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092 - Der Herr des Schreckens

092 - Der Herr des Schreckens

Titel: 092 - Der Herr des Schreckens
Autoren: Earl Warren
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mir“, sagte er.
    Als sie ein Stück vom Höhleneingang entfernt waren, drehte der Lama sich um und rief wieder Worte in einer fremden Sprache. Das Felsentor, auf Gleitrollen gelagert, schloß sich. Der Schwarze Lama wandte sich an die drei Franzosen.
    „Sicher interessiert es Sie, wie das Felsentor geöffnet und geschlossen wird. Nun, Sie können es erfahren.“
    Der Lama schrieb ein paar magische Zeichen in die Luft und rief mit donnernder Stimme eine Beschwörungsformel. Die Umgebung des Felsentors wurde durch ein trübes, grünliches Leuchten erhellt.
    In diesem Licht erkannten die Männer ein riesiges, graues, mit schwarzen Haarbüscheln bedecktes Wesen, das neben dem jetzt geschlossenen Felsentor auf einem Steinblock hockte. Der Kopf des Dämons war grauenhaft anzusehen, unbehaart, schwarz, von Falten und Runzeln durchzogen. Das Gesicht bestand nur aus einem riesigen Maul und zwei großen, blinden Augen.
    Über den monströsen grauen Leib wimmelte allerlei Ungeziefer, rattengroße Bestien mit spitzen Zähnen, Skorpionschwänzen und rotfunkelnden Augen. Sie nährten sich von dem Dämon.
    Der Dämon war mit Ketten an den Steinblock gefesselt, er hatte drei Arme, einer wuchs aus kurz unterhalb des auf den Schultern sitzenden Kopfes aus der Brust heraus. Die Klauenhände waren in eine riesige, tonnenschwere Eisenstange gefesselt, mit der er das Felsentor auf- und zuschieben konnte.
    Der Dämon brüllte, daß es in der Höhle widerhallte, als die Bestien auf seinem riesengroßen Leib durch das Leuchten unruhig wurden und umher wimmelten. Mit ein paar scharfen, befehlenden Worten brachte der Schwarze Lama den Dämon zum Schweigen.
    Das grünliche Leuchten erlosch, Finsternis verhüllte gnädig die schreckliche Szene.
    „Das war Gorrho“, sagte der Schwarze Lama. „Er lehnte sich gegen den ersten Chandar-Chan auf, und seitdem wird er grausam bestraft.“
    Der Schwarze Lama und der Hubschrauberpilot führten Dulac, Arvois und d’Estienne durch die dunkle Höhle auf das verfluchte Kloster zu. In der Dunkelheit schienen Schatten sich zu bewegen, es wisperte, raunte, stöhnte und kicherte.
    Nach einem anderthalbstündigen Fußmarsch erreichte die kleine Gruppe das Kloster. Es war aus zyklopischen Quadern errichtet. Der Schwarze Lama pochte an das Tor, und nach einer Weile wurde aufgetan.
    Ein Gong ertönte und verkündete die Ankunft der fünf Männer. Der vordere Innenhof des Klosters war von Fackelschein erhellt. Mehrere kahlköpfige, in dunkle Gewänder gekleidete Schwarze Lamas musterten schweigend die Neuankömmlinge.
    Der Schwarze Lama, der Dulac, Arvois und d’Estienne von Katmandu hergebracht hatte, führte die drei Franzosen durch ein hohes, spitz zulaufendes Portal. Durch düstere Gänge folgten die drei Männer dem Schwarzen Lama über eine Treppe zu einem Gemach mit schwarzer Tür.
    Die Wände bestanden aus nackten, unverkleideten Quadern, sie waren alt und wuchtig und sicher meterdick. Es war so kalt wie in einem Sarkophag, und nicht nur die Kälte ließ die Besucher schaudern.
    Der Schwarze Lama klopfte an die Tür. Eine kurze Aufforderung folgte, und er trat ein. Auch Dulac, Arvois und d’Estienne betraten das Gemach. Es war ein altertümlich und prunkvoll eingerichteter Vorraum.
    Ein fetter, bösartig aussehender Mann erwartete die drei Franzosen. Er trug einen schwarzen, mit kabbalistischen Zeichen bestickten Umhang und war kahlköpfig. Mit einem herrischen Wink wies er den Schwarzen Lama, der die drei Männer hergeführt hatte, an, zu verschwinden.
    Der Lama schloß mit einer Verbeugung die Tür hinter sich. Der fette Mann klatschte in die Hände. Aus zwei Seitentüren traten Taschmosch und der Lönchen.
    „Willkommen im Kloster der Finsternis“, sagte der fette Mann. „Ich bin Chandar-Chan, der Herr des Schreckens. Vielleicht haben Sie eine imposantere Erscheinung erwartet als die meine, aber lassen Sie sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen. Sie werden mich noch mehr fürchten als Tod und Teufel, wenn Sie erst völlig begriffen haben, wer ich bin und welche Macht und welche Fähigkeiten mir zu eigen sind.“
    „Wo ist meine Tochter?“ fragte Professor Dulac.
    Er hielt seine Reisetasche in der Linken und das Stöckchen mit dem Horngriff, auf das er sich stützte, in der Rechten.
    „Professor Dulac, Sie erscheinen mir recht mitgenommen“, sagte der Herr des Schreckens. „Ist es schon soweit gekommen, daß Sie am Stock gehen müssen? Aber, ich bin ein schlechter Gastgeber, legen Sie
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