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0923 - Ice Road Shockers

0923 - Ice Road Shockers

Titel: 0923 - Ice Road Shockers
Autoren: Simon Borner
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mussten »Goldstädte«, in den 1930ern ausgesehen haben, in denen tatsächlich große Adern angezapft und große Gewinne erzielt worden waren.
    »Nichts mehr übrig vom einstigen Glanz.« Bandicotts Stimme klang leise aus dem Lautsprecher. Offensichtlich verfolgte der Trucker mit dem exzentrischen Aussehen einen ganz ähnlichen Gedankengang. Zamorra nickte und verstand. Dieser Anblick ließ niemanden kalt.
    »Kommen Sie«, sagte der Meister des Übersinnlichen zu seinem Reisegefährten. »Lassen Sie uns aussteigen und schauen, was wir erreichen können.«
    Der Schnee knirschte unter ihren Schuhen, als sie aus den Wagen stiegen - drei Amerikaner, ein Franzose und ein Ureinwohner der Nordwest-Territorien. Fünf Mann gegen die Dunkelheit. Bandicott sah schlimm aus. Er blutete aus mehreren offenen Wunden, hatte sich den linken Arm in eine Schlinge gelegt, die er um den Hals trug, und schwankte. Als Tamoh ihm Hilfe anbot, winkte er aber mürrisch ab. »Ich hab's bis hierhin allein geschafft, ich schaffe auch den Rest allein.« Dabei war seine Stimme kaum mehr als ein gequältes Keuchen.
    Taylor hielt gleich zwei Schusswaffen in Händen, hatte sich eine dritte in den Hosenbund gesteckt und ließ seinen Blick über die menschenleere Siedlung schweifen, suchend, lauernd. »Und was machen wir jetzt?«, fragte er leise. »Wo ist das Ungeheuer, das wir platt machen sollen? Was haltet ihr davon, wenn ich mal in die Luft ballere und unsere Ankunft bekannt gebe?«
    Der Meister des Übersinnlichen hob die Hand. »Das wird nicht nötig sein. Was immer es ist, es weiß, dass wir hier sind. Dies ist seine Basis. Etwas so Mächtigem entgeht nichts, was direkt vor seiner Nase passiert.«
    »Klasse Aussichten«, flüsterte Rydell, und trotz der Anspannung musste Zamorra schmunzeln. Diese Kerle hatten das Herz am rechten Fleck, so unterschiedlich sie auch sein mochten. Sie alle hatten sich ihm freiwillig angeschlossen, um gegen einen unbekannten und äußerst starken Gegner anzutreten.
    Für einen Moment standen sie schweigend da und sahen auf Dellinger's Point, eine schlafende Geisterstadt in unwirklicher Finsternis. Dann, ganz plötzlich und ohne einen einzigen Laut, blitzten zwei Lichter inmitten der nachtschwarzen Gebäude auf. Scheinwerfer.
    Ein Motor startete, und ein Wohnwagen bog um eine Häuserecke auf die Hauptstraße ein. »Ruhig«, sagte Zamorra, als er sah, dass Taylor anlegen wollte. »Lassen Sie ihn kommen. Ich will hören, was er will.«
    Wenige Meter vor den Wartenden blieb der Wagen stehen, blendete sie mit seinen Lampen. Die Fahrertür öffnete sich, und der Körper von Frank Manusco stieg aus. Auf seiner Schulter hielt er die Kamera, und das Rotlicht war an. »N'Abend, Jungs«, sagte die fremde Stimme aus dem Mund des TV-Mannes. Sie klang freundlich, zuvorkommend. Wie der perfekte Gastgeber. »Schön, dass ihr's einrichten konntet. Also… wer hätte gerne ein Hors d'Oeuvre?«
    Erst nun sah Zamorra Jenny Moffat. Die Journalistin saß, gefesselt und geknebelt, auf dem Beifahrersitz des Wohnwagens und sah ihn aus schreckgeweiteten Augen an. Ihre Bluse war zerrissen und blutbefleckt, und ihr Gesicht schweißnass.
    Frank The Crank klang nahezu entschuldigend, als er sagte: »Ich muss aber gestehen, dass ich schon ein klein wenig genascht habe. Der Appetit kommt eben doch beim Kochen, richtig?«
    ***
    Der Schacht war dunkel und kalt, und er war bewohnt. Zamorra spürte es instinktiv, sobald er ihn betrat. Etwas Großes, Böses lauerte am Ende dieser Mine, und es wartete. Woher der Professor dieses Wissen nahm, hätte er nicht zu sagen vermocht. Es war einfach da. Und was auch immer da unten existierte, gehörte nicht in diese Welt.
    Tief ins Innere der Erde ging der Schacht, und er sah aus, als hätte ihn seit Jahrzehnten kein lebendes Wesen mehr betreten. Schweigend folgten sie Frank The Crank hinein. Zamorra hatte Jenny mitgenommen, ihre Fesseln gelöst und ihr seine Jacke über die schmalen Schultern gelegt - das Frank-Ding hatte sich nicht daran gestört.
    Im Licht der beiden Taschenlampen, die Rydell und Gilday hielten, sah die Journalistin mitgenommen aus, aber weitaus gefasster, als es zunächst den Eindruck gemacht hatte. »Ich bin okay«, flüsterte sie dem Professor zu, während sie den staubigen Pfad ins Innere der stillgelegten Goldmine hinab schritten. »Es klingt absurd angesichts unseres sicheren Todes, aber es ging mir schon schlechter. Ich… ich habe keine Angst mehr. Ist das nicht erstaunlich?«
    War es
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