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0909 - Drachentod

0909 - Drachentod

Titel: 0909 - Drachentod
Autoren: Andreas Balzer
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bewundernswertem Schweigen verbracht hatte, rutschte auf seinem Sitz unruhig hin und her.
    »Das ist ja stiller als 'ne ertränkte Katze«, murmelte er. »Das ist gar nicht gut, oder?«
    »Nein, das ist nicht gut.«
    Angespannt sah sich Chin-Li nach verborgenen Beobachtern um, als sie den Plymouth in einer dunklen Seitengasse abstellte, doch sie konnte niemanden entdecken. Sie stellte den Motor ab, griff in ihren verstärkten Ledermantel und holte ein Paar Handschellen heraus.
    »Hey, was wird das jetzt?«, fragte Jenkins misstrauisch. »Sie stehen doch wohl nicht auf Fesselspiele?«
    »Glauben Sie mir, es ist zu Ihrem eigenen Besten.« Die Kriegerin packte die rechte Hand des Briten und kettete ihn ans Lenkrad.
    »Sie wollen mich doch hier nicht allein lassen? Was ist, wenn mich einer von Lams Leuten hier entdeckt? Oder eine von diesen haarigen Tigerfrauen, von denen Sie erzählt haben?«
    »Dann haben Sie Pech gehabt.«
    Chin-Li öffnete lautlos die Fahrertür und glitt in die Nacht hinaus. Niemand war auf der Straße, als sie sich katzengleich dem Kloster näherte. Das imposante Haupttor bestand aus massivem Stahl und wäre nur mit schwerem Geschütz zu überwinden gewesen.
    Doch es gab andere Wege.
    Die Kriegerin ging zu einem Teil der hohen Mauer, hinter dem sich der ausgedehnte Garten des Klosters verbarg. Aus ihrem Mantel holte sie eine Spezialpistole hervor, die ihr schon in der Vergangenheit gute Dienste geleistet hatte. Sie rief sich kurz die Begebenheiten im Garten ins Gedächtnis, zielte und betätigte den Abzug. Ein mit Widerhaken versehener Metallpfeil löste sich aus der Pistole und flog über die Mauer. Es gab ein kaum wahrnehmbares Geräusch, als das Geschoss auf der anderen Seite zu Boden fiel.
    An dem Pfeil hing ein quasi unreißbares Nylonseil, das fest mit der Pistole verbunden war. Chin-Li zog an dem Seil, bis die Widerhaken auf der gegenüberliegenden Seite Halt fanden. Rasch erklomm sie die Mauer und sah sich um. Der Garten lag still und verlassen vor ihr. Es gab nicht den geringsten Hinweis auf Wachen.
    Seltsam.
    Die Kriegerin ließ sich fallen, kam fast lautlos auf und zog ihre Schwerter. Das diffuse Gefühl der Bedrohung verstärkte sich, als sie sich dem düsteren Hauptgebäude näherte. Chin-Li wusste, dass der Garten immer von mindestens zwei Mönchskriegern bewacht wurde. Doch niemand stellte sich ihr in den Weg und versuchte, sie aufzuhalten.
    Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Vorsichtig bog Chin-Li um eine Ecke des Gebäudes - und erstarrte. Wenige Meter vor ihr befand sich eine kleine Tür. Der Gang dahinter führte direkt ins Innere des Klosters und wurde entsprechend gut bewacht.
    Doch jetzt stand die Tür sperrangelweit offen, und davor lagen die reglosen Körper der Wachen. Die beiden blutjungen Mönche sahen so aus, als seien sie vom Blitz niedergestreckt worden.
    Auf die Entfernung konnte Chin-Li nicht sagen, ob sie noch lebten. Vorsichtig näherte sie sich den beiden reglosen Körpern, jederzeit mit einer Attacke rechnend. Doch nichts geschah. Rasch hockte sich die Kriegerin hin und unterzog die Wachen einer oberflächlichen Untersuchung. Ihr Herz schlug schwach, aber regelmäßig und es gab keine erkennbaren Verletzungen.
    Chin-Li schob einem der beiden glatzköpfigen Männer die linke Hand unter den Kopf und hob ihn sanft an. Dann schmetterte sie ihm die Rechte kräftig ins Gesicht. Einmal. Zweimal. Dreimal. Doch der Ohnmächtige zeigte keine Reaktion. Irgendeine geheimnisvolle Macht schien die beiden Männer umfangen zu halten.
    Magie , dachte Chin-Li frustriert. Dagegen waren all ihre Waffen machtlos. Und wer immer diese Wachen ausgeschaltet hatte, befand sich möglicherweise noch im Kloster. Chin-Lis Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als sie den schmalen Gang betrat. Die Kriegerin war nicht paranormal begabt, aber auch sie spürte die unheilvolle Atmosphäre, die das uralte Gebäude erfüllte. Das Böse lauert in allen Ecken.
    Der Gang mündete in einen schmucklosen Saal, der von rußenden Fackeln beleuchtet wurde. Hier fand sie die nächsten Mönche. Chin-Li geriet nie in Panik. Doch jetzt spürte sie, wie sie zitterte. Ihr Herz schlug so heftig, als wollte es ihren Brustkorb zersprengen, auf ihrer Stirn stand dicker Schweiß.
    Meister Shiu.
    Die Kriegerin rannte zum Heiligtum der Neun Drachen, vorbei an weiteren bewusstlosen Wachen und der riesigen goldenen Statue von Tin Hau.
    Die Tür zum Heiligtum stand weit offen. Der kahle Raum sah aus, als hätte
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