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0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker
Autoren: Unbekannt
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Ausschreitungen Repressalien provozieren würde. Tatsächlich gab es einige Besonnene, und denen verdankst du es, daß du am Leben bist, Goran, und daß du deine Spionagetätigkeit überhaupt durchführen kannst."
    „Du ziehst ganz falsche Schlüsse, Tek!"
    „Ach, wirklich? Warum kümmern sich deine Artgenossen denn nicht um dein Verschwinden? Bisher hat noch niemand bei uns angefragt, ob uns nicht ein verirrter Loower zugelaufen ist. Oder vermißt man dich nicht?"
    „Da ihr meine Ergreifung nicht gemeldet habt, wird der Türmer glauben, daß ich in der Marswüste verschollen bin."
    „Das könnte ich zur Not noch gelten lassen, wenn ich ein leichtgläubiger Mensch wäre", sagte Tekener. .Aber wie steht es mit dir selbst?
    Warum hast du nie den Wunsch geäußert, zu deinem Volk zurückgebracht zu werden?"
    „Ich war neugierig", antwortete Goran-Vran. „Es interessiert mich, zu erfahren, wie das Zusammenleben mit Terranern vor sich gehen könnte. Aber unter diesen Umständen verzichte ich darauf. Ich verlange, auf der Stelle freigelassen und zum Mars zurückgebracht zu werden."
    Tekener erhob sich. „Das hätte ich schon viel früher zu hören erwartet", sagte er. „Aber jetzt entspricht dieser Wunsch nicht deiner Überzeugung, sondern der Befürchtung, daß wir deine Mission zunichte machen könnten. Was für einen Auftrag hast du eigentlich?"
    „Ich sage überhaupt nichts mehr!
    Ich verlange meine Freilassung."
    „Ich fürchte, so einfach ist das nicht", sagte Tekener und wandte sich zur Tür. „Wir müssen uns noch sehr gut überlegen, was mit dir zu geschehen hat, Goran."
    Damit ging er.
    Baya' 15.11.3586 Die erste Hürde war genommen.
    Lank-Grohan hatte Haman Gheröls Aggressionen abgebaut und auch die beiden anderen Familienmitglieder soweit gebracht, daß sie ihre Furcht ablegten.
    Aber das war erst die Vorarbeit.
    Der nächste Schritt war, den Terranern die Grundbegriffe des entelechischen Denkens beizubringen. Und das war ungleich schwieriger.
    Inzwischen hatte er den Terranern die Freiheit gegeben, ihren Wohnsektor zu verlassen und sich ungehindert im Westturm zu bewegen.
    Sie bekamen jeder einen Helk zur Verfügung gestellt, der sie überallhin begleitete, sie weniger bewachen als auf ihre Wünsche eingehen sollte.
    Aldina und Kerinnja fanden großen Gefallen daran, sich vom Helk bedienen zu lassen. Haman nützte seinen robotischen Begleiter hauptsächlich als Dialogpartner. Das war für Lank-Grohans Arbeit besonders nützlich, denn allein durch die Analyse der Fragen bekam er viel neues Wissen über die Terraner. Aber allein dieses Wissen reichte nicht aus, die Mentalität der Menschen besser zu verstehen. Und die Antworten, die Haman Gheröl bekam, reichten nicht für ein besseres Verständnis der Entelechie.
    Dabei waren seine Fragen nicht dumm - aber leider oft unbeantwortbar.
    Was sollte man darauf sagen, wenn er wissen wollte, ob die Loower nur erschaffen worden waren, um eine bestimmte Aufgabe im Kosmos zu erfüllen und ein Ziel zu erreichen, oder ob sie sich ihre Bestimmung selbst gesucht hatten?
    Darauf gab es einfach k,eine Antwort, weil sich noch kein Loower mit dieser Frage beschäftigt hatte, außer vielleicht einmal ein Türmer, der nach der Quellmeisterwürde strebte, oder ein Quellmeister selbst.
    Solche Fragen zeigten zwar die Wissensbegierde der Menschen und deckten gleichzeitig auch ihre Naivität im entelechischen Denken auf, aber sie brachten nicht weiter. Die Entelechie konnte nur,-jemand verstehen, der an sie glaubte, ohne sie erforschen und analysieren zu wollen.
    Der sie abgegeben hinnahm und von dieser unerklärlichen Kraft erfüllt wurde.
    Entelechie sprach für sich selbst, sie konnte nicht erklärt werden. Zumindest führten Erklärungen nicht zu einem besseren Verständnis des entelechischen Denkens.
    Und dahin mußte Lank-Grohan die terranischen Testpersonen bringen: daß sie die Entelechie akzeptierten.
    Das war jedoch eine schwere Arbeit.
    Kerinnja, Aldjna und Haman, diese drei Familienmitglieder, die überhaupt für eine entelechische Schulung in Frage kamen, waren bis jetzt noch um keinen Schritt weiter. Baya war für Lank-Grohan indiskutabel.
    Sie war noch zu unreif. Denn obwohl Menschen sich in ihrer Gesamtheit rascher weiterentwickelten als die Loower, ging die Entwicklung ihrer Kinder ebenso langsam wie die der Loowernachkommen vor sich. Der Reifeprozeß spielte sich wahrscheinlich sogar noch in viel komplizierterer Weise ab und wurde natürlich durch den
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