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0909 - Das Opfer

0909 - Das Opfer

Titel: 0909 - Das Opfer
Autoren: Jason Dark
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knochig. Wenn Jane nicht alles täuschte, handelte es sich bei dem Mann um einen Asiaten. Die Gesichtszüge deuteten darauf hin.
    Allein war dieser Typ sicherlich nicht gekommen. Wer noch im Mercedes lauerte, wußte Jane nicht.
    Sie machte mißtrauisch, daß der Schwarzhaarige nur seinen linken Arm zeigte, den rechten hielt er unter dem Mantel verborgen.
    Warum?
    Trug er eine Waffe?
    Jane merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Die Gefahr kam näher, und Jane kam sich in dem Wagen wie in einem Käfig vor.
    Der Mantelträger erreichte den Golf. Neben der rechten Fahrerseite blieb er stehen und bückte sich, dabei klaffte sein Mantel auf, und endlich konnte Jane Collins auch den rechten Arm des Mannes sehen, ebenso die rechte Hand.
    Die Finger umklammerten den Griff einer kleinen, aber brandgefährlichen Maschinenpistole aus tschechischen Beständen, eine Scorpion. Der Mann lächelte gegen die Scheibe. Für Jane war dieses Gesicht trotz allem nur eine widerliche Fratze.
    Sie tat nichts.
    Der Mann lächelte weiter, aber er deutete mit der freien Hand an, was er wollte. Er ließ die Faust ein paarmal kreisen, und Jane wußte Bescheid.
    Sie kurbelte die Scheibe nach unten. Frische Luft strömte in den Wagen. Etwas kühl, schon abendlich angehaucht, aber sie tat Jane gut.
    »Was wollen Sie?« Jane Collins hatte beschlossen, forsch vorzugehen. »Was soll dieser Unsinn mit dem Baum? Dann noch der Wagen dahinter. Das ist eine Falle.«
    »Ich weiß.«
    Jane holte schnaufend durch die Nase Luft. »Sehr schön, Mister. Warum haben Sie mir die Falle gestellt?«
    »Das wirst du schon sehen.«
    »Du? Ich wüßte nicht, daß wir uns kennen.«
    Der Schwarzhaarige mit dem leicht asiatischen Aussehen hob die Augenbrauen. »Ich heiße Raki und…«
    »Interessiert mich nicht.«
    Er sprach trotzdem weiter. »Ich heiße also Raki, und ich habe bisher noch jeden Auftrag ausgeführt. Ich habe sie alle geschafft, ich habe sie alle gebracht, ob tot oder lebendig. Und ich werde auch diesen Auftrag durchführen, nur damit du Bescheid weißt.«
    »Welchen Auftrag?«
    »Das wirst du schon sehen.«
    »Und wenn ich nicht will?«
    Raki zog sich etwas zurück. Dann hob er die Schultern. Er sah für einen Moment aus wie jemand, der aufgegeben hatte. Nur war das nicht der Fall. Er hatte nur zu dicht an der Tür gestanden. Aufzerren konnte er sie nicht, denn sie war verriegelt. Dafür griff er zu einer anderen Methode. Blitzschnell zuckte seine linke Hand durch das offene Fenster und tauchte vor Janes Gesicht auf.
    Sie wollte zwar noch zur Seite weichen, aber sie war nicht schnell genug. Die Finger umklammerten ihren Hals. Janes Oberkörper wurde nach unten gedrückt. Mit der Stirn schlug sie auf den Lenkradring, und eine andere Hand glitt geschmeidig über ihren Rücken hinweg, um die Astra aus dem Hosenbund zu ziehen.
    Die erste Hand ließ sie los.
    Jane schnellte zurück in eine normale Sitzhaltung - und mußte mit ansehen, wie der Kerl die zuvor entriegelte Tür aufzerrte, sogar noch neben ihr stehenblieb und mit sanfter Stimme die Fahrerin aufforderte, den Wagen zu verlassen. »Wir werden auch dafür sorgen, daß er weggefahren wird. Für dich heißt es jetzt umsteigen.«
    Jane brauchte nicht mehr lange zu überlegen. Wenn sie sich weigerte, würde Raki zu härteren Mitteln greifen, und das wollte sie auf keinen Fall riskieren.
    »Gut, ich komme mit.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet.« Raki lächelte überlegen. Er schaute dabei zu, wie Jane Anstalten traf, ihren Golf zu verlassen, was ihr vorkam wie ein Abschied.
    Lady Sarah Goldwyn hatte mit ihrer Warnung recht behalten, doch sie hatte Jane die Fahrt nicht ausreden können. Sarah schien einen sechsten Sinn für Gefahren zu haben, das wußte Jane jetzt.
    Als sie neben dem Golf stand, schlug Raki die Tür zu. Der Knall hörte sich an wie ein Pistolenschuß, und Jane Collins schrak zusammen. Sie verkrampfte sich für einen Moment, obwohl sie es gar nicht wollte. Der Vergleich mit einem zufallenden Sargdeckel war ihr ebenfalls in den Sinn gekommen, und die Freundlichkeit der Umgebung war verschwunden. Jetzt kam sie ihr düster vor und bedrohlich.
    Die beiden Ufer des kleinen Flusses waren mit Bäumen bewachsen. Birken und Trauerweiden wechselten sich ab.
    »Der Wagen wartet«, sagte Raki. Er hielt sich hinter Jane auf und tippte sie an.
    Die Detektivin ging vor. Trotz ihrer Bedrückung konnte sie sich eine Frage nicht verkneifen. »Wenn der Wagen wartet, frage ich Sie, was anschließend
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