Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0925 - Geburt eines Dämons

0925 - Geburt eines Dämons

Titel: 0925 - Geburt eines Dämons
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
Nicole überlagert. Sie schienen sich gar nicht mehr vertreiben zu lassen, hatten sich festgekrallt wie Sarkana an seinen Opfern. So legte er die Seiten mehr als lustlos auf den Scanner. Ganze fünf schaffte er, dann ließ er auch diese Arbeit liegen.
    »Ach, Mist.« Er verpasste dem Scanner noch einmal einen leichten Fußtritt und verließ sein Arbeitszimmer. Ohne richtiges Ziel streunte er durch das Château und die Außenanlagen. Madame Claire erschrak fast zu Tode, als er unvermutet hinter ihr in der Küche auftauchte.
    Die dicke Köchin war gerade damit beschäftigt, Fleisch zu schneiden. Sie fasste sich ans Herz, schnaufte und lächelte ihren Arbeitgeber an. »Monsieur Zamorra, ist irgendetwas passiert?«
    »Warum sollte was passiert sein?«
    »Ich meine, weil Sie sich doch sonst so gut wie nie in der Küche sehen lassen.«
    »Nein, nichts passiert, keine Sorge.« Er schaute sich um. Seine Blicke glitten über die Töpfe und Pfannen auf den Wandregalen. Mit dem Zeigefinger fuhr er wie unabsichtlich über ein Regal in Brusthöhe, hielt den Finger in die Höhe und betrachtete den Staub daran. Dann blies er ihn in die Luft.
    Madame Claires Lächeln erstarb abrupt. Ein ärgerlicher Ausdruck schlich sich zwischen ihre Hamsterbacken. Sie sagte aber nichts.
    »Ist das Hähnchen, was Sie da schneiden?«
    »Ja, Monsieur. Hähnchen.«
    Zamorra verzog das Gesicht. »Und das gibt's sicher zum Abendessen, ja?«
    »Ja.«
    »Aha. Es gab doch erst gestern Hähnchen. Muss ich hier langsam jeden Tag das Gleiche essen? Überall kann man lesen, wie wichtig abwechslungsreiche Küche ist.«
    Madame Claire stemmte die Fäuste in die Hüfte und reckte das Doppelkinn vor. »Ich kann Ihnen gerne auch etwas anderes machen, wenn Sie mein Zitronenhähnchen nicht mögen, Monsieur Zamorra. Vielleicht eine Tiefkühlpizza? Ich habe noch ein paar, Sie können sogar wählen. Mademoiselle Duval auf jeden Fall hat mein Zitronenhähnchen geliebt. Auch drei Mal hintereinander.«
    Was soll das? Wenn Ihnen meine Wünsche nicht gefallen, dann suchen Sie sich doch einen anderen Job. Es gibt Dutzende Köchinnen von Ihrem Format…
    Zamorra beließ es beim Gedanken. Einen Moment lang war seine Wut so heftig gewesen, dass er der treuen Seele Madame Claire auf der Stelle kündigen wollte. Samt zusätzlicher Beleidigung für ihre Unverschämtheit. Doch bevor er die letzte Grenze einriss, kam er wieder auf den Boden zurück, auch wenn er sich nur mühsam beherrschen konnte. »Zitronenhähnchen ist völlig in Ordnung«, murmelte er und trat den Rückzug an. Noch Stunden später konnte sich Madame Claire nicht wieder einkriegen, aber das bekam er längst nicht mehr mit.
    Als er über den kleinen, von einem mannshohen Eisengitterzaun eingefassten Schlossfriedhof ging und die Gräber betrachtete, plagte ihn erneut die Wut - dieses Mal auf Asmodis, weil einfach nichts voranging mit dem Amulett - und auf sich selber.
    Wie kann ich mich bloß so gehen lassen? So weit kommt's noch, dass ich meine schlechte Laune an der armen Madame Claire auslasse…
    Der Butler kam mit Dylan McMour und Rhett aus der kleinen Kapelle, die die Mitte des Friedhofs zierte.
    »Wir haben gerade eine Kerze für Fooly und Anka angezündet«, sagte Rhett.
    Fooly und Anka, ja. Der Jungdrache lag seit Monaten im Koma. Anka Crentz hingegen war tot. Auf der Welt Isilria hatte sie unter anderem eine Kehlverletzung und den Verlust eines Armes erlitten, ganz zu schweigen davon, dass ein Dämon ihr das Herz herausgerissen hatte. Und dennoch heilten ihre Wunden! Die am Hals war inzwischen von rötlicher, frischer Haut überzogen und der Armstumpf wurde Tag für Tag länger. Selbst das Loch in ihrem Brustkorb schien sich langsam zu schließen. Würde ihr irgendwann auch das Herz nachwachsen? Und wieder zu schlagen beginnen? Wartete das Leben auf sie? Oder doch noch der Tod? Oder etwas ganz Anderes?
    Lazarett Montagne…
    Es interessierte Zamorra momentan nicht. Er hatte selbst mit einer riesigen Wunde zu kämpfen. Die, die einmal sein Herz gewesen war…
    »Haben Sie abgesagt, William?«, erwiderte Zamorra schroff, ohne auf den Erbfolger einzugehen. Er würdigte ihn und McMour nicht mal eines Blickes.
    »Noch nicht, Monsieur.«
    »Dann machen Sie's hurtig. Vorher sollten Sie aber noch das Unkraut auf Semjonovas Grab jäten. Das sieht ja fürchterlich aus. Wann wurde zum letzten Mal etwas daran gemacht?«
    Dylan und Rhett sahen sich betreten an. William blieb ruhig. »Ich arbeite zwei Mal die Woche auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher