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0923 - Die Henkerin

0923 - Die Henkerin

Titel: 0923 - Die Henkerin
Autoren: Jason Dark
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weiß.« Der Bretone drehte sich von der Kasse weg und war sehr froh darüber, daß er in den letzten Monaten auch die englische Sprache gelernt hatte.
    Dann betrat er das Gewölbe des Schreckens.
    Er mußte eine Treppe hinab. Die Beleuchtung wurde schwächer, die Düsternis holte das Licht ein.
    Eine unheimliche Atmosphäre war bereits jetzt zu spüren.
    Er hatte den Eindruck, das Blut, das verwesende Fleisch und all die Ausdünstungen riechen zu können, schüttelte sich, gab sich aber einen Ruck und betrat diese völlig andere Welt.
    Er wollte nicht hinschauen, aber ein Gefühl zwang ihn einfach dazu.
    All die fürchterlichen Szenen waren exakt beleuchtet worden. Mal im Halbdunkel gelassen, dann wieder von einem grellen Punktstrahler erhellt. Manche Figuren leuchteten von innen oder wurden durch Laserlicht verfremdet. Alle Qualen der Welt, standen dem Gefolterten ins Gesicht geschrieben, wenn sie geteert, zersägt, oder regelrecht zerhackt wurden. Da hatte man auch auf Frauen keine Rücksicht genommen.
    Von der Decke hingen gitterartige Eisenkörper, in denen Gestalten steckten, die zum großen Teil schon vermodert waren. Mit Lumpen bedeckte Skelette zwängten ihre knöchernen Gesichter zwischen die Gitterstäbe.
    Er begriff nicht, daß Menschen an diesen Dingen Spaß haben konnten. Daß sie es hatten, war zu sehen und auch zu hören, denn einige Besucher rissen noch ihre Witze und kamen sich unheimlich toll vor.
    Der Bretone passierte einen Scheiterhaufen, der im Innern glühte, kam an winzigen Käfigen vorbei, in denen Menschen steckten. Er sah aufgespießte Frauen, denen eine rote Masse aus den Mäulern rann, und er drängte sich immer mehr in den Hintergrund der unheimlichen Landschaft, wo er die Person finden konnte, auf die es ihm ankam.
    Carlotta!
    Es war unmöglich, wenn man darüber nachdachte, aber das durfte man nicht. Da war es schon besser, wenn man die Gesetze des Teufels akzeptierte, nur er hatte die Macht, dieses Grauen zu verbreiten, und er mußte es auch gewesen sein, der Carlotta zu diesen schrecklichen Taten angestiftet hatte. Warum er das tat, wußte der Bretone nicht. Er hatte sich nicht so stark mit ihm beschäftigt, aber der Teufel verbreitete bei ihm schon eine gewisse Furcht.
    Auch jetzt schaute er sich immer wieder um. Weniger, um die Szenen zu sehen, sondern deshalb, weil er sich auf irgendeine Art und Weise verfolgt und beobachtet fühlte.
    War man hinter ihm her?
    Oder waren die anderen schon da? Geheimnisvolle Wesen aus dem Jenseits, die einzig und allein den Befehlen des Satans gehorchten…
    Er rechnete mit allem, auch mit einer Falle, und er dachte auch an John Sinclair, den er so eiskalt hatte auflaufen lassen. Er hatte ihn belogen, aber in dem Augenblick hatte er einfach so handeln müssen, weil er sich verantwortlich fühlte.
    Er hatte sie damals nicht richtig vernichtet. Das mußte er nachholen, drei Leichen hatte sie hinterlassen, und wenn er jetzt durch ihre Waffe starb, konnte er auch nichts daran ändern.
    Dann hatte er jedoch sein Gewissen beruhigt.
    Wo fand er sie?
    Er blieb stehen und schaute sich um. In der Nähe lag eine Frau auf einer Streckbank. Das Opfer war so stark angezogen worden, daß sich der Körper sogar aufgebäumt hatte. Das Gesicht war eine Maske des Schreckens, und aus den weit geöffneten Augen, in denen das Weiße schimmerte, sickerten Blutfäden hervor.
    Schaudernd wandte er sich ab.
    Der Geruch hier unten war noch schlimmer als die Hitze draußen. Zumindest empfand Godwin das so. Es war zwar nicht so heiß, aber es kam etwas anderes hinzu.
    Das alte Gewölbe schien tatsächlich den Moder und den Gestank der Jahrhunderte aufgefangen zu haben, um es nun durch die Poren wieder abzugeben. Der Gestank legte sich überall hin. Es gab keine Stelle, die er nicht fand. Er schmeckte ihn im Mund, er klebte am Gaumen, auch auf der Zunge, er setzte sich in seinem Haar fest, er umklammerte seine Kleidung.
    Godwin de Salier suchte weiter.
    Wo steckte Carlotta?
    Eine Gehängte sah er. Die Frau war nackt, ihr Körper mit Wundmalen übersät. Sie selbst hing in einer Schlinge, den Kopf schräg, den Körper nach unten gedrückt, und irgendein Windzug sorgte dafür, daß sie sich sogar leicht bewegte.
    De Salier passierte sie und hatte das Gefühl, von ihr gestreift zu werden.
    Dann erschrak er.
    Aus einer Nische erschienen zwei Gestalten: Besucher, Kids, die ihre Gesichter bleich angemalt hatten und wie Gespenster aussahen. Sie lachten den Bretonen aus und amüsierten
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