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0925 - Geburt eines Dämons

0925 - Geburt eines Dämons

Titel: 0925 - Geburt eines Dämons
Autoren: Christian Schwarz
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Gefühlen heraus.
    Es klopfte erneut.
    Der Professor räusperte sich. »Herein.«
    Butler William trat ins Arbeitszimmer. Er hielt einen Brief in der Hand. »Ich möchte Sie nicht stören, Monsieur, aber…«
    Zamorra nickte. »Schon gut, William, Sie stören nicht. Was haben Sie da?«
    »Es ist das alljährlich eintreffende Schreiben von Madame Pérouse de Montclos, mit dem sie geruht, Sie und Mad… äh, Sie zu ihren Geburtstagsfeierlichkeiten einzuladen. Ich müsste bis heute Abend zu- oder absagen.«
    Zamorra quälte sich ein Lächeln ab. »Da haben Sie die Kurve aber gerade noch mal gekriegt, William.«
    Der runzelte indigniert die Stirn. »Wie meinen Sie das, Monsieur?«
    »Sie wollten doch Mademoiselle Nicole sagen, nicht wahr? Die Montclos will mich und Mademoiselle Nicole einladen.«
    »Es ist unverzeihlich, dass ich mich nicht besser unter Kontrolle hatte, Monsieur.«
    »Ach, reden Sie keinen Mist daher. Lassen Sie mal sehen. Hat die Montclos tatsächlich Nicole und mich eingeladen?« Er streckte die Hand fordernd aus.
    »In der Tat, Monsieur.« William trat zwei Schritte vor und legte ihm den Brief in die Hand.
    Zamorra betrachtete das hochherrschaftliche Schreiben mit dem Wappenkopf derer von Montclos. Da stand tatsächlich Monsieur Zamorra de Montagne und Mademoiselle Duval. »Hm, entweder hat sich unsere Trennung noch nicht bis in die allernächste Nachbarschaft herumgesprochen«, sagte er lässig und hoffte, dass er cool genug rüberkam, »oder die gute Marie will mich ein wenig ärgern. Aber das kann ich mir kaum vorstellen.«
    Château de Montclos war das Nachbarschloss von Château Montagne, keine zehn Minuten flussaufwärts. Seit über 20 Jahren schickte Marie Pérouse de Montclos nun schon ihre Geburtstagseinladungen, denn sie hatte einen Narren an Zamorra gefressen. Rein freundschaftlich, denn sie war glücklich verheiratet gewesen. Und so hatten der Professor und Nicole ihre Einladungen schon ein paar Mal angenommen. Immer waren es rauschende Feste gewesen, mit 300 und mehr Gästen und sie hatten ihr Kommen kein einziges Mal bereut. Die letzten acht, neun Jahre hatten sie Madame Marie aber nicht mehr die Ehre gegeben; nicht aus bösem Willen, sondern weil sie keine Zeit gehabt hatten. Immer auf Dämonenjagd. Oder hatten sie da gerade Welten gerettet? Ob Nicole auch dieses Fest einschloss, wenn sie davon sprach, auch mal ganz normale Dinge tun und nicht immer nur dem schwarzblütigen Gesocks hinterher hetzen zu wollen?
    Wie auch immer. Madame Marie Pérouse de Montclos auf jeden Fall schien die Hoffnung nicht aufzugeben, die Montagnes doch mal wieder an ihre Festtafel zu bekommen.
    Vielleicht hat sie aber auch nur vergessen, uns aus dem Verteiler zu nehmen… Zamorras inneres Lächeln fiel eher gequält aus. So oder so, du wirst ein weiteres Jahr auf unsere Gesellschaft verzichten müssen, Marie. Mindestens…
    Er spürte, wie es flau in seinem Magen wurde. »Sagen Sie ihr ab, William.« Das »Bitte« schob er erst eine Sekunde später nach.
    »Ich dachte es mir fast schon.« Der Butler nahm das Schreiben zurück und ging wieder hinaus.
    Du bist gerade zur richtigen Zeit gekommen , dachte Zamorra. Sonst wäre ich total abgedriftet. Trotzdem, mit dem Vortrag wird's im Moment nichts. Also wieder archivieren, das bringt mich garantiert auf andere Gedanken. Dann stürze ich mich heute Abend nochmals drauf…
    Dank Williams Fleiß war bereits weit über die Hälfte der gigantischen Bibliothek Zamorras digitalisiert. Trotzdem gab es noch immer Hunderte von teils uralten magischen Schriften und Wälzern in den Regalen, die noch auf das Einscannen und ihr damit einhergehendes digitales Doppelleben warteten. Manche dieser Bücher waren einmalig oder existierten nur noch in zwei oder drei Exemplaren auf der ganzen Welt. Was Magie, Zauberei und verwandte Themen anbetraf, besaß Zamorra höchstwahrscheinlich die größte Bibliothek weltweit - umfangreicher noch als die des Vatikans.
    Zamorra seufzte erneut und holte sich zwei mittelalterliche, in schweres Rindsleder gebundene Bücher, die ein Mönch namens Anseimus verfasst hatte und in denen er die Unterführer der höllischen Armeen beschrieb - Dämonen also, die im zweiten Glied der höllischen Hierarchie angesiedelt werden mussten. Beim Durchblättern stieß er auf Namen, die selbst ihm neu waren. So neu wie die Bücher, die er bisher gar nicht gekannt hatte. Doch das eigentlich vorhandene Interesse wurde immer wieder von den machtvollen Gedanken an
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