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0923 - Ice Road Shockers

0923 - Ice Road Shockers

Titel: 0923 - Ice Road Shockers
Autoren: Simon Borner
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nicht. Zamorra kannte den Ausdruck in ihren Augen nur zu gut. Es war der eines Menschen, der genug gesehen hatte, um von nichts mehr wirklich schockiert zu werden - und sei es das eigene Ende. Aber soweit sind wir noch lange nicht , dachte er grimmig und warf Tamoh Sierra Gilday einen wissenden Blick zu. Der Dene nickte. Auch er wirkte bereit.
    Sie hatten es auf dem Weg besprochen, via Funk, und dabei Codewörter und Formulierungen verwendet, die mehrfache Bedeutungen haben konnten, um eventuelle Mithörer zu verwirren. Nun sah der Professor, dass Tamoh ihn verstanden hatte. Und diese Erkenntnis gab auch ihm neuen Mut. Es war noch nicht vorbei.
    Das Ende des Ganges lag hinter einer Kurve. Als sie sie erreichten, drehte sich Frank The Crank um und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Los geht's«, murmelte Bandicott so leise, dass nur Jenny, Zamorra und die Trucker ihn hören konnten. Danach hustete er so stark, dass er sich an der Wand abstützen musste, um nicht zu Boden zu fallen. Als er wieder zu Atem kam, glitzerten seine Lippen feucht und blutrot. Selbst aus drei Metern Entfernung sah der Meister des Übersinnlichen, dass Steven »SexxySteve« Bandicott nur noch von seinem eigenen Willen zusammengehalten wurde. Er musste über lebensbedrohliche innere Verletzungen verfügen, wenn nicht Schlimmeres.
    Frank räusperte sich und machte einen Kameraschwenk über die Besucher. »Meine hoch verehrten Damen und Herren«, posaunte er dann in seiner bekannten Zirkusdirektor-Tonlage heraus, »ich habe die große Ehre, Ihnen den Star des heutigen Abends vorstellen zu dürfen. Mesdames, Messieurs - Gott !« Dann trat er zur Seite, hob den rechten Arm und deutete zum Ende des Ganges.
    Sam Taylor keuchte ungläubig, dann richtete er den Kegel seiner Lampe in das Dunkel. Er zitterte.
    Das Licht fiel auf einen Koloss. Ein gewaltiger, unförmiger Fleischberg, eingepfercht in der Enge des schmalen Schachts. Es war ein mächtiges Wesen, imposant wie ein Pottwal. Und doch wirkte es, als hätte man eine deutlich kleinere Kreatur über alle Maßen aufgebläht. Auf dem Boden vor ihm lag ein kleiner Berg aus Menschen- und Tierknochen.
    Seine Haut war bräunlich und mit zahlreichen Borsten übersät, sie bestand aus rauem Leder. Zwei im Vergleich zum Restkörper geradezu winzige und nahezu verkümmerte Flügel standen ihm von Rücken ab. In der Mitte seines Leibes war ein Maul, überproportioniert und schief, hinter dem rasiermesserscharfe Zähne blitzten. Getrocknetes Blut klebte an ihm. Darüber starrten zwei klobige Glupschaugen hinaus. Pupillen, die an die von Reptilien erinnerten, reflektierten den Strahl der Taschenlampe.
    Und das Wesen stank. Nach Tod, Abscheu und Gewalt.
    Zamorra hatte so etwas noch nie gesehen, und doch beschlich ihn das seltsame Gefühl, es irgendwoher kennen zu müssen.
    Tanzt.
    Die Stimme erklang in seinem Kopf, ein mentaler Befehl. Aus den Augenwinkeln sah der Professor, dass sie ihn alle empfangen hatten.
    Tanzt für mich. Los.
    »Du verarschst mich, oder?«, keuchte Steve und machte einen Schritt auf den Koloss zu. Im nächsten Moment fiel er zu Boden, getroffen von einer Druckwelle, die das Monstrum abgesondert hatte. Steve schlug mit dem Hinterkopf auf einen Stein, Blut floss. Er rührte sich nicht mehr.
    Euer Leben ist verwirkt. Ihr seid hier, um mich zu nähren. Ich allein entscheide, wann ihr abdankt. Also tut, was ich sage, oder ich töte euch sofort!
    Zamorra trat unauffällig zu Jenny, die dem Schauspiel atemlos und starr vor Entsetzen zuschaute. Er griff in die Tasche seines Mantels. Seine Hand schloss sich um etwas Hartes.
    »Tamoh«, sagte er leise, und der Dene nickte abermals.
    Dann öffnete der Meister des Übersinnlichen seinen Geist.
    ***
    Sie waren albern. Ihre armseligen Versuche, ihm die Stirn zu bieten, widerten ihn an. Mehr noch, sie langweilten ihn sogar. Anstatt sich gramvoll ihrem Schicksal zu ergeben, bemühten sie sich tatsächlich um Magie. Hatte er sie etwa hergeholt, um sich anöden zu lassen?
    ***
    Es… misslang! Zamorra konzentrierte sich, richtete seinen Geist und all seine magische Kraft auf das Ungetüm. Der Dhyarra in seiner Faust glühte förmlich vor magischer Energie, potenzierte seine eigene Kraft. Auch Tamoh Sierra Gilday strengte sich an, denn Zamorra spürte die mentale Präsenz des indianischen Sehers, seinen Kampfeswillen und seine Stärke.
    Und doch… Es misslang!
    ***
    »Aaaaahhh!!!«
    Sam Taylors verzweifelter Schrei riss alle zurück in die Wirklichkeit.
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