Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0943 - Der KYBSOON-Effekt

Titel: 0943 - Der KYBSOON-Effekt
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Zähne, die einen solchen höllischen Schmerz erzeugen? fragte sich Chuck und holte tief Luft. Der Laut, mit dem die Atemluft durch seine Nase strich, jagte einen stechenden Schmerz bis unter seine Schädeldecke. Er zuckte zusammen und stöhnte. Die Medikamente ließen langsam in der Wirkung nach. Aus dumpfem Schmerz wurde stechender Schmerz, der rasend machte.
    „Hoffentlich ...", wisperte Daniels.
    Makabre Scherze von Leuten, die vom Schmerz nicht verrückt gemacht worden waren: KurSystem und Planet Klinik. Sehr witzig, dachte Daniels. Wir werden es ihnen heimzahlen, wenn wir wieder in Ordnung sind.
    „Chuck!"
    Sarzane wandte mühsam den Kopf und sah, wie Daniels aufstand. Der Kollege winkte und deutete mit der linken Hand zum Schott. Mit der rechten klammerte er sich an der Sessellehne fest. Auf dem Bildschirm erschienen die ersten Fernaufnahmen und eine überschlägige Analyse des zweiten Planeten dieses SechserSonnensystems.
    Ich komme, formte Chuck lautlos mit den Lippen. Hilf mir.
    Jeder Besatzungsangehörige wußte genau, an welchem Punkt er sich im Fall einer Evakuierung einzufinden hatte.
    Jeder kannte den schnellsten und kürzesten Weg zu einem Hangar, in dem sich ein Beiboot unterschiedlicher Größe befand. Chuck und Daniels stützten sich gegenseitig und tappten aus dem Raum hinaus. Wieder ließ das aufgleitende Schott die Männer taumeln unter dem wilden Ansturm von Geräuschen und nachfolgenden Schmerzen. Sie hatten genug. Sie glaubten, den Weg bis zum Sammelpunkt nicht mehr schaffen zu können. Die Hoffnung trieb sie zu wahren Höchstleistungen. Sie wuchsen förmlich über sich hinaus.
    Ein Chronometer im Korridor zeigte ihnen die genaue Zeit. Es war der achtundzwanzigste März 3587, zweiundzwanzig Minuten nach sechzehn Uhr.
    Sie nahmen schleierhaft wahr, daß sich andere Schotte öffneten. Gestalten wankten und krochen heraus. Aus Treppenaufgängen und aus den Einmündungen von Rampen kamen die Befallenen, die sich noch selbst fortbewegen konnten. Sie gingen außerordentlich langsam und vorsichtig. Sie bemühten sich, leise aufzutreten.
    Die Haare hingen weit über die Schultern.
    Einige hatten Fingernägel, länger als die Finger selbst. Fast jedes Gesicht war, obwohl ausgezehrt und verwüstet wirkend, geschwollen. Die nachwachsenden Zähne! So schleppten sie sich dahin, einzelne Raumfahrer, kleine Gruppen, oder größere Gruppen im Gänsemarsch, einer an den anderen geklammert.
    Gab es für den Ausbruch dieser Krankheit noch andere Indikatoren als eine zu lange Reise durch den Weltraum ohne die Unterbrechungen planetarer Landungen?
    An Bord der BASIS waren jedenfalls alle unbekannten und längst bekannten Voraussetzungen gegeben. Die Krise war jetzt, und sie war hier.
     
    2.
     
    Die Kranken begannen die Gesunden zu hassen.
    Der Leidensdruck der ununterbrochenen, unaufhörlich sich neu steigernden Schmerzen veränderte die Beziehungen zueinander. Der fehlende Schlaf und die hundert Störungen, wenn es doch gelungen war, für kurze Zeit einzuschlafen, machten die Kranken ungerecht und zanksüchtig, neidisch und wütend. Aus Wut und Neid erwuchsen Gefühle wie Haß und Ratlosigkeit. Keiner der „Gesunden" ließ sich sehen, während die KybsoonErkrankten ihren schweigenden Marsch zu den Hangars begannen.
    Einige Transportplattformen, von Robotern gesteuert, glitten lautlos durch die Gänge und bremsten vor den geschlossenen Schleusentoren ab.
    Längst waren die Besatzungen der BeibootZentralen an Bord und warteten. Sie kannten das Ziel und vermochten, als sie auf den Schirmen die Schlangen der gequälten und geschundenen Kameraden sahen, nicht einmal sarkastische Scherze zu machen.
    Der Planet Klinik war eine wüstenhafte, von Sand und undefinierbaren Flechten bedeckte Welt. Die Luft war immerhin atembar, wenn auch entsprechend der Dicke irdischer Luft in dreitausend Metern über dem Meeresspiegel.
    Es war nur wichtig, daß die Schiffe dort landeten und etwa achtundvierzig Stunden stehenblieben. Falls sich die Symptome so schnell wie geschätzt zurückbildeten, konnten sich die Genesenden immerhin zu Fuß durch den Staub und Sand bewegen.
    Trotz der marternden Schmerzen und der gnadenlosen Erschöpfung bewahrten die kranken BAS1SRaumfahrer entsprechende Disziplin. Sie schleppten sich die ausgefahrenen Rampen hinauf und ließen sich, wenn es nötig war, von lautlos gleitenden Robotern helfen oder setzten sich auf Schwebeplattformen, auf denen bewußtlose Raumfahrer lagen. Sie suchten sich in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher