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0900 - Der Magier

0900 - Der Magier

Titel: 0900 - Der Magier
Autoren: Volker Krämer
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wecken.
    Trotz seiner Müdigkeit kam er nicht umhin, einen kurzen Augenblick inne zu halten. Er sah zurück auf seine Lebensgefährtin. Nicole hatte sich im Schlaf freigestrampelt - und nach all den vielen Jahren, die sie nun ein Paar waren, bezauberte der Anblick ihrer nackten Schönheit den Parapsychologen wie am ersten Tag. Sie war und blieb ein Traum… sein Traum!
    Zamorra riss sich von dem Anblick los. Er trat auf den Korridor hinaus. Ein Frösteln durchlief seinen Körper. Es war alles andere als kühl, doch ein Film aus kaltem Schweiß überzog seine Haut. Château Montagne besaß mehrere Badezimmer, die allesamt komplett ausgestattet waren. Zamorra wählte das, was am weitesten vom Schlafraum entfernt war.
    Erschöpft stellte er sich unter die Dusche, ließ zunächst eiskaltes, dann heißes Wasser seinen Körper massieren. Langsam kehrten seine Lebensgeister zurück, auch wenn das im Grunde ja nicht das Ergebnis war, das er sich gewünscht hatte.
    Zamorra wollte schlafen, zumindest ein paar Stunden.
    Doch in dieser merkwürdigen Nacht hatte er noch kein Auge zugemacht. Beunruhigende Gedanken, beinahe greifbar real, hatten Besitz von seinem Bewusstsein ergriffen. Es war ein Gefühl, als hätte jemand Zamorras persönliche Büchse der Pandora für ihn geöffnet - all die unerledigten Dinge, all die Fronten, an denen er und seine Freunde zu kämpfen hatten, all die Bedrohungen und Rätsel der letzten Zeit - angefangen bei den Riesen bis hin zu der Problematik um den Erbfolger, von Stygia über Rofocale und nicht zuletzt Fu Long, der sich immer stärker in den Kampf gegen die Hölle einzumischen schien und den Zamorra nicht zum Gegner haben wollte… bis hin zu den weißen Städten und der Bedrohung, die von ihnen ausging - all das tanzte in diesen Stunden einen bösen Reigen im Kopf des Professors.
    Dazu stießen die Bilder der Mitstreiter - Artimus van Zant, der bei seinem Entschluss geblieben war, sich aus dem Team zurückzuziehen. Zumindest versicherte er das in seinen Telefonaten mit Zamorra immer wieder aufs Neue. Das änderte zwar nichts daran, dass er ein Krieger der weißen Städte war, die sich im Ernstfall kaum um Artimus' Entscheidung stören würden, aber dennoch schien Artimus seinen Rückzug aus dem Kampf gegen das Böse ernst zu meinen. Zamorra vermisste den Südstaatler, der sich nun ganz und gar seinem Projekt no tears widmete, in dem Kinder aus aller Welt ein neues Heim, eine neue Zukunft finden konnten, wenn man ihr altes Leben einfach so zerstört hatte. Und von denen gab es unendlich viele…
    Dalius Laertes - der Uskuge und Vampir, der sich einen Körper mit seinem Sohn Sajol teilte, weil das Bewusstsein des Jungen sonst unglaubliches Unheil angerichtet hätte. Das Magiepotential Sajols war eine unausgesprochene Drohung für das Leben einer jeden Welt, die ihm ausgesetzt sein würde. Vielleicht sogar noch weitaus mehr als dies. Zamorra schätzte Laertes sehr, doch er wusste um den Zwiespalt, der in allen Handlungen des Uskugen zu verspüren war. Dalius Laertes fürchtete sich in jeder Sekunde seiner Existenz davor, die Kontrolle über seinen Sohn zu verlieren. Ein winziger Moment der Unachtsamkeit konnte vielleicht schon reichen.
    Und was war mit Asmodis? Der Ex-Teufel war für Zamorra ein einziges Rätsel. Konnte man ihm trauen? Wie sagte man doch so schön? »Wer dich als Freund hat, der braucht keine Feinde mehr!« Ja, bei Asmodis traf das das Verhältnis zu ihm recht gut.
    Zamorra drehte am Duschkopf, bis wieder eiskaltes Wasser aus den feinen Düsen kam. Wie hatte der alte Pfarrer Kneipp doch gesagt? Kalt duschen, nur oberflächlich abtrocknen und sofort ins Bett. Das sollte ein Wundermittel gegen Schlaflosigkeit sein. Gut, das ließ sich ja testen. Zamorra verfügte über ganz eigene Techniken wie Autosuggestion und diverse Zaubersprüche, um einen nicht kommen wollenden Schlaf anzulocken, doch die hatten in dieser Nacht einfach alle versagt.
    Als er sich mit dem Badetuch leicht abtrocknete, kam ihm wieder das Telefonat in den Sinn, das er am späten Abend mit Artimus geführt hatte. Es ging um Vinca von Parom und seine Frau Lakir, die nach wie vor auf der Welt von Maiisaro - einer jungen Frau, die sich das Licht der Wurzeln nannte - befanden. Van Zant hatte bisher keine Nachricht von dort erhalten. Seine Befürchtungen waren groß, denn Lakir war wirklich mehr tot als lebendig von ihrem Mann dorthin gebracht worden. Lebte sie überhaupt noch? Oder war alles umsonst gewesen?
    Immer
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