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0900 - Der Magier

0900 - Der Magier

Titel: 0900 - Der Magier
Autoren: Volker Krämer
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wieder musste Zamorra an das denken, was ihm auf Maiisaros Welt geschehen war. Sein unfreiwilliger Blick in die tiefe Vergangenheit, der ihm das Sterben einer ganzen Galaxis gezeigt hatte - den schmerzvollen Exodus der Völkergemeinschaft, oder besser gesagt: die Flucht derer, die überlebt hatten. Sie flohen vor einer unsagbaren Gefahr, die ihnen dennoch zu folgen drohte. Doch mit einem gigantischen Ablenkungsmanöver konnte das verhindert werden, einem Manöver, dass die, die es verwirklichten, nicht überleben konnten.
    Zamorra war sicher, dass dies alles zu der heutigen Bedrohung durch die weißen Städte geführt hatte. Doch mit jedem Puzzleteil, das er in diesem unvollständigen Bild anlegen konnte, tauchte an anderer Stelle ein neues Fragezeichen auf. Maiisaro, die auf ihrer Welt über die Wurzeln wachte, die einmal in einer solchen weißen Stadt eingesetzt werden sollten, konnte all diese Rätsel nicht auflösen - oder sie wollte es nicht, da war der Parapsychologe nicht ganz sicher. Andererseits hatte Zamorras Bericht über den Zustand der Welten, die als Knotenwelten für den großen Plan fungieren sollten, bei dem Licht der Wurzeln große Überraschung und Befürchtungen ausgelöst. Das war gut zu wissen, vielleicht konnte Maiisaro so zu einer wichtigen Verbündeten werden. Vielleicht… und das gab Zamorra zumindest bei dieser einen seiner vielen Sorgen ein wenig Zuversicht.
    Vielleicht hätte ein gut gelaunter Merlin Zamorra helfen können. Diese ganze Geschichte mit den Wurzeln und den weißen Städten reichte so tief in die Vergangenheit hinein, dass Merlin - vielleicht auch Asmodis, der ja immerhin Merlins Bruder war - Informationen darüber besitzen mussten. Die Überlebenden der zerstörten Galaxie waren in die Milchstraße gekommen, da gab es keine Zweifel. Das hatte doch nicht unbemerkt geschehen können, da war sich Zamorra sicher. Und wer hätte besser über so etwas Bescheid wissen können als Merlin.
    Merlin - endlich war der Professor bei dem Schlüsselwort angelangt, dem Namen, der für seine Schlaflosigkeit verantwortlich war.
    Merlin…
    Ein schmerzhaftes Kribbeln zog durch Zamorras rechten Arm, stahl sich in seine Brust hinein, wo es so plötzlich verging, wie es entstanden war. Merlin? Bewusst oder unbewusst - der alte Magier schickte ihm diesen Schmerz, da war sich der Meister des Übersinnlichen sicher. Zamorra atmete tief durch, ging mit staksigen Schritten in die Küche. Im Kühlschrank fand er einige Flaschen dieses unverschämt teuren Mineralwassers. Er stürzte den Inhalt der ersten Flasche in einem Zug hinunter, öffnete eine zweite und setzte sich an den Küchentisch, der einen großen Teil des Raumes einnahm.
    Merlin…
    Der Schmerz war wie ein Gespräch zwischen dem Franzosen und Merlin Ambrosius, eine stumme Zwiesprache zwischen zwei alten Freunden. Doch so ganz stimmte das dann auch wieder nicht, denn ein wirklicher Freund war der Zauberer nie gewesen. Er konnte unglaublich fordernd sein, unfair und herrisch. Er hatte Zamorra und Nicole oft genug springen lassen, als wären sie seine Leibeigenen. Dennoch war das Band zwischen Zamorra und dem Alten nach wie vor fest geknüpft.
    Ein Geräusch ließ den Parapsychologen zusammenzucken. Doch sofort lehnte er sich wieder entspannt zurück - Nicole war in die Küche gekommen. Sie hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht, einen Morgenmantel überzuziehen. Zumindest hätte sie das so genannt - für Zamorra war es eine geschickt um den Körper gewickelte Gardine… und mindestens ebenso durchsichtig!
    Lächelnd setzte sie sich direkt gegenüber von ihm auf einen Stuhl. Das Lächeln schien jedoch nicht ganz echt zu sein.
    »Du kannst also auch nicht schlafen?« Zamorra schüttelte den Kopf und schob Nicole wortlos die angebrochene Wasserflasche zu. Das Angebot nahm Nicole dankend an, denn ihre Kehle fühlte sich wie eine Wüste an. Doch dann stockte sie. »Ich habe von Merlin geträumt und bin dann aufgewacht.«
    Zamorra erzählte ihr in kargen Worten, wie es ihm ergangen war. »Er will uns etwas mitteilen, Zamorra«, meinte Nicole. Doch sie unterbrach sich, schien für Sekunden in sich selbst versunken zu sein. »Er stirbt - der alte Magier stirbt tatsächlich.« Einige Minuten lang schwiegen die beiden, hingen Gedanken und Erinnerungen nach. Schließlich räusperte sich Zamorra.
    »Damit war zu rechnen. Seine Wunden waren bereits nach dem Kampf mit Lucifuge Rofocale tödlich. Die Regenerationskammer konnte das Ende nur
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