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0900 - Der Magier

0900 - Der Magier

Titel: 0900 - Der Magier
Autoren: Volker Krämer
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Prophezeiung sprach davon, doch niemand hatte wirklich geglaubt, dass sie einmal eintreffen könnte.
    Schmilzt das Welteneis, wird sich der Sand erheben, wird das Volk in seiner Wut untergehen…
    Eupha gab sich einen Ruck, sprang in den Sattel ihres Reittieres. So rasch sie nur konnte folgte sie ihrem Großvater.
    Das Eis der Welt schmilzt. Das waren die Worte, die mit einem Mal ihr ganzes Denken ausfüllten.
    Eupha fühlte panische Angst in sich aufsteigen…
    ***
    Professor Zamorra hatte es versucht - mit all den Mitteln, die ihm zur Verfügung standen.
    Doch wenn der alte Zauberer in der Regenerationskammer ruhte, dann war er gegen seinen ausgesprochenen Willen nicht zu erreichen. Das war er ja selbst dann nicht immer, wenn der alte Zauberer die Sperren um seine Kammer herum lockerte.
    Die Kammer. Zamorra wusste, dass Merlin bei seinem Duell mit Rofocale tödliche Verletzungen davon getragen hatte. Sie hatten seine Existenz bislang noch nicht endgültig beenden können, doch für den Professor stand mittlerweile fest, dass sie sich tödlich auswirken würden. Zamorra hatte versucht, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen, aber er musste zugeben, dass ihm dies nicht gelingen wollte.
    Wie oft hatte er den alten Zauberer verflucht! Der Alte hatte ihn oft genug geärgert, aber dennoch - ohne in die Zukunft zu blicken, die Vorstellung, ohne ihn weiterleben zu müssen, ohne dass der Magier im Hintergrund stand, jagte Zamorra Angst ein. Er wollte lieber nicht genauer darüber nachdenken.
    Der Wechsel von der Erde in die Hölle war Routine. Nicole und der Professor konnten in der Ferne schon bald den Kokon erkennen, der die weiße Stadt Armakath umschloss und wild bis zum sonnenlosen Himmel der Schwefelklüfte aufragte. Um den Kokon herum hatte sich allerdings vieles verändert. Keine Spur mehr von den Ansiedlungen der Sektierer, die in Armakath einen Gegenentwurf zu den herrschenden Realitäten in der Hölle sahen. Es waren regelrechte Zeltdörfer entstanden, ein riesiger Sklavenmarkt… und Opferstätten, in denen sich die Sektierer bis in einen feurigen Selbstmord getanzt hatten.
    Der Ductor - das brutale Wesen, das innerhalb des Kokons das Regiment führte - hatte all das zerstört. Es schien, als hätte das selbst die größten Fanatiker verschreckt. Die letzten waren sicher geflohen, als es direkt am Kokon die Schlacht zwischen dem Ductor und Stygias Amazonen gegeben hatte. Ein Massaker, an dem auch Lucifuge Rofocale beteiligt gewesen war.
    Nicole blickte sich nach allen Seiten um. »Und nun? Ich bin mir gar nicht so sicher, dass Merlin uns hier nun wie auch immer treffen wollte. Vielleicht war der Hinweis auf den Kokon ja nur allgemeiner Natur? Sollte vielleicht heißen - passt auf, von dort droht Gefahr?« Sie hielt kurz inne, doch dann entschied sie, dass ihre Worte blanker Unsinn waren. Die Gefahr der weißen Städte, der Knotenwelten, die den Plan einleiten sollten, war ja hinlänglich bekannt.
    »Ich bin wach. Und ich kann nicht schlafen, Zamorra.«
    Duval und der Professor wirbelten herum. Aus den Ruinen, die von der ganzen Herrlichkeit des Sklavenmarktes übrig geblieben waren, kroch ein Wesen hervor. Ein Dreibeiner! Zamorra hatte diese Wesen, die einen Großteil der Sektierer ausgemacht hatten, schon mehr als nur einmal intensiv beobachten können. Er wusste nicht, ob sie ursprünglich einem bestimmten Dämon zugeordnet gewesen waren, aber das spielte ja auch keine Rolle. Sie glaubten an die weiße Stadt, die ihnen eine neue, eine bessere Zukunft bringen sollte.
    Der Dreibeiner war nicht sonderlich groß - Zamorra hatte weitaus beeindruckendere Exemplare gesehen. Zudem schien er bereits sehr alt zu sein. Er trug keinerlei Kleidung, seine Haut lag in tiefen Falten… sein zu klein geratener Kopf war kahl und erinnerte frappant an ein Knollengewächs; die Augen waren winzig und blickten ausdruckslos.
    Offenbar war der Dreibeiner krank oder verwundet. Er schien nicht in der Lage, sich aufzurichten. Er kniete auf zweien seiner Beine, das dritte zog er hinter sich her, als wäre es gebrochen. Nur kriechend bewegte er sich vorwärts.
    »Zamorra! Nun ist es soweit - ich kann nicht mehr schlafen! Die Kammer wird mir nicht mehr helfen.« Der schmallippige Mund des Dreibeiners bewegte sich kaum erkennbar, aber Zamorra und Nicole verstanden jedes Wort.
    Und entsetzt begriffen sie, wen sie das vor sich hatten - oder besser gesagt, was ! Dieses erbarmungswürdige Wesen dort war eine Inkarnation von Merlin… zumindest
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