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0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch
Autoren: Jason Dark
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war einfach da, und ich konnte mir kaum vorstellen, daß diese Klinge in der Lage war, jemanden zu töten.
    Aber der Tote zu meiner Linken war Beweis genug. Welches Grauen hatte er hier hervorgeholt? Für mich war es einfach schlimm, dies mit ansehen zu müssen, denn zu viele Gedanken rasten durch meinen Kopf. Mit der reinen Logik kam ich nicht weiter, aber ich dachte auch darüber nach, ob der Schatten zwei- oder dreidimensional war. Sollte letzteres zutreffen, würde es ihm auch gelingen, sich von dieser Schräge zu lösen, um auf mich zuzuhuschen.
    Noch tat sich nichts.
    Jeder wartete darauf, daß sich der andere bewegte. Die Stille belastete mich. Schweißperlen rannen über meinen Rücken. Meine Lippen waren trocken geworden. Ich befeuchtete sie mit Speichel, die Augen waren überanstrengt vom langen Starren. Die Geräuschkulisse im Innern des Hauses war längst zurückgeblieben, es gab nur ihn und mich.
    Einer mußte den Anfang machen. Wir konnten uns hier nicht eine kleine Ewigkeit gegenüberstehen, und ich war es schließlich, der den ersten Schritt wagte.
    Ich bewegte meinen Arm, die Hand zielte auf das Buch. Für einen Moment dachte ich daran, das Kreuz hervorzuholen, ließ es aber bleiben und legte meine linke Hand auf den schwarzen Einband.
    Es war genau die Tat, auf die der Schatten gelauert hatte. Urplötzlich löste er sich von seinem Fleck und huschte auf mich. Aber nicht nur er, auch das Messer…
    ***
    Es war die berühmte Sekunde, die ich schneller sein mußte als diese Klinge.
    Blitzartig warf ich mich zurück und riß das Buch mit. Es rutschte über den Tisch. Es gab nichts, was es noch aufhalten konnte, dann landete es am Boden.
    Ich war zugleich in die Hocke gegangen, wollte das Ziel für die Klinge so klein wie möglich machen, riß den Tisch in die Höhe, und mir wurde die Sicht auf den Angreifer genommen.
    Dann hörte ich den Aufprall.
    Es erwischte die Tischplatte, und ich schleuderte das Möbelstück nach oben.
    Es polterte und rutschte über den Boden. Für einen Moment sah ich den Schatten über die Kante hinweg tanzen. Da bewegte sich auch das Messer, aber anders diesmal.
    Eine Klinge war entstanden. Hell und zugleich dunkel. Sie wirkte bösartig, als sie auf mich zielte, aber der andere warf das Messer nicht. Er zuckte zurück, und war in den nächsten beiden Sekunden aus meinem Sichtkreis verschwunden.
    Ich kam wieder auf die Beine, und diesmal holte ich mein Kreuz hervor. Während es auf meiner Hand lag, schimmerte es silbrig. Zugleich spürte ich die leichte Erwärmung als Kribbeln auf meiner Haut.
    Ich blieb auch nicht auf der Stelle stehen, sondern machte mich auf die Suche nach dem Schatten.
    Er war weg.
    Keine Bewegung mehr auf diesem Speicher. Weder auf dem Boden noch an den Wänden. Alles war wie eingefroren. Auch die Klinge blinkte nicht, der Schatten hatte sich zurückgezogen. Ich merkte es daran, daß mein Kreuz keine Wärme mehr abstrahlte.
    Alles okay…
    Das Buch lag auf dem Boden. Ich brauchte nur die Hand auszustrecken, um es zu erreichen. Zuvor schaute ich mich nach dem Schatten um. Wenn er da war, ließ er mich zumindest in Ruhe. Es gab keinen weiteren Angriff mehr.
    Ich nahm das Buch an mich und legte das Kreuz darauf, um es zu schützen. Nichts passierte. Der Speicher blieb ruhig. Keine fremden Geräusche, meine eigenen ausgenommen.
    Mit dem Beutestück näherte ich mich der Tür. Natürlich vorsichtig, immer damit rechnend, noch eine böse Überraschung zu erleben, aber die trat auch nicht ein.
    Ich konnte aufatmen. Durch die schmale Tür drückte ich mich, sah die Stiege vor mir und wußte, welchen Weg ich zu gehen hatte. Diesmal ging ich schneller. Die Stiege blieb rasch hinter mir zurück. Noch immer öffnete sich keine der Türen an den Seiten des schmalen Gangs. Mir schien es, als würden sich diejenigen, die hier lebten, bewußt zurückhalten, das sollte mich nicht stören.
    Einige Male schaute ich zurück.
    Es gab keinen Schatten, der mich verfolgte und dabei lautlos an der Gangwand oder über den Boden hinwegglitt.
    Ich war und blieb allein.
    Wieder eine Treppe.
    Der Geruch aus der China-Küche nahm an Intensität zu. Ich kehrte wieder zurück in die normale Welt. Im Vergleich dazu war es auf dem Speicher wie in einem Grab gewesen. An der Küche ging ich vorbei. Da die Türen offenstanden, konnte ich einen Blick hineinwerfen. Dampf, Hitze und Gerüche wehten mir entgegen. Ich wedelte mit den Händen, um das Zeug zur Seite zu drücken.
    Dann erreichte ich
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