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0933 - Die Horror-Mühle

0933 - Die Horror-Mühle

Titel: 0933 - Die Horror-Mühle
Autoren: Jason Dark
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auf den Tisch. »Und was meinst du?«
    Ich schaute wieder über die Mauer hinweg. »Du hastvorhin von kleinen Orten gesprochen und von viel Landschaft dazwischen. So etwas kann auch von Vorteil sein. In einer Großstadt fällt es nicht so schnell auf, wenn Kinder verschwinden. Aber hier ist das anders. Hier kennt jeder jeden. Da achtet man auf den Nachbarn. Da weiß man sehr genau, wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte, deshalb muß sich Buzea verdammt Mühe geben, wenn er sein Ziel erreichen will.«
    »Das ist mir auch klar, John. Aber wo kann er sich die Kinder holen? Sich an eine Schule stellen und sie kidnappen?«
    »Das wäre zu auffällig.«
    »In ein Haus gehen und…« Er winkte ab. »Das ist auch Quatsch. So kommen wir nicht weiter. Es wäre wirklich am besten, wenn sich die geheimnisvolle Stimme wieder meldet und uns einen Typ gibt. Damit könnten wir dann etwas anfangen.«
    Ich hatte zugehört, war aber mit meinen Gedanken bereits einige Schritte weiter. »Wenn ich er wäre«, sagte ich, »würde ich es dort versuchen, wo es nicht besonders auffällt.«
    »Richtig. Aber wo?«
    Ich drehte mich langsam nach links, daß es Harry Stahl auffiel. Dabei hob ich einen Arm und wies mit dem ausgestreckten Zeigefinger über die Mauer hinweg in das Tal mit der kleinen Stadt fast in der Mitte.
    Harry hatte verstanden. »Dort?« fragte er.
    »Ja.«
    »Warum? Wie kommst du darauf?«
    »Wenn du genau hinsiehst, Harry, wirst du auch den Rummel erkennen, den sie dort aufgebaut haben. Ein Jahrmarkt, eine Kirmes. So etwas zieht immer Menschen an, besonders Kinder. In der Masse ist er geschützt. Die Leute sind abgelenkt und achten nicht auf andere. Beste Voraussetzung für den Schurken denke ich mal.«
    Eine Antwort erhielt ich zunächst nicht. Stahl schaute über die Mauer hinweg und beobachtete den Rummel, von dem das Riesenrad in die Höhe stach und sich langsam drehte. Wir sahen auch eine Achterbahn und andere Vergnügungsstätten.
    »Ja«, stimmte mir Harry Stahl zu, »damit könntest du recht haben, John.«
    »Es ist zumindest einen Versuch wert.«
    »Hast du schon gezahlt?« Ich nickte.
    Harry Stahl schob seinen Stuhl zurück. »Auf was warten wir dann noch? Laß uns fahren…«
    ***
    Rette die Kinder - oder rette deine Kinder! Rette deine Kinder! Was ihr genau gesagt worden war, wußte Gerda Stolze nicht. Dieses geheimnisvolle Flüstern aus dem Nichts, und sie war nicht so betrunken, als daß sie sich die Worte eingebildet hätte. Sie waren gegenwärtig gewesen, sie hatte alles genau verstanden und es auch behalten.
    Aber sie tat nichts.
    Sie fühlte sich kaputt. Der schon am frühen Morgen genossene Alkohol hatte ihr Gehirn umnebelt. Sie kam mit sich selbst und mit ihrer Umgebung nicht zurecht. Sie war abgesackt. Sie war ein Wrack, sie suchte Trost im Fusel und rutschte mit jedem Schluck nur noch immer tiefer in das Verderben.
    Rette deine Kinder!
    Ja, sie hatte zwei Kinder. Helga mußte sie allein erziehen, weil der Vater mit irgendeinem Flittchen verschwunden war. Das hatte sie nicht verkraftet, und ihr neuer Partner war eben der Alkohol geworden, der sie immer mehr zerstörte. Sie war zu einer regelrechten Schlampe geworden, die sich um ihre Umgebung und niemanden mehr kümmerte.
    Die Kinder waren in der Schule. Dieser Gedanke kam ihr, und sie war auch in der Lage, ihn weiterzuführen. In der Schule passierte ihnen doch nichts. Weshalb hatte man sie dann angesprochen?
    »Nein«, flüsterte sie. »Das stimmt doch nicht. Sie sind nicht in der Schule. Sie haben frei bekommen und mich angerufen, daß sie noch auf den Rummel wollten.«
    Steif blieb sie am Küchentisch sitzen. Plötzlich sah sie die Tatsachen mit anderen Augen. Nicht in der Schule, auf der Kirmes, wo viele andere Menschen umherliefen, auch Fremde…
    Helga Stolze schluckte. Ihr Herz schlug schneller. Fremde, dachte sie.
    Leute, die scharf auf Kinder waren. Irgendwelche dreckigen Perverslinge. Davor hatte die Stimme sie gewarnt.
    Welche Stimme denn?
    Damit kam sie auch nicht zurecht. In der Wohnung hielt sich außer ihr niemand auf. Dennoch war dieses Flüstern an ihre Ohren gedrungen, und sie überlegte scharf, ob sie möglicherweise selbst die Worte produziert haben konnte.
    Ja, sie.
    Ihr Gewissen, ihr schlechtes Gewissen. Sie hatte sich sprechen hören.
    Ich kann nicht mehr zwischen Traum, Wunsch und Wirklichkeit unterscheiden. Irgend etwas ist falsch gelaufen, denke ich mal.
    Was nichts daran änderte, daß Helga Stolze dieser Stimme glaubte
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