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0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker
Autoren: Unbekannt
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geht es, Goran?" fragte Jennifer Thyron zur Begrüßung und ließ sich auf eine der beiden Sitzgelegenheiten nieder, die für Menschen gedacht waren. „Hast du gut geruht?
    Ich hoffe, die Änderungen an deiner Liegestatt, die ich nach deinen Angaben machen ließ, entsprechen deinen Erwartungen."
    „Durchaus", sagte Goran-Vran und reichte ihr einen Tentakel zur Begrüßung. „Eure Designer haben das ganz ordentlich hingekriegt. Ich bekomme vom Liegen jedenfalls keine Rückenschmerzen mehr."
    „Das freut mich, Goran", sagte Jennifer und kam sogleich zum Thema. „Leider muß ich mit. dir auch einige unerfreuliche Dinge besprechen. Bei den psychologischen Tests, bei denen du uns deinen Lebenslauf erzählt und den normalen Tageslauf eines Loowers geschildert hast, sind einige Widersprüche aufgefallen."
    „Du willst sagen, ich habe gelogen, Jenny?" fragte Goran-Vran frei heraus.
    Ihr gegenüber nahm er sich nie ein Blatt vor den Mund. Tekener gegenüber war er verstockter.
    „Ich will dir keine bewußten Lügen unterschieben", sagte sie. „Aber in einigen Punkten hast du aus irgendwelchen Gründen nicht die ganze Wahrheit gesagt. Einiges mußt du uns aber absichtlich verschwiegen haben. So die Tatsache, daß du mich und Tek kennst."
    Goran-Vran richtete seine fühlerartigen Sehorgane geradewegs auf sie, was er immer tat, wenn er „treuherzig" wirken wollte. Jennifer hatte bemerkt, daß er gerne Grimassen schnitt, was bei einem Loower ganz anders aussah als bei einem Menschen und daher auch schwerer herauszufinden war. „Woher sollte ich euch kennen?" fragte er. „Du hast angegeben, der Besatzung der THAMID angehört und dort den Posten eines stellvertretenden Kommandanten bekleidet zu haben", erklärte sie. „Du warst auf dem Schiff, als die terranische Verhandlungsdelegation an Bord kam. Und dieser Delegation gehörten Tek und ich an."
    „Ich konnte damals einen Terraner noch nicht vom anderen unterscheiden", erwiderte Goran-Vran. „Ebensowenig war es mir möglich, Geschlechtsunterschiede zu machen."
    „Das nehme ich dir nicht ab, Goran", sagte Jennifer. „Bei anderer Gelegenheit hast du gesagt, daß die Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen bei den Menschen ähnlich wie bei deinem Volk ist. Man treffe Frauen selten in.verantwortungsvollen Positionen an. Dazu hast du gesagt, und ich zitiere wörtlich: ,Der terranischen Verhandlungsdelegation gehörte eine Frau an, von deren Intelligenz der Türmer sehr angetan war. Hergo-Zovran lobte auch ihr Einfühlungsvermögen und wünschte, daß all seine terranischen Verhandlungspartner solche Fähigkeiten wie diese Frau hätten, dann wären beiden Seiten viele Mißverständnisse erspart geblieben.' Ende des Zitats. Diese Frau war ich, Goran."
    „Das weiß ich inzwischen auch, weil ich mich deines Namens erinnerte", erwiderte der Loower. „Aber ich habe dich nicht wiedererkannt."
    „Das muß ich dir wohl glauben", sagte Jennifer. „Aber mich stört daran, daß du keinerlei Erwähnung davon in unseren vertraulichen Gesprächen gemacht hast. Daraus muß ich schließen, daß diese Gespräche von deiner Seite doch nicht so vertraulich geführt wurden. Ich bin enttäuscht, Goran."
    „Das tut mir leid, Jenny."
    Sie überging die Entschuldigung. „Es gibt noch weitere Punkte, die mich stutzig gemacht haben. So hast du unumwunden zugegeben, der jenige gewesen zu sein, der die Bugkapsel der THAMID abgesprengt hat. Du sagtest auch, daß du derjege seist, der beim Bau der Neunturmanlage den Unfall verursacht hat. Aber zu beiden Ereignissen hast du nicht genauer Stellung bezogen, ja, du bagatellisiertest diese Vorfälle sogar. Dabei wissen wir von einem Ereignis definitiv, daß es schwerwiegende Folgen hatte. Ich spreche von der Absprengung des THAMID-Buges."
    „Ich habe doch freimütig erklärt, daß dieses Versagen mich meinen Posten kostete und ich deshalb zum Turmbau abgestellt wurde", sagte Goran-Vran. „Aber du hast uns verschwiegen, daß in der Bugkanzel der THAMID eine parapsychisch begabte Macht untergebracht war", hielt Jennifer ihm vor. „Es war dieselbe Macht, die unsere Delegation beim Betreten und Verlassen der THAMID mit Suggestivimpulsen überschwemmte.
    Durch eine Bemerkung Fanzan-Prans, die ich trotz ihrer entelechischen Verschlüsselung verstand, erfuhr ich bei einem Besuch auf dem Mars, daß die Sprengung des Bugs der THAMID mit der Vernichtung der parapsychischen Macht gleichzusetzen sei. Und er sagte rundheraus, daß du, Goran, dafür
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