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092 - Der Herr des Schreckens

092 - Der Herr des Schreckens

Titel: 092 - Der Herr des Schreckens
Autoren: Earl Warren
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verloren. Chandar-Chans Name wird in Tibet nur flüsternd genannt. Die neuen Herren, die Rotchinesen, wollen uns einreden, der Herr des Schreckens sei nur ein Mythos, ein Ammenmärchen. Aber wir wissen es besser. Das Kloster der Finsternis ist eine Pestbeule, ein Krebsgeschwür. Doch niemand kennt seine genaue Lage und die Schwarzen Lamas sind zu mächtig und arbeiten zudem im Verborgenen, so daß es unmöglich ist, das Kloster und den teuflischen Orden zu vernichten.“
    „Wir müssen versuchen, zu fliehen“, sagte Nicole entschlossen. „Ich bleibe nicht hier und lege die Hände in den Schoß.“
    „Selbst wenn es uns gelingt, aus der Berghöhle zu entkommen, wohin sollen wir gehen? In der eisigen Bergwelt des Himalaja ist uns der Tod gewiß.“
    „Lieber draußen erfrieren oder in eine tiefe Schlucht stürzen, als hier dämonischen Mächten geopfert werden. Ich habe das Ende eines Opfers im Traum miterlebt, und mir ist alles andere lieber als ein solcher Tod.“
    Nicole schilderte nun, was sie im Traum gesehen hatte. Sirtanas Gesicht wurde zu einer Maske des Entsetzens, als sie Nicoles Erzählung hörte.
    „Ich habe Gerüchte gehört“, sagte sie, „aber so genau hat es mir noch niemand geschildert. Ich hörte von blutsaugenden dämonischen Wesen, von wandelnden Toten und fleischfressenden Ghulen, von herausgerissenen Augen und würgenden Knochenhänden.“
    „Hör auf“, sagte Nicole. „Wir müssen hier weg. Ich bleibe nicht an diesem verfluchten Ort.“
    „Wenn du fliehst, fliehe ich auch“, sagte Sirtana entschlossen. „Aber willst du nicht noch abwarten? Vielleicht geht dein Vater, der Professor, auf die Forderungen des Herrn des Schreckens ein und du wirst freigelassen.“
    „Das glaube ich nicht. Chandar-Chan läßt keinen entrinnen, der ihm in die Hände gefallen ist. Bisher hat noch keiner von den unglücklichen Gefangenen, die im Lauf der Jahrhunderte in diese Berghöhle verschleppt wurden, sie lebend wieder verlassen, wie du mir sagtest. Nein, Sirtana, ich fliehe. Wenn ich mich nicht mehr in der Gewalt des Herrn des Schreckens befinde, kann er meinen Vater nicht mit mir erpressen. Ich kann nicht zulassen, daß mein Vater für ein solches Ungeheuer arbeitet und ihm hilft, seine teuflische Macht noch zu vergrößern.“
    Sirtana fragte die dritte Zelleninsassin, eine junge, stämmige Frau, die nur Tibetanisch sprach, ob sie sich an dem Fluchtversuch beteiligen wolle.
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. Sie sagte ein paar Worte zu Sirtana.
    „Sie will nicht“, sagte Sirtana zu Nicole. „Sie hat jede Hoffnung verloren und sich in ihr Schicksal ergeben. Außerdem fürchtet sie, daß ihr Ende noch grausiger wird, wenn sie den Herrn des Schreckens durch einen Fluchtversuch erzürnt.“
    Nicole ging in der spartanisch eingerichteten Zelle auf und ab.
    „Eine Stunde am Tag können wir draußen auf dem Hof Spazierengehen, wie du mir sagtest“, wandte sie sich an Sirtana. „Dabei versuchen wir es. Ich habe schon eine Idee.“
     

     

Der Hubschrauber landete auf einer kahlen Felsplatte vor einer nackten Bergwand. Dulac, Arvois und d’Estienne stiegen aus. Sie befanden sich bereits in der Zone ewigen Schnees. Schneewächten und Schneefelder glitzerten in der Sonne. Ein eisiger Wind pfiff.
    Robert Arvois sah sich um.
    „Eine herrliche Aussicht“, sagte er.
    „Unter anderen Umständen wäre diese Reise ins Mount Everest-Gebiet ein unvergeßliches Erlebnis.“
    Der Schwarze Lama kam aus der Hubschrauberkabine. Wie die drei Männer trug auch er einen dicken, wattierten Mantel und eine Pelzkappe. Die Kleidungsstücke hatten sich im Hubschrauber befunden.
    Der Schwarze Lama ging auf die nackte Felswand zu. Er breitete die Arme aus, eine groteske, vermummte Gestalt im eiskalten, heulenden Wind, und rief ein paar Worte, die ihm der Wind von den Lippen riß.
    In der Felswand öffnete sich ein Spalt. Donnernd und polternd rollte ein Teil der Felswand zurück und gab eine dunkle, gähnende Öffnung frei.
    Der Hubschrauber startete und flog in die riesige Höhle hinein, in der der Rotorenlärm hundertfach widerhallte. Der Hubschrauber landete auf einer breiten Felsplatte innerhalb der Höhle in der Nähe des Eingangs.
    Nun winkte der Schwarze Lama Dulac, Arvois und d’Estienne herbei. Sie folgten ihm durch das Tor in die riesige Felshöhle. Der Lama nahm zwei Fackeln aus einer Felsnische und zündete sie an. Der Hubschrauberpilot kam hinzu, und der Lama reichte ihm eine der Fackeln.
    „Folgt
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