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0940 - Gipfel der Macht

0940 - Gipfel der Macht

Titel: 0940 - Gipfel der Macht
Autoren: Volker Krämer
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Nazarena Nerukkar ihre tausend Augen und Ohren auf sie ansetzte.
    Und doch wusste Nerukkar sehr genau, dass es im Palast andere gab, deren Gedankengut auf nichts anderes ausgerichtet war als auf einen Umsturz.
    Sie wollten nicht mehr warten, denn selbst wenn die ERHABENE in naher Zukunft ihren Platz würde räumen müssen, konnte niemand ahnen, welche Linie der nächste Führer der DYNASTIE einschlagen mochte.
    Wenn der nicht aus ihren eigenen Reihen stammen würde, war und blieb es ein Vabanquespiel.
    Der Kristallpalast war komplett unterkellert - zweifach.
    In den oberen Kellerräumen fand man das, was man zu finden vermuten konnte: Lagerräume, riesige Hallen, in denen Mobiliar aus längst vergangenen Zeiten abgestellt worden war, Kühlhäuser oder die technischen Anlagen, die, gespeist durch die Energie von riesigen Dhyarra-Kristallen, für Licht, Wärme und alle Annehmlichkeiten im Palast sorgten.
    Die zweite Kellerebene hingegen war nur wenigen in der DYNASTIE bekannt. Die meisten Räume und Hallen standen leer. Es gab hier den sogenannten Rettungsbereich, in den sich der oder die ERHABENE zurückziehen konnte, wenn der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass der Palast von Invasoren angegriffen würde. Bis heute war das allerdings noch nie geschehen.
    Diese Ebene zu betreten, war für ihn wie das Eintauchen in eine fremde Welt, in ein anderes Universum. Vor ihm erstreckte sich eine absolut leere Halle. Als er die ersten Schritte machte, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Er blieb stehen, stampfte dreimal heftig mit dem linken Fuß auf den Boden, der aus irgendeinem Metall zu bestehen schien. Nicht der winzigste Ton war zu hören - kein Hall, kein Echo, das sich an den hohen Wänden brach, einfach nichts von alledem. Eine perfektere Dämmung konnte es einfach nicht mehr geben. Verstohlen warf er einen Blick über seine linke Schulter. So angenehm diese Ruhe auch war, so sehr konnte sie auch an seinen Nerven zerren. Aber da war natürlich niemand, der ihm folgte.
    Einer seiner Brüder ganz sicher nicht, denn es gab eine festgelegte Reihenfolge, in der sie hier erscheinen mussten. Er war an diesem Tag der Letzte in dieser Reihe.
    Mit entschlossenen Schritten durchquerte er die Halle, der sich eine weitere anschloss. Zielsicher steuerte auf die türlose Wand auf der linken Seite zu. Hier unten gab es viele Dinge, technische Wunder und Raffinessen, die sich einem unbedarften Besucher niemals erschließen konnten.
    Er war jedoch alles andere als unbedarft.
    Er bremste seinen nun doch forschen Gang auch nicht ab, als er der Wand schon bedrohlich nahe gekommen war.
    »Sampi.« Nur dieses eine Wort kam über seine Lippen, dann war die Wand heran - und er ging durch sie hindurch, als würde sie überhaupt nicht existieren.
    Natürlich war es nur ein weiterer Raum, in dem er landete, und doch erschien die Illusion beinahe schon zu perfekt. Er atmete tief durch, denn beinahe konnte er die würzige Luft riechen, den Duft der Gräser und Pflanzen, die hier wild wucherten - zu wuchern schienen. Über ihm strahlte der blaue Himmel hoch oben; rundherum war das Panorama des Chert-Gebirges zu bewundern. Die Kristallwelt hatte wundervolle Landschaften, die von den meisten Ewigen schlichtweg übersehen wurden. Er gehörte nicht zu dieser Gruppe von Ignoranten.
    Doch er war nicht hier, um zu genießen.
    Links und rechts von ihm wurden verschwommene Schemen sichtbar, aus denen sich nach und nach die Konturen von sieben Ewigen formten, die sich hier getarnt hatten. Einer von ihnen trat einen Schritt auf den Neuankömmling zu. Eine angedeutete Verbeugung war alles, was unter ihnen als Gruß üblich war. Dann wandte er sich an die Ewigen um ihn herum.
    »Ich grüße die Sampi. Unser letztes Treffen ist eine Weile her, denn direkt nach der Verwundung und dem lebensbedrohenden Zustand der ERHABENEN hatten wir beschlossen, uns für den Fall der Fälle bereitzuhalten. Ihr alle wisst, was dann geschah.« Er bekam keine Reaktion von den anderen, doch sie alle erinnerten sich natürlich gut daran, wie die ERHABENE langsam aber sicher wieder zu Kräften kam. Damit war die Chance vertan, auf die diese acht Alphas gehofft hatten.
    Sie nannten sich die Sampi. Der Name stammte von dem tatsächlich letzten Buchstaben im Alphabet der Ewigen, das identisch mit dem griechischen auf Gaia, der Erde, war. Alpha bis Omega - so lautete auch die Rangordnung in der DYNASTIE DER EWIGEN, doch nach dem Omega folgte noch ein Neutrum, das in der
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