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0912 - Das Weltennetz

0912 - Das Weltennetz

Titel: 0912 - Das Weltennetz
Autoren: Volker Krämer
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hatte sie die gesichtslosen Wesen noch nie erlebt.
    Langsam, doch zielstrebig, bewegten sie sich durch die Straßen. Schaina hatte sich oft gefragt, wie viele es waren, die hier existierten. Sicher viele Tausende. Hier, in dem nun so begrenzten Stadtkern schienen es genau so viele zu sein, wie benötigt wurden. Jeder von ihnen ging zu einem Gebäude, baute sich davor auf, verharrte dann in Bewegungslosigkeit. Ein unheimlicher Anblick, denn sie standen dort wie Zinnsoldaten, die auf ein Zeichen warteten.
    Schaina lief die nächste Querstraße entlang - auch hier das gleiche Bild.
    Dann kehrte unheimliche Stille in die weiße Stadt ein, die in Schainas Ohren kroch und einen Druck in ihrem Kopf aufbaute, der die Wandlerin schaudern ließ. So perfekt und unerbittlich war diese Lautlosigkeit, dass selbst das geringste Geräusch sie wie Hammerschläge durchdrang.
    Schaina hörte es überdeutlich - da kamen Schritte auf sie zu, die wie Gongschläge den Boden erzittern ließen. Und plötzlich war er da. So ein Wesen hatte sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen. Es war groß, größer als jeder Bewohner von Schainas Welt, muskulös und nackt. Geschlechtsmerkmale konnte die Wandlerin an ihm nicht entdecken. Ihr wurde klar, dass da eine Kampfmaschine auf sie zu kam. Die Haut des Wesens war kalkig weiß - und sein Kopf schien überdimensioniert zu sein.
    Sein Gesicht wurde von einer mächtigen Hakennase dominiert. Zumindest dachte Schaina so, bis sie in die Augen der Kreatur sah - dies es nicht gab! Leere Höhlen starrten in Schainas Richtung. Die Wandlerin hatte sich durchsichtig gemacht, war mit dem Hintergrund aus Straße und Gebäuden verschmolzen. Doch bei diesem Wesen schien das unnötig zu sein, denn ohne Augen hätte er sie ja in keinem Fall entdecken können.
    Forschend, wie ein Tier, das seinen Bau kontrolliert und überprüft, ob alles seine Richtigkeit hat, wandte er seinen mächtigen Schädel von links nach rechts. Aber wie konnte er das? Ohne Augen war er doch unfähig dazu. Schaina begriff das alles nicht. Dann jedoch wurde sie Zeuge der unheimlichen Fähigkeiten, die ein Ductor besaß, denn einem solchen stand sie gegenüber.
    Sein Kopf ruckte herum. Die schwarzen Augenhöhlen richteten sich direkt auf sie aus. Mit seiner Nase machte er schnüffelnde Geräusche, die Schaina frösteln ließen. Als sich der Mund der Kreatur öffnete, schlug ein Alarm im Kopf der Wandlerin an.
    Nur um Haaresbreite entging sie mit einem raschen Sprung hinter die nächste Hauswand dem Schwall von weißem Feuer, das der Unheimliche präzise in ihre Richtung gespuckt hatte. Wo es am Boden auftraf, dort verschwand der weiße Belag der Straße und wich einem tiefschwarzen Loch, aus dem brodelnde Hitze aufstieg.
    Er konnte sie sehen! Aber wie nur?
    Schaina zögerte keinen Moment und rannte die Seitengasse entlang. Dort hinten musste sie auf eine breite Straße stoßen, auf die lauter kleinere Weg mündeten. Vielleicht konnte sie ihn abschütteln, wenn sie Haken schlug, denn sie war sicher, dass er sie verfolgen würde.
    Solange sie zurückdenken konnte, war sie nie so verzweifelt gewesen - ihre Fähigkeit, das Wandeln, hatte sie bei all dem geschützt, was ein Mädchen so aushecken konnte. Nun sah das plötzlich ganz anders aus. Die Panik trieb sie voran, denn weit hinter sich hörte sie ihn. Er kam… und er war schnell!
    Schaina lief um ihr Leben.
    ***
    Nur schweren Herzens hatte Sabeth sich von der Wurzel getrennt.
    Langsam stieg sie den Schacht hinauf, der sie zum Wurzelhaus führen würde.
    Wach auf, es ist wahr - der Plan nimmt nun seinen Verlauf…
    Das waren die Worte gewesen, die in ihrem Kopf erklungen waren. Sabeth hatte auf diesen Tag gewartet, doch gleichzeitig auch die Wartezeit genossen. Endlich war sie glücklich, endlich zufrieden. Es war eine lange Reise gewesen, die nun hier für sie geendet hatte.
    Einst war Sabeth eine mächtige Königin gewesen - Herrscherin über das Vampirvolk der Asanbosam, die in Afrika beheimatet gewesen waren. Zusammen mit ihrem Mann König Assunta hatte sie über das Wohlergehen ihres Volkes gewacht. Die Asanbosam waren zu einer der stärksten Vampirsippen der Erde geworden, gefürchtet und geachtet von jedem.
    Das hatte geendet, als Sarkana, der Vampirdämon, seine machtgierigen Klauen nach den Asanbosam ausgestreckt hatte. In einer brutalen Aktion hatte er das gesamte Volk ausgelöscht und das Herrscherpaar für Jahrhunderte in eine dumpfe Gefangenschaft verbannt. Erst als Sarkana
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