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0943 - Das Vampir-Phantom

0943 - Das Vampir-Phantom

Titel: 0943 - Das Vampir-Phantom
Autoren: Jason Dark
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durch die geschlossene Eingangstür wieder nach draußen.
    Genau da hielt er sich auf.
    Der Vampir, nein, das Phantom, denn ich sah auch die schwarze Wolke, die es umschwebte…
    ***
    Ich kam mir vor, wie jemand, der von einem Loch in ein anderes stürzt. Plötzlich drängten sich die Dinge zusammen. Sie verdichteten sich, und ich wußte, daß ich hier im Innern des Motels den falschen Platz eingenommen hatte.
    Deshalb mußte ich hier raus.
    Diesmal war ich nicht so vorsichtig. Ich überwand die Strecke mit raschen Schritten und erschrak auch nicht, als die beiden Türhälften zur Seite glitten, damit ich freie Bahn hatte.
    Auch die Kälte bekam ich nicht mit, ich war einzig und allein auf dieses Phantom fixiert, das sich vor mir befand, sich aber in einer Entfernung aufhielt, die ich nicht mal schätzen konnte. Es konnte weit, es konnte ebensogut nah sein, und nur mein Pendel reagierte auf eine nahezu hektische Art und Weise.
    Es führte heftige Bewegungen durch. Der Stein schwang weit aus, als wollte er den Kreis voll durchschlagen und nicht nur die Fragmente, und ich spürte zugleich mein Kreuz, wie es sich gegen die unheimliche Erscheinung wehrte.
    Jenseits des Lichtscheins blieb ich stehen, um gegen den Himmel und zugleich über den Boden hinwegzuschauen. Da war die Wolke, da war auch die Gestalt, aber sie kam mir nicht mehr so abgetrennt von ihrer übrigen Umgebung vor wie bei unserer ersten Begegnung. Dieses Phantom war eins mit seinem Dunstkreis geworden. Es beugte sich, es drehte sich zu Spiralen zusammen, es breitete sich aus, es zog sich wieder zusammen, und es nahm sogar eine andere Farbe an.
    Wolken, die aus einem grünlich eingefärbten Dampf zu bestehen schienen, trieben dem Himmel entgegen und senkten sich in Richtung Boden. Irgendwo in der Mitte blieben sie hängen. Ich rechnete mit einem schnellen Angriff, aber die Erscheinung zog sich wieder zurück. So schnell, daß ich nichts dagegen unternehmen konnte. Sie drehte sich zu einer Spirale zusammen und tauchte ein in den Himmel, um dort endgültig zu verschwinden.
    Zurück blieb ich.
    Allein in der Kälte, und ich fühlte mich in diesem Augenblick wieder wie ein Verlierer. Das Vampir-Phantom hatte sich gezeigt, und es hatte mir bewiesen, daß es nicht so einfach zufassen war. Ich mußte einfach davon ausgehen, daß es mit uns ein Spiel trieb und uns lächerlich machen wollte, denn wir hatten es auch nicht geschafft, das Leben des Mannes an der Rezeption zu retten.
    Das Phantom hielt uns unter Kontrolle. Es würde uns auch weiterhin beobachten und erst dann richtig zuschlagen, wenn wir das Ziel, Llanfair, erreicht hatten.
    Ich ging wieder zurück. Abermals öffnete sich die Tür. Im Zimmer erschien ein Gast.
    Es war Marek!
    Vollständig angezogen, aber ziemlich von der Rolle, denn er starrte mich an und wies auf das Pendel. »Du hast es. Himmel, was ist denn geschehen? Das Fenster war nicht geschlossen und…«
    »Wir hatten Besuch.«
    »Wer?«
    »Sage ich dir gleich.« Ich drückte ihm das Pendel in die Hand und beugte mich über die Rezeption, um Frantisek den Toten zu zeigen.
    Der Tote war verschwunden!
    Ich holte tief Luft, drehte mich um und schaute Marek an.
    »Was ist denn los?« fragte er laut.
    »Wir sollten Bill und Suko Bescheid sagen«, erwiderte ich.
    »Und warum?« Marek hatte noch keinen Blick hinter die Rezeption geworfen. Er wartete auf meine Antwort, die nicht lange auf sich warten ließ.
    »Wir haben ein kleines Problem mit einem Vampir…«
    ***
    Ein Wesen der Dunkelheit nutzte die Finsternis der Nacht auf seinem Weg zum Ziel.
    Lucy Tarlington war nicht mehr aufzuhalten. Sie hatte von ihrem Haus endgültig Abschied genommen. Es war nicht mehr so wie früher. In der letzten Zeit hatte sich einiges geändert, und sie hatte nicht gewußt, daß es verändert werden sollte.
    Bei ihrem letzten Besuch war es noch nicht so gewesen, nun aber sah sie die Dinge mit anderen Augen. Sie würde sich eine neue Heimat suchen müssen, denn es gab keinen Ort mehr, an dem sie sich hätte in aller Ruhe zurückziehen können.
    Die Nacht war ihr Freund. Sie schluckte die Gestalt der einsamen Wanderin. Die Dunkelheit kam ihr vor wie ein gewaltiges Loch, das tiefer und tiefer wurde. Über ihrem Kopf bildete der Himmel ein dunkler Meer, wie ein Stück Ewigkeit, ohne einen Anfang und ohne ein Ende zu haben.
    Lucy aber ging weiter. Das Kleid war schmutzig geworden. Sie liebte es trotzdem. Sie würde es nicht ausziehen, sie würde sich darin zeigen und
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