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0904 - Murcons Burg

Titel: 0904 - Murcons Burg
Autoren: Unbekannt
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hatte, daß die unter der Oberfläche lebenden Zaphooren kein Sehvermögen besaßen. Sie waren blind. Sie orientierten sich, indem sie kurze, halblaute Schreie ausstießen und an der Art des Echos auf die Beschaffenheit der Umgebung schlössen. Diese Schreie waren die sogenannten Sehrufe. Ihre Frequenz lag im Ultraschallbereich. Es war verständlich, daß diese Art des akustischen „Sehens" große, d.h. leicht erkennbare Gegenstände bevorzugte und ein Wesen, das sich auf diese Weise in seiner Umgebung orientierte, die Tendenz empfand, umfangreiche Objekte für schön und kleine für häßlich zu halten.
    Zullmausts Höfstaat bestand derzeit aus etwa dreißig seiner Untertanen, die sich ständig in der Nähe des Herrschers aufhielten, um von diesem Befehle entgegenzunehmen und sie auszuführen. Zehn davon waren Frauen. Die Mehrzahl der Mitglieder des Hofstaats hatte Botenfunktion.
    Zullmaust brauchte sie, um eine Nachricht an einen bestimmten Empfänger zu senden oder eine Auskunft von einer gewissen Quelle einzuholen.
    Andere sorgten für die Bequemlichkeit des Herrschers, indem sie ihn mit Trank und Speise versorgten oder ihm das Gesicht wuschen, wenn ihm zu heiß wurde. Vier schließlich waren die Hüter der Feuer, die dafür zu sorgen hatten, daß die Scheiterhaufen an der Wand der Halle niemals erloschen. Das Amt des Feuerhüters war mit etlichem Ansehen verbunden. Jeder, der etwas auf sich hielt, strebte danach, Feuerhüter zu werden, obwohl der ständige Aufenthalt in der Hitze wenig angenehm war und die Hüter unter dem Rauch, der durch schmale Schlitze in der Kuppeldecke nur zögernd abzog, zu leiden hatten.
    Die Mitglieder des Hofstaats waren, wie unter Zaphooren üblich, von verschiedener äußerer Erscheinung.
    Es gab Riesen und Zwerge unter ihnen, Geschöpfe mit einer Vielzahl von Gliedmaßen und solche, die nur einen Arm oder ein Bein ihr eigen nannten. Ein oberflächlicher Beobachter hätte sich schwer getan, zu glauben, daß all diese Formen akkumulierte Mutationen einer humanoiden Urform waren.
    Die Augen, die bei den blinden Bewohnern der Unterwelt keine Funktion mehr hatten, befanden sich in verschiedenen Stadien der Mutation.
    Zullmaust und einige Mitglieder seines Hofstaats besaßen noch voll entwickelte Augäpfel, Jedoch fehlten diesen Iris und Pupille. Andere dagegen besaßen nur noch Augenhöhlen, über denen die Gesichtshaut sich geschlossen hatte. Den fortgeschrittensten Grad der Mutation stellten jedoch jene Männer und Frauen dar, aus deren Gesichtern selbst die Augenhöhlen verschwunden waren.
    Der Anblick eines solchen Wesens hätte einem Terraner unwillkürlich Schrecken oder Widerwillen eingeflößt.
    Der Anblick eines Gesichts, dessen obere Hälfte mit Ausnahme der Nase keinerlei Gliederung aufwies, war etwas, woran man sich erst gewöhnen mußte.
    Der Hofstaat hatte sich in den vergangenen Minuten schweigend verhalten und darauf gewartet, wie Zullmaust sich entscheiden würde.
    Jedermann wußte, mit welcher Zuneigung der Herrscher an seiner Favoritin hing. Niemand zweifelte, daß Zullmaust nicht zögern würde, etwas Entscheidendes zu unternehmen, um dem gefährlichen Geist - wessen er auch sein mochte - das Handwerk zu legen.
    Bevor aber der Herrscher seinen weisen Entschluß kundtun konnte, öffnete sich eines der Portale, die in die Thronhalle führten, und ein vierbeiniger Bote kam hereingestürzt. Er bewegte sich mit großer Geschwindigkeit bis an die unterste Stufe des Podests, auf dem Zullmausts steinerner Thron stand, und machte eine Ehrfurchtsbezeigung.
    Dann sprudelte er hervor: „Gute Nachricht, Herr! Serena ist gerettet! Ein Fremder hat den Geist vertrieben, und Serena ist mit ihm auf dem Weg hierher!"
    Da richtete sich Zullmaust in seinem unbequemen Sessel auf und verkündete mit heller, durchdringender Stimme: „Richtet ein Fest! Der Fremde, der den Geist vertrieben und Serena gerettet hat, soll unsere Dankbarkeit spüren!"
    Pankha-Skrin kannte sich in den Seelen intelligenter Wesen aus. Serenas Begegnung mit dem geheimnisvollen Geist war ein einschneidendes Erlebnis gewesen, das sie erst verarbeiten mußte. Danach fragte er sie also zuletzt. Inzwischen aber stillte er seinen Wissensdurst ungeniert. Er fand in Serena ein Geschöpf, das bereitwillig über seine Umwelt sprach und jede Frage gerne beantwortete - oder doch wenigstens zu beantworten Süchte. „Was war das für ein Beben, das die ganze Halle erschütterte und uns um ein Haar begraben hätte?" erkundigte
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