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0904 - Murcons Burg

Titel: 0904 - Murcons Burg
Autoren: Unbekannt
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Über diese Wände liefen zahllose Felsbänder - manche schmal, manche breit, manche sanft geneigt, andere steil. Diese Felsbänder waren die Pfade, auf denen die Zaphooren zu ihren Wohnungen gelangten.
    Entlang der Pfade waren die Eingänge der Wohnhöhlen wie Perlen an einer Schnur aufgereiht.
    Aber auch hier gab es wieder Unterschiede.
    Mancher Eingang war nur ein Loch im Fels. Unmittelbar daneben aber mochte man einen finden, der mit einem klobigen Vorbau verziert war und die Form eines Torbogens hatte.
    Zullmausts Palast befand sieh offenbar im Hintergrund der Höhle.
    Denn dort gab es eine sacht ansteigende Rampe, deren Breite mindestens hundert Meter betrug und die vor einem Portal endete, wie ein megalomanischer Autokrat der Frühzeit es sich nicht wuchtiger hätte ausdenken können. Es hatte die Form einer Halbellipse, stieg wenigstens zehn Meter weit in die Höhe und hatte an der Basis eine Breite von gut und gern dreißig Metern.
    Das Ganze war verkleidet mit sorgfältig behauenen Felsquadern, von denen jeder gut und gern seine hundert Tonnen wog. In der Nähe des Herrscherpalasts gab es mehrere kleine Wohnhöhlen, die weitaus weniger ansehnlich wirkten und auf mehr oder weniger schmalen Felssteigen zu erreichen waren wie der Rest der Wohnungen in Zajwaad. In diesen Höhlen hauste, wie Pankha-Skrin erfuhr, das Gesinde des Herrscherhaushalts, und die besseren wurden für Zullmausts Gäste in Reserve gehalten.
    In den Wohnhöhlen ringsum hatte man inzwischen bemerkt, daß der Herrscher mit seinem Gefolge angelangt war. Daraufhin traten aus jedem Höhleneingang ein oder mehrere Zaphooren, deren jeder eine brennende Fackel trug. Pankha-Skrin war überrascht von dieser Geste.
    Was bedeutete den blinden Bewohnern der Unterwelt das Feuer? Er hatte bereits bemerkt, daß in Zullmausts Thronhalle vier Feuer ständig brannten, und sich darüber gewundert.
    Die Flamme schien für die Blinden Zaphooren, obwohl sie sie nicht sehen konnten, eine besondere Bedeutung zu haben.
    Die Zaphboren stimmten alsbald einen Gesang an, der im Hintergrund der Höhle zunächst zaghaft begann und im Handumdrehen zu solcher Mächtigkeit anschwoll, daß Pankha-Skrin seinen Tragstuhl vibrieren fühlte. Die Bewohner von Zajwaad hatten sich inzwischen in Bewegung gesetzt. Sie kamen die Felspfade herab und begannen sich auf der Sohle der Höhle zu versammeln. Das war ein märchenhafter Anblick: die grellen, sich stetig bewegenden Lichtpunkte der Flammen gegen den grauen Hintergrund des Infrarotbildes, das Pankha-Skrins Wahrnehmungsorgane sahen.
    Kaum aber hatte sich die gesamte Bewohnerschaft der Stadt auf dem Boden der Höhle versammelt, da brach der Gesang ab, und an seiner Stelle ertönte ein Jubel- und Freudengeschrei, das Pankha-Skrins kleinen Übersetzer derart durcheinanderbrachte, daß er nur noch sinnlose Geräusche von sich gab. Der Quellmeister schaltete das Gerät daraufhin ab, um es vor Schaden zu bewahren. Es gab ohnehin niemand, der in diesem Augenblick mit ihm sprechen wollte. Und auch ihm lag weitaus mehr daran, das Fest zu beobachten, als sich in eine Unterhaltung einzulassen.
    Aus dem Palast des Herrschers wurden nun eine schier unendliche Reihe schwerer Körbe und Gefäße gebracht, die, wie der Quellmeister bald erkannte, Speisen und Trank enthielten. Im Zentrum der Höhle wurden im Handumdrehen einige Gruppen bankähnlicher Tische errichtet, auf denen man die Gaben des Herrschers ausbreitete. Die Blinden machten sich über die Speisen und Getränke her. Aber das geschah in einer erstaunlich zivilisierten Weise, so daß kein Gedränge entstand.
    Inzwischen trugen Zullmausts Bedienstete den Herrscher und seinen Gast gemessenen Schritts durch die Menge. Die Zaphooren wichen ehrfurchtsvoll zur Seite, wo auch immer die beiden Tragstühle auftauchten und riefen dem Herrscher wie seinem Gast begeistert zu. Zullmaust und Pankha-Skrin wurden bis zu den Tischen in der Mitte der Höhle getragen. Dort setzten die Träger die Stühle ab, so daß die beiden zugreifen konnten. Pankha-Skrin ging dabei, obwohl er einigermaßen hungrig war, vorsichtig zu Werke, weil er nicht wußte, wie sich die Nahrung der Zaphooren mit dem Metabolismus der Loower vertrug. Die Vielfalt der Speisen und Getränke beeindruckte ihn. Die Blinden schienen nicht in Not zu leben. Er bemerkte, daß sich viele tierische Zutaten unter. dem Dargebotenen befanden. Die Zaphooren waren Allesesser - wie die große Mehrzahl der Wesen mit vertikaler Zweiersymmetrie, die
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