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0932 - Grausame Zeit

0932 - Grausame Zeit

Titel: 0932 - Grausame Zeit
Autoren: Jason Dark
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fühlte nach meinem Kreuz.
    Es lag auf der Brust. Es war normal geblieben und hatte sich nicht erwärmt. Warum nicht?
    Hatte ich mir die Veränderungen nur eingebildet oder waren sie tatsächlich eingetreten?
    Es bewegte sich nichts an der Decke, auch nichts an Wänden, trotzdem kam es mir vor, als wollte jemand aus dem Unsichtbaren heraus Kontakt mit mir aufnehmen.
    Für mich war das nicht so unwahrscheinlich wie für andere Menschen, denn ich hatte oft genug mit anderen Welten zu tun. Es gab sie, ich war in sie durch gewisse Tore eingedrungen, oder sie hatten sich mir offenbart. An diesem düsteren Ort mußte ich eine gewisse Geduld zeigen und blieb auf der Stelle stehen.
    Kein Laut drang von außen her herein. Auch Harry Stahl verhielt sich ruhig. Es umtanzte mich kein geheimnisvoller Schimmer, es öffnete sich kein transzendentales Tor, und dennoch glaubte ich, nicht mehr allein zu sein.
    Eine Stimme?
    Hörte ich eine Stimme?
    Oder war es nur das leichte Säuseln des Windes, der vor der Höhlenöffnung um die Felsen strich?
    Ich zuckte mit keiner Wimper, als ich mich auf die Stimme konzentrierte und zunächst mal darauf wartete, daß sie wiederkehrte. Noch blieb sie still, aber irgendwo lauerte jemand. »Hallo…«
    Leise und dennoch verständlich hörte ich dieses Wort und mußte dem nachfolgenden Satz lauschen, der mich verdammt tief traf.
    »Rette die Kinder! Rette die Kinder…«
    ***
    Ich rührte mich nicht. Ich gab keinen Laut von mir, und die Gänsehaut floß ebenfalls unhörbar über meinen Körper. Die Stimme hatte ich genau gehört, es gab keinen Irrtum, und ich hatte auch jedes einzelne Wort verstanden.
    Rette die Kinder…
    Ich sollte sie retten.
    Aber wen genau? Wo waren sie? Wo hielt man sie versteckt? Ich kam damit nicht zurecht und lauerte darauf, daß sich die Stimme noch einmal meldete und die Sätze wiederholte, aber das trat nicht ein.
    Es blieb ruhig.
    Auch kein Echo mehr. Die Stimme war aufgeklungen und hatte sich wieder zurückgezogen. Wenn ich genauer darüber nachdachte, dann war sie eigentlich von überall hergekommen. Aus der Decke, von der Seite ein geheimnisvolles Raunen und Flüstern.
    Wer war der Sprecher oder die Sprecherin gewesen? Der Klang hatte sich in meiner Erinnerung festgesetzt. Ich kam mit ihm zurecht, aber ich wußte nicht, wer gesprochen hatte, denn die Stimme hatte neutral geklungen.
    Durch die Nase holte ich Luft, trotzdem fühlte ich mich von diesem Geräusch schon gestört.
    Nur ein Flüstern, ein leises Raunen. Aus einer anderen Dimension oder Welt?
    Auch als eine Minute vergangen war, hatte sich die Stimme nicht mehr gemeldet. Ich blieb allein zurück und konnte über das nachdenken, was mir als Warnung zugeflüstert worden war. Es ging einzig und allein um die Kinder, die ich retten sollte.
    Neue Kinder, alte Kinder?
    In dieser Höhle hatte vor mehr als acht Jahren jemand gehaust, der den Mächten der Finsternis zugetan war…
    Meine Gedanken brachen ab.
    Wieso Warnerin?
    Nur eine Idee, mehr nicht, doch ich klammerte mich daran fest. Wie man es auch drehen und wenden konnte, diese geheimnisvolle Person war kein menschliches und vor allen Dingen kein männliches Wesen. Die Stimme hatte einfach zu neutral geklungen und zu hell.
    Die Lösung lag auf der Hand, und ich wunderte mich darüber, daß sie mir nicht früher in den Sinn gekommen war. Da hatte tatsächlich ein Kind zu mir gesprochen. Ein Geisterkind. Jemand aus einer anderen Dimension. Vielleicht der Geist eines toten Kindes, und das wiederum ließ mich schaudern, denn ich dachte einen Schritt weiter.
    Wenn es der Geist eines Kindes gewesen war, der keine Ruhe finden konnte, dann lag es möglicherweise an diesem verfluchten Alfons Buzea. Mir wurde kalt und kälter. Sollte er sich bereits ein Opfer geholt haben, ohne daß es aufgefallen war?
    Die Warnung hatte mich nicht vorangebracht, sondern eher verunsichert.
    Diese Stimme hatte sich als Unbekannte in diesen Fall hineingedrängt, der für mich eigentlich noch keiner war.
    Ich dachte immer wieder über den Klang nach, und ein erster Verdacht verstärkt sich von Sekunde zu Sekunde. Diese Stimme, so fremd sie auch gewesen war, hatte ich schon einmal gehört. Sie war doch nicht so unbekannt, ich wußte Bescheid, denn sie hatte etwas aus meiner Erinnerung hervorgeholt.
    Nachdenken, ich mußte jetzt nachdenken, alles andere war unwichtig.
    Die Stimme kannte ich von irgendwoher.
    Aber von wo…?
    Ich räusperte mich. Das erste Geräusch nach dem Erklingen der
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