal des Wissens und schaue in deiner Bildkugel nach. Richte dein Augenmerk dabei auf Japan.«
    »Du hast mir keine Befehle zu geben! Ich tue, was mir beliebt.« Merlins Aufbegehren fiel im nächsten Moment schon wieder in sich zusammen. »Japan sagst du?«, murmelte er. »Als ich von meiner Zeitreise zurückkam, habe ich alle neuen Bilder kontrolliert, die die Bildkugel während meiner Abwesenheit in den Saal des Wissens gespeichert hat. Hm, lass mich überlegen. Tatsächlich gibt es in Japan momentan erhöhte magische Aktivitäten. Ich habe gesehen, dass dieser Vampirdämon Nakamura meinen Helfer Endo angegriffen hat. Nichts Weltbewegendes. Nakamura ist nicht besonders mächtig und Endo hat auf diesem Teil der Erde alles im Griff. War der Angriff wegen einer Frau? Oder ging es um etwas anderes?« Merlin verzerrte das Gesicht. Es wirkte, als habe der Zauberer große Schmerzen.
    »Es geht in der Tat um etwas anderes, Merlin. Um einen Felsen nämlich, von dem eine ungeheure magische Macht ausgeht. Eine Macht, vor der
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