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0919 - Bücher des Grauens

0919 - Bücher des Grauens

Titel: 0919 - Bücher des Grauens
Autoren: Simon Borner
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gerne bringen, wenn es zur Rettung der Welt dient.« Er schnalzte mit der Zunge, hob die Zügel und der Wagen setzte sich in Bewegung.
    Mit einem missbilligenden Blick setzte sich Nicole Duval neben ihren Partner. »Trotzdem. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, Chef, aber meine Mama hat mir beigebracht, zu fragen, bevor ich mich bediene.«
    »Deine Mama musste auch nie gegen Zeitbeben antreten, oder?«
    ***
    2009 war am Ende. Und die Menschheit mit ihm.
    Der Blitz schlug direkt vor Eusebius' schreckgeweiteten Augen in die Rückwand der Brezelbude. Menschen schrien, liefen panisch umher und stießen die Außentische der Cafés auf ihrer Flucht um. Linienbusse krachten ineinander, weil ihre Fahrer den Blick nicht mehr von dem Chaos abwenden konnten, in das sich der Mainzer Domvorplatz mit einem Mal verwandelt hatte. Seit der Strahl aus Helligkeit erschienen war und aus einem ganz normalen Tag den Untergang der Welt gemacht hatte.
    Es roch nach Ozon und Verderben. Die Luft vibrierte. Mit einem zischenden Laut, der die Härchen auf den Armen des Geologen zu Berge stehen ließ, lösten sich leuchtende Fäden aus Energie aus dem dicken Strahl, hüllten die gesamte Bude ein - und sie verschwand.
    Von einem Moment auf den anderen war es, als hätte es sie nie gegeben!
    »Glauben Sie mir jetzt, Sie Narr?« Als Struttenkötter sich umdrehte, blickte er in das vor Zorn und Furcht rot angelaufene Gesicht Bruder Rufus'. »Glauben Sie mir jetzt?«, wiederholte dieser. »Die Zeitbeben sind Wirklichkeit. Nach und nach werden sie uns vom Antlitz der Erde tilgen, wenn wir nicht schnell wieder in der Arche verschwinden.« Ohne den Dozenten eines weiteren Blickes zu würdigen, machte Rufus auf dem Absatz kehrt und eilte wieder auf den Eingang des Domes zu. Struttenkötter bemerkte, dass seine Brüder bereits auf dem Weg dorthin waren. Sie alle sahen aus, als hätten sie dem sicheren Tod ins Auge gesehen.
    Und das, so fand er, kam der Wahrheit ja auch recht nahe.
    Während Eusebius Struttenkötter ihnen hinterher eilte - vorbei an Schaufenstern, die unter der Last der einschlagenden Blitze zu Bruch gingen, an Passanten, die in blinder Panik nach allen Richtungen fortliefen, nur um dann doch in die Fänge eines der umhersirrenden Ausläufer des Strahls zu geraten -, konnte er sich nicht helfen. Er musste einfach wieder an Professor Zamorra denken.
    Hier ist nichts mehr zu gewinnen, Monsieur. Wenn es einen Weg gibt, dieses Unheil noch aufzuhalten, führt er in die Vergangenheit. Und das ist ein Gebiet, das zu erreichen mir nicht offen steht. Aber Ihnen, wie ich hoffe. Oh ja, das hoffe ich wirklich…
    ***
    Die Dächer des mittelalterlichen Mainz glitzerten in der warmen Frühlingssonne, als Professor Zamorra und Nicole Duval nach wochenlanger Reise endlich durch das Tor der Stadt gingen. Sie hatten viele Entbehrungen auf sich genommen, um rechtzeitig anzukommen - bevor der unbekannte Dämon, von dem Aldebar dem Meister des Übersinnlichen berichtet hatte, sich Gutenbergs Erfindung und ihrer historischen Bedeutung bemächtigen konnte. Und es war ihnen gelungen, gerade so. Wenn sie sich nicht irrten, war dies der übernächste Morgen, der auf die Nacht von Zamorras letztem Besuch folgte. Der zweite Tag, nachdem der Professor mit Hilfe des Slissaks in Aldebars Zukunft gelandet war. Und noch, so machte die Stadt zumindest den Anschein, lief alles seinen geregelten Gang.
    Auf ihrem gesamten Weg waren Nici und Zamorra keinem einzigen Slissak, Titanen oder Zeitbeben begegnet. Die Zeichen standen also gut, dass es nicht zu spät war. Noch war nichts geschehen. Hand in Hand, wie zwei verliebte Touristen, traten die beiden Dämonenjäger nun auf den Marktplatz der Ortschaft, der sich rings um den imposanten Dom erstreckte. Ihr Auftreten sorgte für kaum eine Reaktion, einzig Nicoles Schönheit ließ so manchen Herrenkopf umdrehen und so manchen Blick länger auf ihren Rundungen verweilen, als es sittlich zulässig gewesen wäre.
    Na bitte , dachte Zamorra amüsiert. Genau wie ich dir seit Wochen sage: Selbst in mittelalterlichen Second-Hand-Klamotten siehst du einfach noch hinreißend aus. »Wie es scheint, haben wir es geschafft«, sagte er lächelnd. »Alles normal hier. Jetzt müssen wir nur noch Meister Gensfleisch finden, bevor unser unbekannter Widersacher ihn aufsucht und ihm sein unmoralisches Angebot macht. Aldebar zufolge hat der Dämon, oder worum es sich bei ihm auch immer handeln mag, den Drucker mit der Aussicht auf finanzielle
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