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0943 - Das Vampir-Phantom

0943 - Das Vampir-Phantom

Titel: 0943 - Das Vampir-Phantom
Autoren: Jason Dark
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sie den Kopf gedreht hatte und mich anschaute.
    Sie lachte mich aus.
    Es war ein wildes Kreischen, das eigentlich meine Ohren hätte malträtieren müssen. Für mich aber hörte es sich entfernt an, sehr weit entfernt, als lägen zahlreiche Kilometer dazwischen.
    Und ich war weiterhin so gut wie wehrlos und nicht mehr als ein Zuschauer. Diese graue Wand hatte mich einfach lahmgelegt. Sie war in unseren Dunstkreis eingedrungen wie ein Teil aus einer anderen Dimension oder Welt, die von einer unheimlichen, phantomhaften Schattengestalt beherrscht wurde, denn nichts anderes war die Gestalt, die sich um Lucy Tarlington kümmerte.
    Längst schwebte die Untote über dem Boden wie ein böser Engel, und sie blieb auch nicht an dieser Stelle, sondern wurde weiter zurückgezogen, wobei ich mich nicht rühren konnte. Die Wolke zog sich um beide Gestalten zusammen, als wollte sie ihnen eine zweite Haut geben, und dann waren sie weg.
    Einfach so.
    Verschwunden.
    Nicht mehr da!
    Jemand lachte. Ich wunderte mich über dieses Lachen, bis mir einfiel, daß es aus meinem Mund strömte. Ich hatte mich einfach abreagiert, denn ich war wie vor den Kopf geschlagen gewesen.
    Eben hatte ich noch wie der sichere Sieger ausgesehen, jetzt mußte ich mir eingestehen, verloren zu haben. Es gab Lucy nicht mehr. Sie war nicht nur einfach verschwunden, nein, jemand hatte sie sich geholt, und für mich war es so gewesen, als hätte sie sich aufgelöst.
    Ich kam auf die Füße. Dann drehte ich mich um. Bill kniete am Boden. Neben ihm lag Hal Doring.
    Er atmete schwer und brabbelte irgend etwas vor sich hin. In seinem eleganten Smoking wirkte er wie ein Pinguin.
    Bill hatte mich beobachtet und warf mir einen fragenden Blick zu. Ich konnte nur die Schultern heben. Dann hörte ich, wie mein Freund sagte: »Er und sie sind verschwunden.«
    »Richtig, Bill. Du hast das gleiche gesehen wie ich.«
    Der Reporter hatte gespürt, daß ich nicht viel reden wollte. Ich mußte etwas ausprobieren und ging zum Fenster. Es gab keine Reste mehr, die zurückgeblieben waren. Als ich den Vorhang zur Seite zerrte, schaute ich gegen die geschlossene Scheibe und in den Londoner Himmel.
    Es war ein imposanter Ausblick, aber für ihn hatte ich keinen Blick. Meine Gedanken beschäftigten sich mit dem Unmöglichen, das möglich geworden war, wobei ich mich selbst korrigierte, denn ich hatte mir abgewöhnt, den Begriff unmöglich zu benutzen. Daß er nicht zutraf, hatte ich hier erlebt.
    Es war etwas geschehen, mit dem ich nicht zurechtkam.
    Als ich mich wieder umdrehte, saß Doring in einem Sessel und starrte ins Leere. Er war bleich wie eine frisch gestrichene Wand und stand sicherlich unter Schock. Aber er war auch derjenige, der uns möglicherweise weiterhelfen konnte, denn aus Spaß hatte er sich mit dieser Lucy Tarlington sicherlich nicht getroffen.
    Bill Conolly hatte die Vase wieder aufgerichtet, auch die Flasche aufgehoben. Er schaute sich nach etwas Trinkbarem um und fand eine Flasche Whisky, die er entkorken mußte, um Doring einen Doppelten einzuschenken.
    Der Mann nahm das Glas, bedankte sich durch ein Nicken und schlürfte die ersten Schlucke. Er bewegte den Mund dabei, als wollte er den Whisky kauen.
    »Willst du auch einen Schluck, John?«
    »Nein.«
    »Ich aber!« flüsterte Doring und hielt Bill das Glas hin, der abermals einschenkte.
    Diesmal trank Hal Doring nicht. Er beugte sich nach vorn, umklammerte das Glas mit beiden Händen und schüttelte immer wieder den Kopf. Ich hatte mich auf die Lehne eines Sessels gesetzt, Bill auf einen Stuhl mit geschwungener Lehne.
    »Können wir reden, Mr. Doring?«
    Er hob seinen Kopf und schaute mir ins Gesicht. Die Haut war schweißnaß. Seine Lippen zitterten, ohne daß er etwas sagte.
    »Haben Sie mich verstanden, Mr. Doring?«
    »Ja«, sagte er, »das habe ich.« Er wischte über die kahle Stelle auf seinem Kopf. »Aber sagen Sie mir nur, wer Sie sind. Weshalb sind Sie hier erschienen?«
    Ich stellte mich vor und beobachtete ihn dabei. Natürlich erwähnte ich auch meinen Beruf, und da zuckte Doring schon zusammen, wie jemand, der ein schlechtes Gewissen hat. Ich machte ihn auch mit Bill bekannt, ließ dessen Job aber weg, weil ich Doring nicht verunsichern wollte, denn im Beisein eines Reporters hätte er kaum etwas gesagt.
    »Sie wissen und haben gesehen, was hier geschehen ist, Mr. Doring. Können Sie sich einen Reim darauf machen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Pardon, aber so ganz nehme ich Ihnen das nicht
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