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0902 - Zurück zu den Toten

0902 - Zurück zu den Toten

Titel: 0902 - Zurück zu den Toten
Autoren: Jason Dark
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wurde von Filmen gesprochen, es gab Literatur über Vampire, und die normale Welt bewegte sich in eine Richtung, als wollte sie mit aller Macht dafür Sorge tragen, daß diese Blutsauger endlich erwachten und dadurch bewiesen, wie existent sie waren.
    Keine Spur, keine Legende, keine Sage, die sich jemand irgendwann ausgesucht hatte.
    Es gab sie tatsächlich, und hier unter der Steindecke lag jemand vor ihr.
    Ich habe ihn entdeckt! durchfuhr es Amanda. Ich bin die Größte. Ich bin der Welt um einige Schritte voraus. Ich bin…
    Ihre Gedanken brachen ab. Sie schüttelte den Kopf, denn ein anderes Gefühl drängte sich in ihr hoch, und das wiederum war nicht unbedingt positiv.
    Vampire brauchen Blut, um sich ernähren zu können. Sie trinken das von Tieren, aber auch von Menschen, und sie, die jetzt vor dieser Gestalt saß, war ein Mensch.
    Einer, durch dessen Adern Blut floß. Eine Köstlichkeit für den Bleichen vor ihr.
    Amanda schauerte zusammen. Sie stellte sich vor, wie es sein würde, wenn diese beiden Zähne, deren Spitzen sie sah, plötzlich an ihrem Hals entlangfuhren und blitzschnell zubissen. Würde sie wirklich einen süßen Schmerz spüren, bevor sie hineinsank in das unendliche Land der Schatten, wo alles so anders war?
    Sie wußte es nicht, und sie wollte auch nicht, daß es schon jetzt an ihr ausprobiert wurde. Die Zeit war nicht reif, erst die Nacht würde neue Ergebnisse bringen.
    Die Frau zwang sich zu einem Lächeln, bevor sie der Gestalt noch einmal zunickte. »Wir werden uns wiedersehen«, flüsterte sie. »Ganz bestimmt werden wir und wiedersehen. Ich verspreche es dir, und du weißt genau, wo du mich finden kannst.« Es waren ihre letzten Worte an den Wiedergänger, denn Sekunden später blies sie die Kerzenflamme aus und ließ die Gestalt in der Finsternis zurück.
    So wie sie gekommen war, kroch sie auch wieder aus der Höhle hervor.
    Viel heller war es außerhalb des Steins auch nicht, denn tiefe Schatten hüllten den Wald ein. Nur noch ein letzter heller Streifen stand am Himmel, auch der würde bald verschwunden sein.
    In der Mitte blieb Amanda stehen. Sie legte den Kopf zurück und betrachtete den Vollmond, der allerdings ein wenig blaß leuchtete.
    Amanda war zufrieden.
    Ihr Herz klopfte schneller. Die Zukunft war für sie wieder interessant geworden. Es hatte sich also gelohnt, ja, es hatte sich für sie und ihre Schwester gelohnt.
    Mit diesem Gedanken machte sie sich auf den Rückweg, und sie freute sich auf die kommende Nacht.
    Ihr Fenster würde nicht geschlossen sein, bestimmt nicht…
    ***
    Der Boden war feucht und kalt. Ich sah ein Fenster, ich sah sogar Gitter, aber ich sah auch, daß draußen allmählich das Licht verschwand und die Dunkelheit zunahm.
    Wäre es möglich gewesen, ich hätte mich selbst in den Hintern getreten, aber das ging nicht, denn man hatte mich an Händen und Füßen gefesselt. Nicht mit Handschellen, wie es mir neulich im Wiener Prater passiert war, sondern mit normalen Stricken, die leider feucht geworden waren und sich deshalb immer mehr zusammenzogen. [1]
    Wie gesagt, ich lag auf dem Rücken und hatte Zeit genug gehabt, mein Verlies zu durchsuchen, als noch das Tageslicht durch das Fenster gesickert war.
    Da hatte ich den Schemel gesehen, das alte, staubige Regal an der Wand, die Schalen und Blumentöpfe und natürlich die Kellertür, deren Holz so dick war, daß man es sprengen mußte, wollte man den Raum auf einem nicht normalen Weg verlassen.
    Der Boden unter mir bestand aus unregelmäßig verlegten Steinen, die immer wieder, wenn ich mich bewegte, gegen meinen Rücken drückten.
    Natürlich bewegte ich mich, denn ich wollte hier unten nicht einfrieren oder an Unterkühlung sterben.
    Wenn ich nachrechnete, dann war ich bereits seit mehr als drei Stunden Gefangener dieser beiden Frauen, die mich reingelegt hatten wie selten zuvor jemanden.
    Ich war tatsächlich wie ein Anfänger in die Falle getappt, und dabei hätte ich wissen müssen, daß diese beiden Personen nicht so ohne waren.
    Aber ich hatte sie nicht als Feindinnen angesehen, sondern als normale und auch irgendwo harmlose Frauen, und das war mein großer Fehler gewesen. Noch immer biß ich vor Wut die Zähne zusammen, ich keuchte meinen Ärger hinaus, wälzte mich hin und wieder über den feuchtkalten Boden, ohne jedoch etwas erreichen zu können.
    Man hatte mich kaltgestellt.
    Und dabei war es gar nicht sicher gewesen, daß die beiden Schwestern ein böses Spiel mit mir treiben wollten.
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