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0903 - Der Schattenkelch

0903 - Der Schattenkelch

Titel: 0903 - Der Schattenkelch
Autoren: Oliver Fröhlich
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ausspucken können. Ohne es bewusst gesteuert zu haben, hatte Agamar diese Fähigkeit eingesetzt - und Lucifuge Rofocale damit verwundet! Es bedurfte also doch nicht so viel Übung, wie er befürchtet hatte.
    »Wie kannst du es wagen…«, krächzte Lucifuge Rofocale. Seine Stimme klang, als würden zwei Felsen übereinander schaben. Er riss das Maul auf. Weit! So weit, dass es aussah, als hätte er den Unterkiefer ausgehängt. Aus diesem Schlund und den Augen rasten sirrende schwarze Schwaden hervor wie Millionen und Abermillionen von Schmeißfliegen.
    Agamar versuchte auszuweichen, doch Lucifuge Rofocales Höllenatem verfolgte jede seiner Bewegungen und hüllte ihn schließlich ein. Ein kehliges Gurgeln drang zwischen den einen Spaltbreit geöffneten Lippen hervor und sofort krochen ihm die Schwaden in den Mund. Dort, wo ihn der schwarze Atem berührte, begann die Haut zu brennen und Blasen zu werfen.
    »Nun fällt dir nichts mehr ein, du armseliger Wurm!«, triumphierte Lucifuge Rofocale.
    Er irrte sich!
    Agamar stieß einen geistigen Befehl aus. Die Schattenhunde gehorchten ohne zu zögern und jagten auf den Ministerpräsidenten zu. Dem ersten schickte Lucifuge Rofocale sein Höllenfeuer entgegen und verbrannte ihn im Sprung zu stinkender Asche. Die anderen hingegen verwandelten sich ansatzlos in schwarze Schatten, kleiner zwar, aber dennoch nicht unähnlich dem, was Agamar gerade einhüllte. Lucifuge Rofocale versuchte, auch sie mit Flammen aus den Klauen zu zerstören, doch das Feuer schoss wirkungslos durch die Schatten hindurch.
    Da waren sie auch schon heran! Im letzten Augenblick verwandelten sie sich in materielle Wesen zurück und sprangen an Lucifuge Rofocale hoch. Von allen Seiten verbissen sie sich in seine Arme, seine Schwingen, seine Beine. Der Ministerpräsident der Hölle stieß einen infernalischen Schrei aus. Es gelang ihm, fünf der Schattenhunde abzuschütteln und sie mit Flammenfäden zu beschießen. Doch Agamars Dienerkreaturen waren unglaublich reaktionsschnell. Zwei verbrannten zwar in Lucifuge Rofocales Höllenfeuer, aber die drei anderen verpufften zu Schatten, bevor die Flammen sie erreichten. Und schon im nächsten Augenblick waren sie erneut Geschöpfe aus dämonischem Fleisch und schwarzem Blut, die ihre Hauer in Lucifuge Rofocale schlugen.
    Agamar glaubte nicht, dass die Schattenhunde dem Ministerpräsidenten wirklich gefährlich werden konnten. Aber er hoffte, dass sie Lucifuge Rofocale mit ihren schmerzhaften Angriffen lästig genug waren, dass der sich nicht mehr auf den Höllenatem konzentrieren konnte. Tatsächlich wurde das Brennen auf der Haut schwächer und schwächer und verschwand schließlich ganz. Die Blasen jedoch blieben und sie schmerzten wie zuvor. Er fürchtete, dass er trotz seiner dämonischen Selbstheilungskräfte furchtbar lang unter diesen Wunden zu leiden haben würde.
    »Das wirst du mir büßen«, keuchte Agamar. Mit hasserfülltem Blick starrte er zu Lucifuge Rofocale, von dem nicht viel zu erkennen war, weil er von dem zuckenden Knäuel aus Schattenhunden beinahe verdeckt wurde. Agamar sah aber auch, dass der Ministerpräsident der Hölle nach und nach Oberhand gewann. Trotz ihrer Schnelligkeit gelang es den Hunden nicht immer, den Feuerblitzen rechtzeitig auszuweichen, und so waren inzwischen nur noch sieben oder acht dieser wunderschönen Wesen übrig.
    Agamar ballte die Klauen zu Fäusten und mahlte mit den Zähnen.
    Dann hob er die Arme. Nach einem kurzen Zucken der Handmuskeln lösten sich die gelblichen, hornigen Krallen aus den Pranken und jagten auf Lucifuge Rofocale zu. Im letzten Augenblick zerstoben die Hunde zu Schatten, um den Geschossen den Weg frei zu machen. Die Hornprojektile prasselten auf den Ministerpräsidenten ein, rissen tiefe Wunden auf der Brust und im Gesicht und zerstörten sogar das rechte Auge.
    »Du siehst nicht gut aus!« Agamars Stimme troff vor Häme. »Hast du dich mit dem Falschen angelegt?«
    Lucifuge Rofocales Schrei ließ zwei der noch halbwegs intakten Hütten der Siedlung in sich zusammen fallen. »Du… du… ich werde dich…«
    Mitten in den Satz hinein tanzte plötzlich eine Energiekugel auf seiner Handfläche. Schwarze, rote und grellgelbe Blitze formten eine mörderische Waffe, die er seinem Kontrahenten entgegenschleuderte. Doch der ließ sich nicht überraschen.
    »Na endlich«, rief Agamar. »Auf diesen Fehler von dir habe ich nur gewartet!«
    Bevor ihn der Blitzball treffen konnte, streckte Agamar ihm die
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