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0928 - Der Fliegenmann

0928 - Der Fliegenmann

Titel: 0928 - Der Fliegenmann
Autoren: Jason Dark
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anderen Morgens noch erlebte…
    ***
    Harry Stahl und der Mann von der Regierung hatten sich in einem Biergarten in der Nähe von Dresden getroffen. Ihr Blick fiel auf die Elbe und auf das Elbsandsteingebirge. Sie saßen unter den Zweigen eines Apfelbaumes, dessen Früchte allmählich heranwuchsen.
    Der Mann von der Regierung nannte sich Säckler. Harry glaubte nicht, daß es sein richtiger Name war, aber das spielte bei seinem Job keine Rolle. Er hatte sich daran gewöhnt. Die Namen waren wie Schall und Rauch, es kam einzig und allein auf den Job an.
    Harry war froh, ihn zu haben, denn es war ihm schon schlechter gegangen, als man ihn, den Kommissar Stahl, wegen eines angeblichen Fehlers vom Dienst suspendiert hatte.
    Kein Hund hatte danach noch einen Krümel Brot von ihm genommen. Harry hatte versucht, sich als Privatdetektiv durchzuschlagen, was ihm mehr schlecht als recht gelungen war, und er hatte dicht davor gestanden, am normalen Leben zu verzweifeln.
    Wie aus heiterem Himmel war ihm damals dann eine Chance gegeben worden. Er hatte sich um unheimliche Vorgänge in einem Stasi-Gefängnis kümmern müssen, war zusammen mit seinem englischen Freund John Sinclair einer magischen Verschwörung auf die Spur gekommen und hatte den Fall schließlich gelöst.
    Das war der Fahrschein zum Wiedereintritt in die normale Gesellschaft gewesen. Allerdings nicht der in seinen ehemaligen Beruf.
    Man hatte ihm einen anderen Job angeboten. Er arbeitete jetzt für die Regierung. Mehr wußte Harry nicht. Dafür bekam er sein Gehalt, einen Dienstwagen, eine kleine Wohnung und auch Spesen.
    Zudem war er für gewisse Sonderaufgaben vorgesehen, für Fälle, die man mit normalen Mitteln nicht lösen konnte. Sein Freund John Sinclair kümmerte sich ebenfalls um die Dinge zwischen Himmel und Erde, die so schlecht zu begreifen waren, und Harry, der auf diesem Gebiet schon einige Erfahrungen hatte sammeln können, mischte kräftig mit. Allerdings dachte er auch an die Gefahren, denn sein Job war nicht ungefährlich, aber er bot auch Abwechslung.
    Nicht immer ging es um unerklärliche Phänomene, aber das Treffen mit Säckler in diesem Biergarten würde wohl darauf hinauslaufen. Säckler war ein Mann mit Übergewicht, der auch im Schatten stark schwitzte und sich mit einem Tuch immer wieder die Stirn und die Halbglatze trocken rieb. Er hatte ein rundes Gesicht, dichte Augenbrauen und dicke Lippen.
    »Meine Güte, diese Hitze bringt mich noch um.«
    Harry grinste nur. Er war locker gekleidet. Ein weißes Hemd mit kurzen Ärmeln, eine Jeans, und die dünne Jacke lag auf dem Nebensitz zusammengefaltet. »Legen Sie doch Ihr Jackett ab.«
    »Nein.«
    Stahl grinste nur. Er kannte den Grund. Säckler trug eine Waffe bei sich, die nicht jeder sehen sollte. Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas und stellte es leer zurück. »So, das kühlt wenigstens von innen. Ein Bier kann man sich ja erlauben.«
    »Richtig«, sagte Harry und schaute auf das Pilsglas.
    Säckler fuhr mit dem kleinen Finger durch sein linkes Ohr und verzog den Mund. »Sie wollen sicherlich wissen, worum es geht, und ich werde Sie auch nicht lange auf die Folter spannen. Die Sache ist die: Um Ihnen den Fall zu erklären, muß ich einige Jahre zurückgehen, in die Zeit vor der Wende.«
    »Tun Sie das.«
    »Nicht nur die damalige DDR pflegte geheimdienstliche Aktivitäten in Tschechien, auch wir hatten unsere Verbindungen. Damals stand auf der anderen Seite ein Mann namens Edgar Bronzek.«
    »Nie gehört, den Namen.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Was war mit Bronzek?«
    Säckler lachte. »Er war eigentlich kein Agent der Gegenseite, auch keiner von uns. Er tobte durch die Grauzone. Er verkaufte Informationen an die eine als auch an die andere Seite und fuhr damit recht gut. Er war kein Großer, aber er wußte viel. Man ließ ihn in Ruhe, bis er dann einen Fehler machte, die der anderen Seite bitter aufstieß, denn die Tschechen fühlten sich geleimt. Es ging um Elektronik, um viel Geld. Bronzek wurde als Schuldiger ausfindig gemacht und wurde bestraft.«
    »Zuchthaus? Lager?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Tod.«
    »Oh!« Harry hob die Augenbrauen.
    »Ja, man exekutierte ihn. Er wurde in der freien Natur erschossen und verscharrt, aber es ist einiges schiefgelaufen.«
    »Inwiefern?«
    Säckler nahm sein leeres Glas, kippte es und drehte es auf dem Tisch. »Ob Sie es glauben oder nicht, Herr Stahl, aber unser Freund Bronzek ist wieder da.«
    »Wieso? Ist er nicht erschossen
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