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0909 - Das Opfer

0909 - Das Opfer

Titel: 0909 - Das Opfer
Autoren: Jason Dark
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wußte, daß es zurückkehren würde. Es war zurückgekehrt. Immer und immer wieder. Sie hatte mit ihrem Vater darüber gesprochen und ihn gebeten, sich etwas einfallen zu lassen, Wobei sie genau wußte, daß ihr alter Herr die Polizei aus dem Spiel lassen mußte. Aber er hatte ihr versprochen, etwas zu unternehmen, und an diesem Tag sollte es soweit sein.
    Romana Kendrake befand sich nicht allein in dem großen Haus mit seinen hallenartigen Räumen.
    Greta war noch da. Sie gehörte praktisch zum Inventar, sie war die Helferin, das Mädchen für alles.
    Sie war so etwas wie eine Chefin, kümmerte sich um Romana ebenso wie um die Küche und um andere Dinge, die im Haus anfielen. Auf Greta war Verlaß, und das seit vielen Jahren.
    Wenn Romana allein war und trotzdem mit der Frau Kontakt aufnehmen wollte, dann konnte sie das über ein Sprechgerät. Sie trug es ebenso bei sich wie das tragbare Telefon, ein flaches Handy, das bequem in die Tasche ihrer Jacke paßte.
    An diesem Tag war Romana schon nervös aufgestanden. Greta hatte ihr bei der Morgentoilette geholfen und ebenfalls kaum mit ihr geredet, denn sie wußte genau, wie sie sich ihrem Schützling gegenüber zu verhalten hatte.
    »Es wird alles besser!« hatte sie nur gesagt und von Romana keine Antwort erhalten.
    Jetzt fuhr sie mit dem Rollstuhl durch die Halle. Der Boden bestand aus Steinen, die ein dunkles Ockergelb zeigten. Auf ihrer Oberfläche waren auch die Spuren der Rollstuhlräder zu sehen. Dunkle Streifen, eine Hinterlassenschaft der Reifen. Sie wurden nur hin und wieder entfernt, wenn eine Putzkolonne kam.
    Romanas Vater hatte wirklich alles getan, um seiner Tochter das Leben zu erleichtern. Ihr Zimmer war behindertengerecht eingerichtet, und im Haus selbst existierte ein genügend breiter Fahrstuhl, in den sie hineinfahren konnte, um so die oberen Etagen zu erreichen. Ja, es war einiges getan Worden, nur ihre Gesundheit hatte man ihr nicht zurückgeben können.
    Langsam rollte sie durch die Halle, die den Eingangsbereich darstellte. Es war eigentlich ihre Welt, denn hier reichten die Fenster fast bis zum Boden, und sie konnte durch die Scheiben nach draußen schauen, wo sich das parkähnliche Grundstück mit seinen zahlreichen Bäumen ausbreitete. Ein nicht sehr gepflegtes, beinahe schon wildes Gelände mit nur wenigen Wegen, die Romana aber kannte, denn an warmen Tagen fuhr sie mit ihrem Rollstuhl hinaus in die freie Natur und konnte dort zumindest einen kleinen Teil ihrer Phantasien ausleben.
    Dieser Morgen allerdings lud nicht dazu ein, die Stunden draußen zu verbringen. Im Gegensatz zum gestrigen Tag, wo das Wetter noch sonnig und strahlend gewesen war, hatte sich eine Wolkendecke vor den Himmel geschoben, und sie war auch tiefer gewandert, um kurz nach dem Verschwinden der Morgendämmerung den ersten Sprühregen zu entlassen.
    Der Regen hatte dann aufgehört, aber die Wolkendecke war geblieben, auch wenn gelegentlich die Sonne hervorschaute.
    Romana fuhr auf das Fenster rechts neben der breiten Eingangstür zu. Es war ihr Lieblingsplatz, denn von dieser Stelle aus hatte sie den besten Blick in den Park.
    Die Bäume hatten noch kein grünes Kleid bekommen. Das würde sich bald ändern, wenn die dicken Knospen explodierten, das junge, frische Grün der Blätter freilag und auch die Blumen aus der Erde stachen, um in kräftigen Farben zu leuchten.
    Der Rasen sah nicht mehr so grau aus wie in den Wintermonaten. Frische, grüne Inseln schimmerten durch, und er war an einigen Stellen bereits gemäht worden.
    Versonnen schaute Romana durch die Scheibe. Wenn sie ehrlich gegen sich selbst war, nahm sie von dieser Parklandschaft kaum etwas auf. Sicherlich auch deshalb, weil sich ihre Gedanken in andere Richtungen bewegten. Sie dachte wieder an die Nächte, an die unheimlichen Stunden, wo ER erschienen war.
    Sie hatte ihn nur ER genannt, denn sie kannte seinen Namen nicht. ER war eine Gestalt, und Romana sah diese Gestalt nicht als einen Menschen an, obwohl sie wie ein Mensch aussah. Düster und hochgewachsen. Oben schmaler als unten, denn dort schwang der weite Mantel über dem Boden.
    Eine Gestalt, die genau wußte, was sie wollte, obwohl sie nicht viel getan hatte. Nur ein kurzes Versprechen, mehr nicht.
    Blut…
    Romana schauderte, wenn sie daran dachte. Die Gestalt wollte vielleicht ihr Blut haben. Die wollte sie töten, überfallen, wie auch immer. Romana fragte sich, wer Menschenblut brauchte.
    Sicherlich kein Mensch, da gab es jedoch Wesen, deren
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