Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
den Ausgang. Der Weg führte in einen Hinterhof, der bei dieser Hitze in einem wahren Brutofen verwandelt worden war.
    Es war keine schöne, keine klare Helligkeit. Hier über London lag eine Staubglocke, die einen Teil des Lichts filterte und den Himmel so aussehen ließ, als wäre er eingepackt worden.
    Niemand bewegte sich in meiner Nähe. Ich konnte den Hof überqueren und durch die schmale Zufahrt gehen, in der es dunkler wurde. Automatisch suchte ich die Wände nach einem mich verfolgenden Schatten ab, ohne ihn allerdings entdecken zu können. Wahrscheinlich hatte dieses rätselhafte Gebilde aufgegeben.
    Ich ging zu meinem Wagen. Das Buch hatte ich unter den linken Arm geklemmt. Obwohl ich von der Neugierde getrieben wurde, hatte ich noch keinen Blick hineingeworfen. Zuvor mußten andere Dinge in die Reihe gebracht werden.
    Das wollte ich vom Wagen aus erledigen. Ich hatte den Rover parken können, er stand in einer Lücke zwischen zwei Bäumen, deren Laub das Sonnenlicht noch weiter filterte.
    Im Innern war es stickig. Wegen des Lärms in der Umgebung mußte ich die Türen schließen, um telefonieren zu können. Ich meldete mich bei Sir James. In wenigen Worten hatte ich ihm die Lage auseinandergesetzt. Er würde dafür sorgen, daß sich eine Mordkommission um den Toten kümmerte und die Spurensicherung ihrer Arbeit nachging.
    »Und wo finde ich Sie, John?«
    »Bei mir zu Hause.«
    »Nicht im Büro?«
    »Nein, Sir, der Weg ist mir zu weit. Ich befinde mich relativ nah an meiner Wohnung. Außerdem möchte ich mir das Totenbuch einmal genauer anschauen.«
    »Das kann ich verstehen. Sie geben mir Bescheid?«
    »Natürlich.«
    Unser Gespräch war damit beendet, aber ich startete noch nicht, sondern wählte die Nummer meines grippekranken Freundes Bill Conolly. So krank war er nicht, daß er sich nicht rasch gemeldet hätte, denn das Telefon stand an seinem Bett.
    »Ich bin es.«
    Bill hustete, fluchte dann und schimpfte auch über seine innere Hitze. »Das ist das Fieber - oder?«
    »Kann schon sein.«
    »Sheila wird dich pflegen.«
    »Macht sie auch, John«, sagte er mit heiserer Stimme. »Aber zu uns. Hast du Erfolg gehabt?«
    »Kann man sagen, wenn du einen Toten als Erfolg ansiehst.«
    »Bitte?«
    »Ich habe das Buch gefunden, aber auch einen Schwerverletzten, der mir unter der Hand wegstarb.«
    »Verdammt!« flüsterte Bill. »Wie sah der Mann aus?«
    Ich beschrieb ihn.
    »Das ist er«, stimmte mir Bill zu. »Verdammt noch mal, das ist Paul Sibelius!«
    »Ach.« Jetzt war ich überrascht. »Du kennst ihn?«
    »Sicher, deshalb habe ich dich zu ihm geschickt.«
    »Aber du hast mir seinen Namen nicht genannt.«
    »Er wollte es nicht. Er wollte im Hintergrund bleiben. Ich habe ihm nur gesagt, daß er dir voll und ganz vertrauen kann, aber da bist du wohl zu spät gekommen.«
    »Kann man sagen«, murmelte ich. »Anscheinend ist er von einem Schatten getötet worden, und dieser Schatten hatte es auch auf mich abgesehen, aber ich konnte ihn vertreiben.«
    »Bitte?«
    »Später, Bill. Ich werde wohl zu dir kommen, wir müssen noch einmal über alles sprechen. Ich fahre jetzt nach Hause und schaue mir das Buch genauer an.«
    »Also ich kenne es nicht.«
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    Bill wurde von einem Hustenanfall durchgeschüttelt. »Über den Tip reden wir später, aber ich bin doch ziemlich geschockt, daß Sibelius tot ist.«
    »Kanntest du ihn gut?«
    »Nein.«
    »Aber du wußtest, wo er lebte?«
    »Mal hier, mal da«, sagte er. »Sibelius war nicht unbedingt seßhaft, wenn du verstehst.«
    »Nicht ganz.«
    »Das erkläre ich dir dann später. Sheila schaute bereits wie ein böser Rachegeist zur Tür hinein. Sie will mir meinen Saft, was immer das ist, bringen.«
    »Nein, ich mache dir kalte Wickel!« hörte ich Sheila im Hintergrund sprechen. »Ein altes Hausrezept.«
    Ich mußte grinsen. »Viel Spaß beim Wickeln«, sagte ich noch und legte auf.
    Das war geschafft. Die Hitze im Auto staute sich, trotz der offenen Fenster.
    Das Buch lag auf dem Beifahrersitz. Ich schaute es mir noch einmal an, dann startete ich.
    Jetzt lockte meine Wohnung…
    ***
    Dort angekommen, stellte ich mich kurz unter die Dusche. Es tat gut, sich den Schweiß und den Schmutz des alten Hauses vom Körper zu waschen. Ich dachte an das Buch, meine Neugierde war gestiegen. Nach dem Eintreten hatte ich es kurz aufgeklappt, aber so gut wie nichts gesehen. Nur der Titel war auf der ersten Innenseite noch einmal abgedruckt worden. Alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher