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0902 - Zurück zu den Toten

0902 - Zurück zu den Toten

Titel: 0902 - Zurück zu den Toten
Autoren: Jason Dark
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starre Gestalt gerade dieses sehr genau gehört, denn um ihre Augen herum entstand ein Zucken.
    Da spannte sich die Haut, warf zugleich ein dünnes Faltenmuster, und Amanda wußte, daß sie jetzt nicht mehr lange zu warten brauchte.
    Es stimmte.
    Urplötzlich öffnete der starr daliegende Mann die Augen. So schnell und heftig, daß Amanda einen leisen Schrei ausstieß, aber Furcht hatte sie trotzdem nicht.
    Der andere starrte sie an. Schaut er tatsächlich in ihr Gesicht, oder sah er sie nicht? Es war durchaus möglich, daß er dazu nicht in der Lage war, und die Frau konzentrierte sich einzig und allein auf die Augen, die ihr vorkamen wie zwei kreisrunde, kleine Spiegel, die kein normales Leben zeigten wie bei einem Menschen, aber trotzdem von einem gewissen Licht oder von einer Unruhe erfüllt waren, was einzig und allein am Schein der Kerze lag, deren Lichtreflexe sich in den Pupillen abzeichneten.
    »O ja!« stöhnte die Serrano. »O ja.« Sie nickte. »Ich habe es gewußt. Du wirst es tun, du bist nicht tot, und deine Freunde sind es auch nicht. Du wirst zu uns kommen, das weiß ich, und du wirst uns, zusammen mit den anderen in der nächsten Nacht ganz andere Welten eröffnen.«
    Obwohl die Gestalt angesprochen und Amanda davon überzeugt war, daß der andere sie gehört hatte, sagte er nichts. Es entstand bei ihm auch keine neue Reaktion. Dennoch wirkte sein Gesicht mit den offenen Augen so, als wäre er dabei, nur sie ganz allein anzustarren.
    Amanda wußte nicht, wie sie sich fühlen sollte. Furcht und Triumph hielten sich die Waage. Ihr Mund stand offen. Sie sah aus, als wollte sie einige Worte sagen, wobei sie sich allerdings nicht traute, sie auszusprechen.
    Und so wartete sie.
    Wieviel Zeit verging, wußte sie nicht genau, aber sie zuckte zusammen, als sie das leise, schabende Geräusch an der rechten Seite des Mannes hörte und dieser Laut sie praktisch zwang, den Blick zu senken.
    Bisher hatten die Arme des Mannes starr neben seinem Körper gelegen.
    Das hatte sich auch jetzt verändert, bis auf eine Ausnahme. Die rechte Hand des Liegenden hatte sich zur Faust geballt. Es war nach dem Öffnen der Augen die zweite Bewegung des Starren gewesen. So ging Amanda davon aus, daß diese Person intervallweise aus ihrer Starre erwachen würde.
    Plötzlich packte die Hand zu. Amanda spürte die harten Finger, die ihren rechten Ellbogen umklammerten, als wollte sie die Frau für alle Zeiten hier unter dem Stein festhalten. Den Kopf hatte der Mann dabei leicht gedreht, und die leblosen Augen glotzten Amanda an, daß es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief. Sie fror dabei innerlich, zudem hielt der Kontakt zwischen ihr und dem anderen noch immer stand.
    Was passierte noch?
    In den folgenden Sekunden nichts mehr. Es gelang der Frau, sich wieder zu entspannen, sogar in das Gesicht kehrte eine leichte Röte zurück. Bis der Mann urplötzlich den Mund öffnete.
    Da sah sie den Beweis!
    Aus seinem Oberkiefer wuchsen unter anderen zwei längere Zähne hervor, dessen Enden spitz zuliefen. Amanda Serrano wußte jetzt, wer vor ihr lag.
    Es war ein Vampir!
    ***
    Eigentlich hätte sie jetzt schreien oder weglaufen müssen. Dergleichen tat sie nicht. Sie blieb sitzen und hielt weiterhin den Blick auf das Gesicht des Bleichen gerichtet, dessen Mund so ungewöhnlich starr und auch verzerrt war, als wollte er bewußt seine langen Beißer zeigen. Die Augen bewegten sich ebenfalls nicht, aber aus der Rachenhöhle löste sich ein tiefes Stöhnen. Zugleich lockerte sich auch der Griff seiner Finger, und die Frau konnte sich wieder normal bewegen.
    Ihr Stöhnen erfüllte den gesamten Raum unter der Steindecke. Der erste Schwindel war ebenfalls vorbei, sie fühlte sich wieder etwas besser, und hinter ihrer Stirn begann es zu arbeiten.
    Sie hatte es gewußt. Sie hatte es schon lange gewußt. Schon seit Tagen, und sie hatte auch darüber mit ihrer skeptischen Schwester gesprochen.
    Jetzt würde sich Olivia wundern. Amanda dachte an die Worte, die sie am Küchentisch gesagt hatte. Sie würde ihr Fenster nicht schließen, um die Toten anzulocken.
    Keine Toten im eigentlichen Sinne, sondern Vampire. Das wußte sie nun. Und sie brauchte auch nicht mehr unter den anderen beiden Steinen nachzuschauen, dort würde sich das gleiche Bild bieten. Endlich waren sie erwacht - endlich! Und dies genau zum richtigen Zeitpunkt.
    In der letzten Zeit hatte sie viel über Vampire gehört. Allein durch die Medien geisterte dieser Begriff immer öfter. Es
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