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0903 - Der Schattenkelch

0903 - Der Schattenkelch

Titel: 0903 - Der Schattenkelch
Autoren: Oliver Fröhlich
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Küchenoutfits oder einen Mann mit grüner Schürze und Gummihandschuhen.
    »Dir sagt der Name Clement Luynes etwas?«, fragte Robin.
    Zamorra nickte. »Macht sein Geld mit speziellen Kugellagern. Hat sein Patent weltweit vermarktet und lebt offenbar nicht schlecht davon.«
    »Jetzt nicht mehr. Er ist tot!«
    Da Robin der Leiter der Mordkommission von Lyon war, kam diese Eröffnung für Zamorra nicht überraschend. »Und?«
    »Nun ja, es gibt da ein paar Einzelheiten, die mir Kopfzerbrechen bereiten. Vielleicht kannst du mir weiterhelfen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel die Tatsache, dass der Mord in einem von innen verschlossenen Zimmer stattfand.«
    »Das ist eher ein Fall für einen Sherlock Holmes als für einen Parapsychologen.«
    Robin runzelte die Stirn. »Mag sein, aber in Verbindung mit der Mordwaffe könnte es doch interessant für dich werden. Komm mit ins Arbeitszimmer und wirf mal einen Blick drauf.«
    Im Gegensatz zur Eingangshalle war Clement Luynes' Arbeitszimmer nicht protzig, sondern eher zweckmäßig eingerichtet. In den mächtigen Regalen hatten nicht nur Unmengen von Fachliteratur Platz gefunden, sondern auch Modelle von Gerätschaften, wie sie Zamorra noch nie zuvor gesehen hatte. Offenbar hatte Luynes nicht nur Kugellager hergestellt. Auf dem wuchtigen Schreibtisch stand ein Computermonitor, davor lag eine flache, silberne Tastatur. Einige Papiere waren über die Tischplatte verteilt, so als wäre gerade noch daran gearbeitet worden.
    Der cremefarbene Teppich war hochflorig und flauschig - und wurde geziert von einem riesigen Blutfleck!
    »Wo ist die Leiche?«, fragte Zamorra.
    »Die wurde kurz vor deiner Ankunft abtransportiert. Soweit wir bisher sagen können, wies sie nur eine einzige Verletzung auf.« Robin fuhr sich mit dem Zeigefinger vom Haaransatz über die Stirn bis zum Auge. »Eine große Platzwunde von hier bis hier, der Knochen darunter sichtbar deformiert, vermutlich zertrümmert. So wie es aussieht, war es ein einziger Schlag, der ihn getötet hat.«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Der Chauffeur. Er sollte Luynes heute Morgen zu einem Meeting fahren, doch der kam zur vereinbarten Zeit nicht zum Wagen.« Robin kaute auf dem Mundstück der Pfeife herum. »Clement war bekanntermaßen Frühaufsteher und -arbeiter. Also klopfte Saccone - so heißt der Chauffeur - an die Tür des Arbeitszimmers. Als er keine Antwort bekam, wollte er hineingehen, aber es war abgeschlossen. Deshalb haben Saccone und der Gärtner die Tür aufgebrochen.«
    »Was ist mit dem Fenster?«
    Robin schüttelte den Kopf. »Das war zu. Von außen weder zu öffnen, noch zu schließen.«
    »Gut«, sagte Zamorra. »Also, es war so: Der Chauffeur und der Gärtner haben ein Komplott geschmiedet. Sie haben Luynes erschlagen, die Tür von außen zugesperrt, sie aufgebrochen und anschließend den Schlüssel von innen ins Schloss gesteckt. Du solltest die beiden verhaften. Fall gelöst. Kann ich jetzt wieder heim?«
    »Sehr lustig, Zamorra.«
    »Ja, nicht wahr?«
    »Überlass die eigentliche Polizeiarbeit bitte mir! Das mit dem verschlossenen Zimmer ist zwar rätselhaft, aber die Mordwaffe ist es erst recht.«
    Im Arbeitszimmer waren gerade ein paar Männer der Spurensicherung dabei, Fingerabdrücke zu nehmen. Einen von ihnen winkte Robin heran.
    »Das ist Paul Bassot«, stellte Robin den Mann vor. »Zeigen Sie Professor Zamorra doch bitte mal, was wir gefunden haben.«
    »Natürlich«, sagte Bassot und holte eine durchsichtige Tüte herbei. Zamorra fiel auf, dass Bassot dünne, weiße Handschuhe trug. Mit einer Hand holte der Spurensicherer den Inhalt aus der Tüte und stellte ihn auf den Schreibtisch.
    Es war ein Kelch, schwarz wie die Nacht und überzogen von rötlich schimmernden Symbolen, die sich ineinander schoben, wieder voneinander lösten, sich umtanzten und ständig ihre Form änderten.
    »Was ist das denn?«, entfuhr es Zamorra. Hatte er bis vor wenigen Augenblicken noch gedacht, bei der Untersuchung dieses Mordfalls fehl am Platz zu sein, war nun sein Interesse geweckt.
    »Ich hatte gehofft, du könntest mir das sagen!«, entgegnete Robin.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Woher wisst ihr, dass das die Mordwaffe ist?«
    »Der Kelch lag neben der Leiche.« Robin zeigte auf eine Stelle am Fuß des Gefäßes. »Hier kleben ein paar Haare. Sagen dir die Symbole etwas?«
    Wieder ein Kopf schütteln. »Nein, nie gesehen.«
    Zamorra beugte sich vor und nahm die Schriftzeichen genauer unter die Lupe. Allzu lange
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